Am 30. Juli 2024 sorgte ein spektakulärer Sprung eines Influencers aus dem Kirchturm des versunkenen Dorfes Graun im Reschensee für Aufregung. Der mutige Sprung des Sportlers Simon Brunner hat nicht nur für große Aufmerksamkeit auf sozialen Medien gesorgt, sondern auch erhebliche Kontroversen und Kritik ausgelöst.
Der Hintergrung des Reschensees
Der Reschensee, bekannt für seinen ikonischen Kirchturm, der im Jahr 1950 entstand, ist weit mehr als nur ein malerischer Ort. Tatsächlich stehen hinter dem See und dem Dorf Graun tragische Geschichten. Das einst blühende Dorf wurde während des Ausbaus eines Wasserkraftwerks überflutet, was zur Umlegung der Dorfbewohner führte und die Zerstörung ihrer Heimat zur Folge hatte. Nur der Kirchturm der ehemaligen Pfarrkirche St. Katharina überstand die Fluten und ragt seitdem als ein bewegendes Denkmal aus dem Wasser.
Der riskante Sprung und seine Folgen
Simon Brunner, ein 1996 geborener Influencer und begeisterter Turmspringer, nutzte die beeindruckende Kulisse, um mit einem waghalsigen Sprung ins Wasser auf sich aufmerksam zu machen. Bei diesem Sprung, nach dem Motto „Goodbye God“, führte er zweieinhalb Saltos aus, was ihm bis zum 1. August mehr als 5700 Likes auf Instagram einbrachte. Brunner ist nicht nur für seine waghalsigen Aktionen bekannt, sondern hat auch an verschiedenen RTL-Format mit großem Erfolg teilgenommen.
Kritik und Diskussionen in der Online-Community
Trotz der Begeisterung seiner Fans, die seinen Sprung als „einmalig“ und „großartig“ bezeichneten, fanden sich auch viele kritische Stimmen unter dem Post. Einige kritisierten das Verhalten als respektlos gegenüber kulturerhaltenden Symbolen. Aussagen wie „Das ist eine absolute Respektlosigkeit gegenüber Kulturgut“ und „Das gibt Probleme, nicht zur Nachahmung empfohlen“ reflektieren die Sorge um den Erhalt des Denkmals und um die Sicherheit der Nachahmer.
Reaktionen von Seiten der Tourismusinitiative
Die Südtiroler Tourismusinitiative äußerte sich ebenfalls zu dem Vorfall und betonte die Bedeutung, den Kirchturm als Denkmal zu respektieren. „Es ist wichtig zu verstehen, dass der Turm ein kulturelles Erbe darstellt und das Springen verboten ist“, war eine der Aussagen der Initiative. Sie empfehlen stattdessen den Besuch wunderschöner Aussichtspunkte um den See, um das beeindruckende Panorama abzuschätzen.
Sensation und Sensibilisierung
Der Vorfall hat nicht nur die Diskussion um den Erhalt des kulturellen Erbes angestoßen, sondern auch Fragen nach der Verantwortung der Influencer aufgeworfen. In Zeiten, in denen soziale Medien große Macht über das Verhalten junger Menschen haben, ist es entscheidend, wie diese Plattformen genutzt werden. Influencer wie Brunner müssen sich ihrer Rolle als Vorbilder bewusst sein und die möglichen Konsequenzen ihres Handelns bedenken.
Die Erhaltung des kulturellen Erbes
Es ist unerlässlich, dass alle Nutznießer des kulturellen Erbes, von Touristen bis zu Einheimischen, Verantwortung tragen, um diese wertvollen Stätten zu schützen. Der Reschensee und der Kirchturm von Graun sind nicht nur touristische Attraktionen, sondern auch Symbole förderlicher Respekt und Bewusstsein für die Vergangenheit. Anstelle riskanter Aktionen sollten individuelle und gemeinschaftliche Anstrengungen unternommen werden, um solche Denkmäler für kommende Generationen zu bewahren. Die kürzlichen Bauarbeiten, bei denen die Ruinen von Graun wieder zum Vorschein kamen, erinnern daran, wie wichtig es ist, die eigenen Wurzeln und die damit verbundenen Geschichten zu schätzen und zu äußern. So bleibt der Reschensee ein faszinierender Ort mit einer reichen und bedeutenden Geschichte, die es zu bewahren gilt.