Innsbruck

Südtirols Medizinstudenten: Vom Ausland zurück zur Heimat?

Südtirols Medizinstudenten ergreifen die Flucht ins Ausland und lassen ihre Heimat zurück – was treibt sie dazu, die Rückkehr zu meiden?

Immer mehr junge Menschen aus Südtirol, die sich für ein Medizinstudium entschieden haben, zieht es ins Ausland, wo sie nicht nur ihren Abschluss machen, sondern oft auch bleiben. Diese Entwicklung nennt man „Brain Drain“, was auf die Abwanderung von hochqualifizierten Fachkräften hinweist. Besonders kritisch wird dies im medizinischen Bereich gesehen, denn die Auswirkungen könnten auch langfristige Folgen für die Gesundheitsversorgung in der Heimatregion haben. Ein Blick auf die Beweggründe dieser Studenten zeigt, dass es nicht nur um akademische Perspektiven geht.

Jonas, ein Medizinstudent in Innsbruck, hat seit vier Jahren sein Studium dort erfolgreich vorangetrieben. Er entschied sich gegen ein Studium in Italien, da ihm dies als zu theoretisch erschien. Für ihn steht fest: Eine Rückkehr nach Südtirol plante er nicht. Sein Ziel ist eine Karriere an einer Universitätsklinik im Ausland, wo er die Möglichkeit hat, neben der praktischen Tätigkeit auch in der Forschung tätig zu sein. „Die Kombination von klinischer Praxis und Forschung eröffnet mir bessere Karrierechancen“, erklärt er.

Erfahrungen und Perspektiven im Ausland

In seiner Zeit in Innsbruck hat er viele andere Studierende aus Südtirol kennengelernt, die ähnliche Ansichten haben. Einige zieht es aus finanziellen Gründen in die Schweiz, während andere aufgrund von persönlichen Beziehungen in Österreich bleiben. „Das Leben nach dem Studium ist hier so angenehm, dass viele nicht zurückkehren wollen“, bemerkt er und verweist auf die Schwierigkeiten, die einige mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb erfahren haben. Diese negativen Erfahrungen schürten zusätzlich die Zweifel an einer Rückkehr.

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Das akademische Umfeld in Innsbruck beschreibt er als viel offener und einladender. „Hier sind die Lehrkräfte engagierter, und wir Studierenden werden nicht als Last angesehen“, fühlt er sich besser unterstützt, im Vergleich zu seinen Erlebnissen in Bozen. Jonas ist sogar bereit, eine neue Sprache zu lernen, um im Ausland zu leben und zu arbeiten. Ein bevorstehendes Austauschsemester in Löwen, Belgien, kann seine Zukunftspläne weiter beeinflussen.

Der Medizinstudent sieht jedoch auch Verbesserungspotenzial in Südtirol. Niedrigere Mietpreise könnten die Rückkehr attraktiver machen, genauso wie eine bessere Vernetzung des Sanitätsbetriebs und mehr Unterstützung für Studierende. „Es muss mehr auf die Ausbildung und Förderung unserer angehenden Ärzte geachtet werden“, schlägt er vor und plädiert für eine Stärkung des Arztberufs in der Allgemeinmedizin.

Auch Simon Gasser, der sein Medizinstudium in Hamburg verfolgt, hat seine Entscheidung stark einem Stipendium zu verdanken. „Das hat mir den Zugang zu einem Medizinstudium eröffnet, das in Deutschland aufgrund des strengen Numerus Clausus kaum möglich war.“ Dieses Stipendium verpflichtet ihn, nach seinem Abschluss für vier Jahre in Südtirol zu arbeiten, was er inzwischen als wertvolle Gelegenheit betrachtet. Während seiner Praktika in Schlanders und Meran habe er ein positives Arbeitsumfeld erlebt.

Simon erkennt, dass die lange Studiendauer im Ausland dazu führt, dass viele nicht zurückkehren, weil sie ein neues Leben aufgebaut haben. Die Konkurrenz um Ärzte ist im Ausland groß, da Arbeitgeber bereits während des Studiums um ihre Talente werben. Dennoch hat Simon regelmäßig Praktika in Südtirol gemacht, wodurch er in engem Kontakt mit seiner Heimat geblieben ist. „Das hält mein Interesse aufrecht und lässt mich die Verbindung nicht verlieren“, erklärt er.

Er bedauert die Abschaffung des Stipendiums in Hamburg, sieht jedoch positive Entwicklungen in Salzburg und Bozen, wo ähnliche Initiativen bestehen. „Die Schaffung von mehr Studienplätzen ist wichtig, denn die Nachfrage ist da, aber der Platz begrenzt“, hebt er hervor.

Diese jungen Medizinstudenten stehen exemplarisch für eine größere Bewegung von Talenten, die das Gefühl haben, dass berufliche Chancen und ein erfüllendes Leben oft außerhalb ihrer Heimatregion zu finden sind. Die Politik wird gut beraten sein, diesen Trend zu beobachten und aktiv zu gestalten, um die Abwanderung junger, qualifizierter Fachkräfte zu stoppen. Für eine detaillierte Analyse dieser Situation können Interessierte hier nachlesen.

Quelle/Referenz
tageszeitung.it

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