In den archäologischen Tiefen der Tiroler Landesbibliothek Ferdinandeum hat sich eine faszinierende Entdeckung ergeben. Über 200 Jahre nach dem Tod des bemerkenswerten Schriftstellers Heinrich von Kleist wurden bisher unbekannte Briefe des Autors entdeckt. Diese kostbaren Stücke der Literaturgeschichte wurden im Rahmen eines Familiennachlasses des österreichischen Diplomaten Joseph von Buol-Berenberg gefunden.
Die Entdeckung ist dem Literaturwissenschaftler Hermann F. Weiss von der University of Michigan zu verdanken, der diese Briefe in den Archiven der Bibliothek aufspürte. Die Dokumente, die seit 2007 dort aufbewahrt werden, hatten eine bemerkenswerte Reise hinter sich. Bereits 2006 wurde ein kleiner Teil dieser Sammlung von Roland Sila, dem Leiter der Bibliothek, eingehend überprüft. Interessanterweise sollen sich die gesichteten Dokumente in weniger als optimalen Bedingungen befunden haben, da sie in Obstkisten gelagert wurden, was die Wichtigkeit ihrer Rettung unterstreicht.
Der Wert der Entdeckung
Die Bedeutung dieses Funds kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Nachlass öffnet nicht nur ein neues Kapitel in der Forschung zur Literatur Kleists, sondern verspricht auch die Veröffentlichung der Briefe im anstehenden „Kleist-Jahrbuch 2024“. Dies könnte die bedeutendste Sammlung von Kleist-Autografen seit mehr als einem Jahrhundert darstellen. Roland Sila betonte die unverzichtbare Rolle von Bibliotheken und deren Mitarbeiter in der Sichtung und Erhaltung solch wertvoller Bestände, die unschätzbare Einblicke in die Literaturgeschichte bieten.
„Für uns ist der dokumentarische und wissenschaftliche Wert dieser Briefe von herausragender Bedeutung,“ erklärte Sila, und stellte fest, wie wichtig es sei, nicht nur auf digitale Ressourcen zurückzugreifen, sondern auch die physischen Sammlungen der Bibliotheken genau zu untersuchen.
Die neu entdeckten Briefe datieren aus den Jahren 1809 und 1810, also aus Kleists letzten Lebensjahren. In diesen Briefen, die direkt an Joseph von Buol-Berenberg gerichtet sind, äußert Kleist seine inneren Kämpfe und politischen Verzweiflungen, die in den turbulenten Zeiten dieser Epoche unverkennbar sind. In einem der Briefe offenbart Kleist seine tiefe Enttäuschung über die Situation in Deutschland und sieht „keine Rettung für Deutschland“ und auch „keine Hoffnung mehr für die Publikation seiner politischen Schriften“.
Ein literarisches Rätsel
Besonderes Interesse weckt der letzte dieser fünf Briefe, der ein gescheitertes Projekt als Thema hat. Die genauen Umstände dieses Vorhabens bleiben unklar, aber Kleists Bezugnahme darauf und die damit verbundenen Fragen eröffnen ein weiteres Feld für Forschungen. Der Brief, der ihn nach Frankfurt am Main führte, könnte tiefere Einsichten in die literarische und politische Psyche eines der bedeutendsten deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts bieten.
diese aufregende Neuigkeit spricht nicht nur Literaturfreunde an, sondern wirft auch ein Licht auf den wertvollen historischen Erhalt in Bibliotheken. Die Entdeckung zeigt, wie wichtig es ist, sorgfältig mit unserem kulturellen Erbe umzugehen und wie viel noch unentdeckt in den Regalen der Archive darauf wartet, ans Licht zu kommen. Für weitere spannende Berichte aus Innsbruck, siehe hier.