In der Kategorie der Nationalratswahl zeichnete sich ein interessantes Bild ab: Während die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) in einer überwiegenden Anzahl von Gemeinden – nämlich in 2.112 von 2.155 – zulegen konnte, verzeichnete die Österreichische Volkspartei (ÖVP) eine durchgehende Niederlage. Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) hatte ein gemischtes Ergebnis, gewann in über 800 Orten dazu, verlor jedoch in mehr als 1.200. Dies deutet auf einen klaren Trend hin, der die FPÖ an die Spitze in Bund, Land und vielen Gemeinden stellt, während die ÖVP hinter SPÖ zurückfällt.
Doch in Graz, der Landeshauptstadt der Steiermark, sieht die Situation ganz anders aus. Hier steht die SPÖ überraschenderweise knapp vor der ÖVP, während die Freiheitlichen nur auf dem dritten Platz landen. Dieses Ergebnis sticht hervor, besonders wenn man die allgemeinen Wahlergebnisse in Betracht zieht, wie man bei steiermark.orf.at nachlesen kann.
Ein Unikum in der Wahlhistorie
Der Politikwissenschaftler Thomas Hofer beschreibt Graz als ein „österreichweites Unikum“, da die Wähler hier oft anders entscheiden als im Rest des Landes. Hofer merkt an, dass viele Wähler der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) in dieser Wahl ihre Stimmen der SPÖ gegeben haben, weil sie bezweifelten, dass die KPÖ die Hürde für den Einzug in den Nationalrat überwinden könnte. Dies führte zu einem Zuwachs von 4,8 Prozentpunkten für die SPÖ.
Ein bemerkenswertes Ergebnis erzielte auch die FPÖ in Graz – trotz eines ausstehenden Finanzskandals gelang es der Partei, sich auf einem Niveau mit der SPÖ und ÖVP zu bewegen. Hofer hebt hervor, dass die FPÖ in Graz die Wahlgemeinschaft auf Augenhöhe erreicht hat, was die Dynamik der politischen Landschaft unterstreicht.
Die Grünen und die Herausforderungen der Verkehrspolitik
Im gegenteiligen Trend stehend, verloren die Grünen in Graz fast zehn Prozentpunkte. Hofer führt diesen Rückgang nicht nur auf die umstrittene Verkehrspolitik zurück, obwohl diese sicherlich einen Einfluss hatte. Er ist der Meinung, dass viele Wähler bereits an der Nationalratswahl und nicht an kommunalen Themen orientiert waren, was das schlechte Abschneiden der Grünen erklärt.
Mit Blick auf die kommende Landtagswahl wird Graz als entscheidend eingestuft. Die geringen Abstände zwischen den Parteien SPÖ, ÖVP und FPÖ machen deutlich, dass der Wahlkreis Graz und Graz-Umgebung künftig noch bedeutsamer wird, vor allem da die Anzahl der wahlberechtigten Bürger in dieser Region weiterhin wächst. Details dazu findet man im Artikel auf steiermark.orf.at.
