Der Wahlkampf brodelt und die Politikszene in Österreich erlebt einen spannungsgeladenen Auftakt. Mit einer mitreißenden Rede in Graz hat FPÖ-Chef Herbert Kickl den Startschuss für einen intensiven Wahlkampf gegeben, der bis zur Nationalratswahl am 29. September 2024 dauern wird. Ihr Ziel ist klar: Kickl möchte Kanzler werden und die Freiheitlichen strömen mit großem Elan in die heiße Phase dieser richtungsweisenden Wahl.
Das Kopf-an-Kopf-Rennen um die Kanzlerschaft hat begonnen. Kickl und sein Gegenpart, Karl Nehammer von der ÖVP, hatten ihre Wahlkampfauftakte am selben Tag. Während Nehammer die vollbesetzte Steffl Arena in Wien mit seinem Auftritt fesselte, folgte Kickl einige Stunden später in Graz. Beide Politiker sind mit vollem Engagement angetreten, um ihre Visionen für Österreich zu präsentieren.
Wahlkampf als Richtungswahl
In seiner leidenschaftlichen Ansprache stellte Kickl die Nationalratswahl als eine entscheidende „Richtungswahl“ dar. „Ich will den blauen Pfeil der Freiheit abschießen und mitten ins Schwarze treffen“, so Kickl. Dabei verspottete er Nehamer und deren Absichten, ein Duell zu verlangen. Kickl betonte, dass die ÖVP sich in demokratischen Werten beweisen müsse und kündigte an, dass er keinen Kanzleranspruch anmelden würde, sollte er nicht als Erster hervorgehen.
Kickls Rede spiegelte viele bekannte Kernanliegen der FPÖ wider: der Kampf gegen Migrationsbewegungen, soziale Leistungen nur für Staatsbürger, stärkere Familienförderung und eine Entlastung der Steuern. Außerdem hob er die Einführung direkter Demokratie hervor, um die Bürger stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. „Keine Experimente“ sei sein Motto, so Kickl, der sich in seiner Rede gewohnt klar positionierte.
Emotionale Ansprache und Kampfansage
Seine Rede war nicht ohne emotionalen Anklang. Kickl unterstrich die Bedeutung seiner Partei und seine Liebe zu Österreich: „Ich liebe meine Heimat“. Dabei entblößte er auch scharfe Angriffe gegen prominente Kulturschaffende, die sich gegen ihn ausgesprochen hatten. Er bezeichnete sie als „Wichtigtuer vom Dienst“ und kündigte an, dass er entschlossen gegen das „System“ angehen wolle, welches er für die Schwierigkeiten verantwortlich macht, mit denen das Land konfrontiert ist. Kickl will die „Brandmauer“ einreißen und setzte dem 29. September die Metapher des „Mauerfalls“ entgegen.
Die FPÖ bewegt sich in den Umfragen auf einem starken Kurs. In aktuellen Erhebungen führt sie mit 28 Prozent, während die ÖVP auf 26 Prozent kommt. Ein klarer Vorteil für Kickl in der Frage der Kanzlerschaft – er liege dabei mit 22 Prozent vorn. Auch die SPÖ unter Andreas Babler kann nur mager mit 20 Prozent aufwarten, was den niedrigsten Wert in den letzten zwei Jahren darstellt.
Ein weiterer markanter Punkt der Veranstaltung war die Inszenierung. Der Wahlkampfauftakt wurde durch parteieigene Medien, insbesondere FPÖ TV, massiv unterstützt. Es gab mehr als zehn Live-Kameras, die das Geschehen festhielten, und die Erwartungen an den Wahlkampf wurden hochgeschraubt. Mario Kunasek, Landesparteichef, bekräftigte den Anspruch auf das Kanzleramt und sprach von einem noch nie dagewesenen Wahlkampf.
Am Ende seiner Rede stellte Kickl einen eindrücklichen Vergleich an und ähnelte sich selbst dem berühmten Bergsteiger Reinhold Messner: „Wir werden den Mount Everest besteigen.“ Dieser Mount Everest steht für ihn symbolisch für die Herausforderung, die Kanzlerschaft zu übernehmen.