Kaum bekannt ist, dass in modernen Laptops mehr graue Energie steckt, als sie im täglichen Betrieb verbrauchen. Diese Erkenntnis stammt von Gunther Graupner, dem Geschäftsführer der Zukunftsagentur Bau an der Bauakademie in der Salzburger Moosstraße. Der Bausektor zählt zu den größten Energiefressern und Rohstoffverbrauchern, wobei er mit 38 Prozent erheblich zu den globalen CO2-Emissionen beiträgt.
Die Europäische Union plant neue Ökobilanz-Richtlinien, die den Einsatz von grauer Energie in Gebäuden offenlegen sollen. Ein Berechnungssystem zur Ökobilanz von Gebäuden wird entwickelt, um die graue Energieanteile aufzuzeigen. Ein aktuelles Projekt, DigiBauRech genannt, zielt darauf ab, die Bereitstellung von Bauproduktdaten zu erleichtern und kleinen sowie mittleren Bauunternehmen dabei zu helfen, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.
Experten zufolge macht die höchste Menge an grauer Energie in einem Gebäude die tragende Struktur aus. Dabei entfallen jeweils etwa ein Drittel auf Außenwände und Decken, sowie je ein Sechstel auf das Fundament und den technischen Ausbau. Zementproduktion, die etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen ausmacht, spielt hier eine wesentliche Rolle. Initiativen zur Reduzierung des CO2-Anteils im Zement zeigen bereits positive Ergebnisse, wobei CO2-reduzierter Zement sowie alternative Brennstoffe zum Einsatz kommen.
Um eine realistische Schätzung der grauen Energie in einem Gebäude zu erhalten, müssen nicht nur die verwendeten Baumaterialien berücksichtigt werden, sondern auch zukünftige Sanierungen und Entsorgungen. Empfohlen wird die Errichtung langlebiger Gebäude, die flexibel genutzt, umgebaut oder sogar rückgebaut werden können. Ein Recycling von Baumaterialien spielt hierbei eine entscheidende Rolle, um graue Energie zu sparen und Ressourcen zu schonen.
In Bezug auf die EU-Verordnung werden Hersteller voraussichtlich ab 2027 verpflichtet sein, klare Informationen über ihre Bauprodukte bereitzustellen. Der Umweltfaktor von Bauprodukten wie Stahl, Beton und Ziegel wird diskutiert, wobei auch Recyclingkonzepte für Holz an Bedeutung gewinnen. Plusenergiehäuser, die mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen, könnten in Zukunft eine Lösung darstellen, um den grauen Energieeinsatz zu kompensieren und langfristig nachhaltiger zu bauen.