Der traditionsreiche Skihersteller Fischer Sports mit Sitz in Ried im Innkreis blickt auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurück. Im Juli dieses Jahres feierte das Unternehmen sein einhundertjähriges Bestehen. Trotz der positiven Rückblicke sieht Geschäftsführer Franz Föttinger, seit 2009 in dieser Position, die aktuellen Herausforderungen des Marktes als ernsthaft an. Die Firma beschäftigt insgesamt 1.140 Mitarbeiter und ist als letzter österreichischer Skihersteller in Familienbesitz bekannt, was sich in der schnellen Entscheidungsfindung und der Flexibilität des Unternehmens bemerkbar macht.
Föttinger betont, dass Fischer Sports immer bestrebt war, seinen Athleten die besten Produkte zu bieten, die für deren Erfolg notwendig sind. Jedoch hat das Unternehmen mit einem Rückgang der Umsätze zu kämpfen, was dazu führte, dass große Jubiläumsfeierlichkeiten in diesem Jahr abgesagt wurden. "Wir waren gezwungen, uns von einigen Mitarbeitern zu trennen", erklärt Föttinger. Diese Herausforderungen spiegeln sich auch in einer besorgniserregenden Kaufzurückhaltung der Konsumenten wider, die das Unternehmen in der Vergangenheit nicht erleben musste.
Marktentwicklungen und Klimawechsel
Ein wichtiger Aspekt, den Föttinger anspricht, sind die Veränderungen im Kaufverhalten der Konsumenten, die in Kombination mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu einem Rückgang des Umsatzes beigetragen haben. Insbesondere die Schließungen von Skigebieten während der Pandemie und das damit verbundene Einkaufen auf Vorrat haben die Lager der Händler überfüllt. Föttinger nennt auch den Großbrand in einem Werk in der Ukraine im Herbst 2020 als einen weiteren negativen Faktor.
Die Sorge über den Klimawandel, insbesondere über potenziell mildere Winter, stellt für die Branche eine ernsthafte Bedrohung dar. Dennoch erkennt Föttinger an, dass es in bestimmten Regionen, wie dem Süden Skandinaviens, noch schneereiche Winter gibt. Fischer Sports ist der Weltmarktführer im nordischen Bereich und bleibt optimistisch, dass auch in Zukunft ein Wintersportmarkt bestehen bleibt, auch wenn die Anzahl der Schneetage voraussichtlich abnehmen wird.
Zukunftsstrategien und neue Märkte
Für Fischer Sports ist es entscheidend, neue Märkte zu erschließen. Traditionell stark im deutschsprachigen Raum – Deutschland, Österreich und der Schweiz – sieht Föttinger insbesondere Potenzial in Nordamerika, wo das Unternehmen noch unterrepräsentiert ist. Trotz der geringen Marktanteile von nur zehn bis 13 Prozent sieht er eine große Nachfrage, insbesondere für Freeride-Ski und Skischuhe.
Die Differenzierung nach Marktsegmenten ist ebenfalls von Bedeutung, da beispielsweise in Frankreich und Osteuropa spezifische Herausforderungen und Chancen bestehen. Fischer hat in Ländern wie Polen und Tschechien bereits Marktanteile gewonnen. Der türkische Markt wird als wachstumsstark angesehen, doch die Preisempfindlichkeit dieser Märkte ist ein ständiges Thema.
Im Gespräch über die internationale Ausweitung kommt auch China zur Sprache. Das Skifahren dort ist stark verknüpft mit Immobilienspekulationen, wobei das tatsächliche Interesse am Ski fährt oft geringer ist, als die Zahlen vermuten lassen. Hier sieht das Unternehmen jedoch Vorbehalte, da der Markt stark auf Verleih und minderwertiges Material ausgerichtet ist.
Innovationen und Nachhaltigkeit
Angesichts der Kritik an den Umweltauswirkungen der Sportartikelindustrie hat Fischer Sports ehrgeizige Pläne im Bereich Nachhaltigkeit. Dieses Jahr wird der erste Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, noch bevor eine gesetzliche Verpflichtung eintrifft. Das Unternehmen entwickelt neue Produktionsmethoden – so sollen Glasfaser durch Flachs ersetzt und energieintensive Produktionsschritte durch ernergiesparende Verfahren optimiert werden. Föttinger sieht einen Bedarf, die Skiproduktion mittelfristig sogar durch Geothermie zu betreiben.
Die Frage nach neuen Produktsegmenten, wie einer möglichen Rückkehr ins Tennisgeschäft oder der Herstellung anderer Sportartikel, wird von Föttinger verneint. Der Fokus bleibt klar auf dem Wintersport, wobei das Unternehmen bestrebt ist, auf zukünftige Marktveränderungen vorbereitet zu sein.
Ein Blick in die Zukunft
Die Herausforderungen sind viele, aber Fischer Sports nimmt diese an. Das Unternehmen hat gezeigt, dass es mit Innovationskraft und einer klaren Marktausrichtung auch in schwierigen Zeiten bestehen kann. Die Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit und die Erschließung neuer Märkte könnten die Weichen stellen, um die hundertjährige Tradition auch in den kommenden Dekaden erfolgreich fortzuführen.