Mit dem Ende der Sommerferien beginnt für manche die Schule, für andere die Suche nach einer Lehre. In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl der Lehrlinge im Tourismus und in der Gastronomie in Wien um etwa 13 Prozent gesunken, österreichweit sogar um rund 50 Prozent. Diese Abnahme macht die Lehrlingssuche immer schwieriger.
Hans Figlmüller, Geschäftsführer eines Lokals in der Innenstadt, erinnert sich sehnsüchtig an vergangene Zeiten: „Als meine Großmutter den Betrieb führte, war es ausreichend, ein Schild mit der Aufschrift ‚Mitarbeiterinnen gesucht‘ aufzuhängen.“ Doch heute herrscht nicht nur Wettbewerb um Kunden, sondern auch um Mitarbeiter und Lehrlinge. Daher hat er sein Personalwesen aufgestockt.
Auch in anderen Bereichen wie der KFZ-Branche gestaltet sich die Suche nach qualifizierten jungen Menschen als herausfordernd. „Wir betreiben Marketing, wir drehen Tik-Tok-Videos, wir produzieren Youtube-Videos. Es wird immer schwieriger, gute Fachkräfte zu finden“, erklärt Lucky-Car-Gründer Ostoja Matic. Er bietet Lehrlingen Weiterbildungsmöglichkeiten und lädt zu Lehrlingsevents ein.
Die Unzufriedenheit junger Menschen mit einer Lehre resultiert oft aus den Arbeitsbedingungen, so Gewerkschaftsjugend-Vorsitzender Richard Tiefenbacher: „Ein Drittel aller Lehrlinge ist stark unzufrieden mit ihrer Ausbildung aufgrund der vorherrschenden schlechten Arbeitsbedingungen.“ Es bedarf mehr Wertschätzung, bessere Bezahlung und zusätzliche Schulungen für Ausbilder, um junge Menschen zu formen, die die Zukunft prägen.
Die Wirtschaftskammer sieht die Lehre jedoch positiver. Sie betont, dass die Lehre sowohl ein Mittel zur Bekämpfung des Fachkräftemangels als auch eine Autobahn für persönlichen Fortschritt ist. „Wir müssen den Eltern vermitteln, dass die Lehrausbildung ein großartiger Weg ist. Lehre ist weder eine Sackgasse noch eine Einbahnstraße, sondern eine Autobahn, auf der es immer vorwärts geht“, erklärt Ausbildungsbeauftragter Alexander Eppler. Positiven Beispielen sollen herausgestellt werden, um die über 1.000 offenen Lehrstellen schneller zu besetzen.