Die Diskussion über die digitale Kluft in der Gesellschaft nimmt immer mehr Fahrt auf, insbesondere wenn es um den Zugang zu Bankdienstleistungen geht. Während der Zugang zu Online-Banking für viele Menschen bequem ist, stellen sich Fragen, wie es mit denjenigen aussieht, die nicht über die nötige technische Ausstattung oder das Wissen im Umgang mit Smartphones und Internet verfügen. Besonders die SPÖ und ihr Chef Andreas Babler haben in den letzten Wochen große Aufmerksamkeit erregt, indem sie ein Recht auf persönliche Banktermine und ein Verbot von Gebühren für Schaltertransaktionen forderten.
Die Vermutung von Diskriminierung durch digitale Bankgeschäfte kam auf, als Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) betonte, dass die Kosten für Bankgeschäfte ansteigen, während die Verbraucher selbst immer mehr Arbeit übernehmen müssen. „Die Gebühren für persönliche Termine bei Banken haben wir bisher noch nicht gesehen. Ein Problem ist jedoch die Verfügbarkeit von Beratungsterminen“, so Lausecker. Er weist darauf hin, dass die Öffnungszeiten oft eingeschränkt seien und viele Filialen nur noch eingeschränkte Dienstleistungen anbieten.
Die Sicht der Banken
Franz Rudorfer, Geschäftsführer der WKO-Bundessparte Bank und Versicherung, hielt den Vorwürfen entgegen, dass die österreichischen Banken sowohl digitale als auch analoge Zugänge zu ihren Dienstleitungen anbieten. Mit fast 3200 Bankfilialen im Land könne man nicht von mangelndem Zugang sprechen. „Die Zahl der Filialen ist stabil, während sie in anderen Ländern wie Deutschland stark gesunken ist“, fügte er hinzu. Laut Rudorfer gewährleisten auch gute Geldautomaten-Netze sowie Behebungsmöglichkeiten im Handel den Zugang zu Bargeld.
Der Raiffeisen-Bankvorstand Rainer Stelzer beschrieb die Dimension der analogen Bankgeschäfte und wies darauf hin, dass 99,7 Prozent der Kontobewegungen bei Raiffeisen Steiermark automatisiert ablaufen. Lediglich 0,3 Prozent der Transaktionen erfolgen noch über Schaltergeschäfte. „Die meisten pensionierten Kund*innen sind tatsächlich fit in der Digitalisierung, da sie jederzeit Zugriff auf ihr Geld über Online-Services haben“, erklärte er и verwies auf die Unterstützung durch Digital Coaches in den Filialen.
Rechtliche Aspekte der Digitalisierung
Die rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich sind nicht ganz einfach. Laut dem Grazer Rechtsanwalt Harald Christandl gibt es zwar keine gesetzliche Verpflichtung für jede Person, ein Konto zu haben, jedoch ist es faktisch unerlässlich, um Bankgeschäfte effizient durchzuführen. Er weist darauf hin, dass es wichtig ist, Diskriminierung in jeglicher Form zu vermeiden und fordert gesetzliche Regelungen zur Barrierefreiheit im Bankwesen. Laut Christandls Ansicht darf die Durchführung von Bankgeschäften kein zusätzliches Entgelt bedeuten, besonders für die Technisch Ungeübten oder die keinen Zugang zu moderner Technologie haben.
Darüber hinaus fordern einige Banken, wie die BKS, eine differenzierte Betrachtung. „Wichtigste Anlaufstelle sind und bleiben weiterhin unsere Filialen, in denen unsere Kundenberater nicht nur beratend, sondern auch gerne persönlich bei der Abwicklung des täglichen Bankgeschäfts unterstützen“, sagte Vorstandsmitglied Diemar Böckmann. Dies zeigt, dass trotz der Dominanz des Online-Banking auch auf persönliche Betreuung Wert gelegt wird.
In den letzten Jahren hat sich zwar der Zugang zu digitalen Bankdienstleistungen stark erhöht, doch bleibt die Frage, wie die Bedürfnisse der weniger digital affine Bürger*innen berücksichtigt werden können. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Forderungen nach einem Recht auf persönliche Banktermine und gegen hohe Gebühren in Zukunft umgesetzt werden. In Anbetracht der dagegen steigenden Zahl von Online-Transaktionen ist es wichtig, dass Banken eine Lösung finden, die sowohl technikaffinen als auch weniger digital versierten Menschen gerecht wird.
Ein Blick in die Zukunft der Bankdienstleistungen
Die Förderung von Barrierefreiheit im Bankwesen wird zunehmend als notwendig erachtet. Es ist unerlässlich, dass Banken und Institutionen in Österreich sowohl den digitalen als auch den analogen Zugang zu ihren Dienstleistungen weiterentwickeln. Nur so kann sichergestellt werden, dass niemand aufgrund fehlender technischer Voraussetzungen oder mangelndem Wissen ausgeschlossen wird. In einer Zeit, in der zunehmend über digitale Transformation gesprochen wird, gilt es auch, die Stimmen derjenigen zu hören, die sich möglicherweise im digitalen Raum nicht so gut zurechtfinden. Die Banken stehen vor der Herausforderung, sich an die verschiedenen Kundenbedürfnisse anzupassen, um langfristig Lösungen für alle bereitstellen zu können.
Die Rolle der Banken in der digitalen Transformation
Die Banken haben in den letzten Jahren massive Veränderungen durch die Digitalisierung erlebt. Digitale Bankdienstleistungen wie Online-Banking und Mobile-Banking bieten eine enorme Bequemlichkeit für viele Kunden, jedoch haben diese auch Herausforderungen mit sich gebracht, insbesondere für diejenigen, die in technischen Kompetenzen nicht bewandert sind oder keinen Zugang zu moderner Technologie haben. Die Notwendigkeit, dass Banken ihren Kunden nicht nur digitale Optionen, sondern auch persönliche Beratungen anbieten, ist unerlässlich, um eine Gleichbehandlung zu gewährleisten.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben viele Banken Programme zur Förderung der digitalen Kompetenzen ihrer Kunden implementiert. Diese Schulungen sind oft speziell auf ältere Menschen oder technisch weniger versierte Kunden ausgerichtet, um ihnen den Zugang zur digitalen Welt zu erleichtern und sie bei der Nutzung von Online-Diensten zu unterstützen. Solche Initiativen sind wichtig, um sicherzustellen, dass niemand in der digitalen Bankwelt zurückgelassen wird.
Legale Rahmenbedingungen und Rechte der Verbraucher
Abgesehen von den praktischen Aspekten gibt es auch rechtliche Weichenstellungen, die die Wege der Banken und deren Kunden beeinflussen. In Österreich gibt es bisher keine gesetzliche Verpflichtung für Banken, ihren Kunden analog zu digitalen Diensten gleichwertige Optionen anzubieten. Dies führt zu einem Graubereich, in dem Verbraucher möglicherweise nicht ausreichend geschützt sind.
Die EU-Regelungen zum Schutz der Verbraucher, darunter die Richtlinie über den Schutz von Verbrauchern bei Bankdienstleistungen, beabsichtigen, die Rechte der Kunden zu stärken. Es wird allgemein gefordert, dass Kunden auch im digitalen Zeitalter ein Mindestmaß an Zugang zu Dienstleistungen haben, die ihnen eine faire Nutzung von Bankgeschäften ermöglichen. Kriterien wie Barrierefreiheit und die Vermeidung von übermäßigen Gebühren kommen hierbei ins Spiel.
Aktuelle Daten zur Banknutzung in Österreich
Aktuelle Statistiken zeigen, dass die Mehrheit der Bankkunden in Österreich mittlerweile Online-Banking nutzt. Laut einer Umfrage des Statistik Austria aus dem Jahr 2022 haben 74% der Befragten mindestens einmal im Monat Online-Banking genutzt. Dennoch ist ein signifikanter Teil der Bevölkerung, insbesondere ältere Menschen, nach wie vor auf traditionelle Bankmethoden angewiesen. Etwa 21% der über 65-Jährigen gaben an, ausschließlich Bankgeschäfte am Schalter abzuwickeln.
Die Nutzung von Bankomatkarten ist ebenfalls gestiegen, wobei mittlerweile mehr als 73% der Banktransaktionen digital durchgeführt werden. Dies zeigt den Trend zur Digitalisierung, lässt jedoch auch die Herausforderung für Banken deutlich werden, jedem Kunden, unabhängig von deren technischem Know-how, angemessene Dienstleistungen anzubieten.
Wachsender Bedarf an regionalen Lösungen
Die Diskussion um digitale Inklusion in den Bankdienstleistungen hebt einen wichtigen Punkt hervor: die Notwendigkeit für lokale Lösungen, die den verschiedenen Bedürfnissen der Gemeinschaften gerecht werden. In ländlichen Gebieten kann der Mangel an Zugang zu digitalen Ressourcen ernsthafte finanzielle Probleme verursachen. Hier fordern sowohl Verbraucherverbände als auch politische Akteure angepasste Strategien, um den Zugang zu Bankdienstleistungen zu verbessern.
Initiativen, wie das Angebot mobiler Bankfilialen in Regionen mit sporadischem Zugang zu Städtischendiensten, haben in einigen Bundesländern bereits positive Resonanz erhalten. Dies zeigt, dass innovative Ansätze und regionale Lösungen einen entscheidenden Unterschied für die finanzielle Inklusion machen können.