In letzter Zeit gab es im Burgenland Spannungen zwischen Landwirten und der Diözese Eisenstadt, die aus der Neuvergabe von Pachtverträgen resultieren. Am Dienstag demonstrierten zahlreiche Bauern vor dem Bischofshof in Eisenstadt und übergaben eine Unterschriftenliste an Vertreter der Diözese. Der Kern des Konflikts liegt in den angepassten Pachtpreisen, die laut den Landwirten nicht nur übertrieben hoch sind, sondern viele von ihnen auch finanziell belasten könnten.
Die Proteste der Bauern
Die Landwirte argumentieren, dass die neuen, höheren Pachtgebote für die meisten bisherigen Pächter nicht tragbar sind. Laut einem Bericht des ORF Burgenland haben sich etwa 1.600 Landwirte um insgesamt 1.200 Hektar Pachtflächen beworben. Diese Flächen machen rund 2,8 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Burgenland aus, die traditionell oft seit Jahrzehnten von denselben Pächtern bewirtschaftet wurden.
Reaktion der Diözese
Im Rahmen ihrer Verteidigung wies die Diözese die Vorwürfe zurück, sie würde Preistreiberei betreiben. Stefan Salzer, Leiter des diözesanen Bauamtes, betonte in einem Interview, dass die Pachtpreise über viele Jahre hinweg stabil geblieben seien und nur in wenigen Ausnahmen angepasst wurden. „Wir haben uns um eine objektive Vergabe der Pachten bemüht“, so Salzer weiter. Er wies auch darauf hin, dass viele Landwirte selbst bestätigten, wie günstig die Pachtpreise in der Region im Vergleich zu anderen Pächtern waren.
Zentrale Verwaltung von Pachtverträgen
Ein wichtiges Element in diesem Konflikt ist das Dekret zur zentralen Verwaltung der Pfründen in der Diözese. Dieses Regelwerk, das vor über einem Jahr von Bischof Ägidius Zsifkovics erlassen wurde, umfasst landwirtschaftliche Flächen, die zuvor von einzelnen Pfarren vergeben wurden. Die Einnahmen aus diesen Pachtverträgen sind für die soziale Absicherung von pensionierten Priestern gedacht, die nicht in das staatliche Pensionssystem integriert sind.
Gestiegene Pachtpreise und lokale Auswirkungen
Ein weiterer Punkt der Diskussion ist die potenzielle Vorbildwirkung der neu festgelegten Pachtpreise auf andere Verpächter in der Region. Nikolaus Berlakovich, Präsident der Landwirtschaftskammer und ehemaliger Landwirtschaftsminister, gab in einem Interview zu, dass die Erhöhungen etwaige Negativenwirkungen auf andere Landwirte hervorrufen könnten. Die protestierenden Bauern haben bereits mit einer Stilllegung ihres Kirchenbeitrags droht, sollte die Diözese an den neuen Bedingungen festhalten.
Chancen für neue Pächter
Die Diözese sieht in der Neuvergabe der Pachtverträge auch eine Chance für andere Landwirte, die bislang keine Pachtflächen hatten. „Es war an der Zeit, das Pachtsystem zu vereinheitlichen“, erklärte die Diözese, was neue Möglichkeiten für andere Interessierte eröffne. Beispielsweise äußerte sich Junglandwirt Alexander Küffer positiv über die Veränderungen und beabsichtigt, die neu gewonnenen Flächen für nachhaltige landwirtschaftliche Projekte zu nutzen.
Kommunikation und Transparenz
Die Diözese ist auch auf die Vorwürfe bezüglich mangelnder Kommunikationsbereitschaft eingegangen. Sie hat Gespräche mit der Landwirtschaftskammer durchgeführt, in denen die Wichtigkeit regionaler Lösungen thematisiert wurde. Der Großteil der erfolgreichen Bieter stammt aus der Region, was die Diözese als wichtiges Kriterium für ihre Entscheidung anführt.
Positive Stimmen in der Landwirtschaft
Trotz der Proteste gibt es auch Stimmen, die die Vorgehensweise der Diözese unterstützen. Der Landwirt Reinhard Puchas bezeichnete den Prozess als gerechtfertigt und lobte die Bemühungen um eine modernisierte Vergabe. Eine Wertsicherung der Pachtverträge, die im Jahr 2027 erste Anpassungen erfahren soll, wurde ebenfalls festgelegt, um auf veränderte wirtschaftliche Bedingungen zu reagieren.
Eine neue Ära in der Landwirtschaft?
Im Kontext des Burgenlands könnte diese Auseinandersetzung um die Pachtvergabe als Wendepunkt in der regionalen Landwirtschaft betrachtet werden. Durch die Zentralisierung und die Kritik an den Preiserhöhungen wird deutlich, dass es nicht nur um landwirtschaftliche Flächen, sondern auch um die Wertschätzung lokaler Traditionen und Strukturen geht. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die Diskussion rund um die Pachtvergabe in den kommenden Monaten entwickeln wird und ob die resultierenden Maßnahmen den Bedürfnissen der Landwirte gerecht werden können.