Ein bedeutender Abend im kleinen Ort Buchendorf hinterließ beim Publikum bleibende Eindrücke: Am Donnerstag feierte der Dokumentarfilm „Wie im Himmel so auf Erden“ von Daria Kuscheva seine mit Spannung erwartete Premiere beim Fünf-Seen-Filmfestival. Im Mittelpunkt des Films steht ein Jahr im Leben der Schwestern eines russisch-orthodoxen Klosters, eine Darstellung, die sowohl Berührung als auch Interesse weckte.
Die Regisseurin Kuscheva, die mit diesem Werk ihre Abschlussarbeit an der Hochschule für Fernsehen und Film in München präsentierte, entführte die Zuschauer auf eine visuelle Entdeckungsreise durch den Klosteralltag. Während der Vorführung waren die Nonnen Anna und Theodosia anwesend, die bereitwillig Einblicke in ihr Leben gaben. Ihre Äbtissin, die an diesem Abend fehlen musste, war aufgrund eines Besuchs des Bischofs im Kloster entschuldigt.
Ein Blick hinter die Klostermauern
Die Dokumentation zeigt eindrucksvoll, wie der Alltag in der Klostergemeinschaft aussieht: Mit Gebeten, Gesang und handwerklichen Arbeiten leben die Schwestern in Harmonie und Hingabe. Imkern, Nähen und die Restaurierung von Büchern sind nur einige der Tätigkeiten, die das Leben im Kloster prägen. Neben diesen Aktivitäten geben einige Schwestern auch Interviews und erzählen von ihrem Werdegang sowie den Entscheidungen, die sie zu diesem Leben führten.
Besonders interessant ist der Lebensweg von Alla von Mendjuk Buch, der im Film eine zentrale Rolle zukommt. Bei ihrem Begräbnis, das im Film dokumentiert wird, erfährt das Publikum von ihrer Doppelleben – als eine erfolgreiche Pianistin und Dozentin, die die Welt bereiste, während sie gleichzeitig Zeit im Kloster verbrachte. Diese Vielfalt der Schicksale, die im Film zur Geltung kommt, verdeutlicht, wie unterschiedlich die Beweggründe für den Klostereintritt sind.
Die ruhige Kameraführung und die eindrucksvollen Chorgesänge schaffen eine Atmosphäre, die die Zuschauer in eine andere Welt entführt. „Das ‘Ich’ zählt nicht mehr, nur noch Gott und die Mitmenschen“, sagt eine der Nonnen, was die spirituelle Philosophie des Klosters unterstreicht. Die Regisseurin beschreibt ihr Ziel, mit dem Film einen Raum für Reflexion und Empathie zu schaffen.
Fragen und Antworten nach dem Film
Nach der Vorstellung stellte der Festivalbesucher, Eckart Bruchner, die Fragen, die viele bewegten. Eine besonders interessante Frage war, wie es zum einzigen russisch-orthodoxen Frauenkloster in Deutschland in Buchendorf kommt. Schwester Theodosia erklärte, dass sich der Bischof aus München umarmt von Frauen, die ins Kloster wollten, um die richtige Immobilie umschauten. Schließlich fanden sie das historische Kloster, das nun seit Jahren als spirituelles Zuhause dient.
Bruchner, selbst Pfarrer und Filmemacher, schwärmte von der Qualität des Films und prophezeite, dass „Wie im Himmel so auf Erden“ zahlreiche Preise gewinnen könnte. Das Thema Gehorsam, das im Evangelium behandelt wird, nahm dabei einen zentralen Platz ein. Schwester Theodosia erläuterte, dass es nicht um blinden Gehorsam geht, sondern um die Bedeutung, die dem Willen Gottes zukommt.
Der Abend brachte nicht nur kulturelle Bereicherung, sondern auch tiefgehende Gespräche über aktuelle Themen. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine wurde ebenfalls angesprochen. Trotz der troubled Zeiten zwischen diesen Ländern betonten die Schwestern, dass sich ihr Glaubensleben davon nicht beeinflussen lässt. In ihrem Gebet wird jedoch eine Passage für den Frieden in der Region hinzugefügt, was die Verbundenheit mit den betroffenen Menschen zeigt.
Die Premiere von „Wie im Himmel so auf Erden“ war mehr als nur eine Filmaufführung; sie war ein Zeugnis von Glauben, Gemeinschaft und der Vielfalt menschlicher Schicksale. Die Zuschauer gingen mit dem Wunsch nach einem persönlichen Austausch mit den Nonnen und einem tieferen Verständnis für deren Lebensweise nach Hause.
– NAG