Warten auf einen Arzttermin. Eine alltägliche Herausforderung für viele Menschen. Im Saarland gibt es hier ein ernstes Problem: Zahlreiche Patienten erscheinen einfach nicht zu ihren vereinbarten Terminen – oft ohne vorher abzusagen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat dies in einer Anfrage an das lokale Nachrichtenmedium SR bestätigt. Diese unentschuldigten Absagen haben nicht nur Auswirkungen auf die Praxisorganisation, sondern verlängern auch die Wartezeiten für andere Patienten erheblich.
Insbesondere Facharztpraxen leiden unter dieser Situation. Während bei Hausärzten oft auch ohne Termin eine Behandlung möglich ist, können Fachärzte ihre Zeitpläne nicht so flexibel gestalten. Eine Praxis in Völklingen hat bereits Maßnahmen ergriffen und ein Pfandsystem für Patienten eingeführt, die mehrfach unentschuldigt fehlen. Diese Initiative wurde von der KV als rechtskräftig anerkannt und stößt auf Zustimmung.
Kassenärzte suchen Lösungen
Eine aktuelle Umfrage der KV unter Ärzten und Psychotherapeuten im Saarland hat ergeben, dass im zweiten Quartal 2023 nahezu 200.000 Termine nicht wahrgenommen oder ohne Absage verfallen sind. Sollte sich diese Problematik nicht verbessern, erwägen die Vertreter der KV, Strafgebühren für solche verpassten Termine einzuführen. Der Hauptvertreter der Kassenärzte, Andreas Gassen, unterstützt diese Idee und fordert, dass die Krankenkassen für die Strafen aufkommen sollten.
Im Gegensatz dazu hat der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Bedenken geäußert und hält Geldstrafen für den falschen Ansatz. Hier wird also eine hitzige Debatte geführt, wobei die Meinungen weit auseinandergehen.
Erreichbarkeit der Praxen spielt eine Rolle
Ein weiteres Problem, das angesprochen wurde, ist die Erreichbarkeit der Arztpraxen. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz warnt vor der mangelnden Erreichbarkeit, die vielen Patienten Schwierigkeiten bereitet. Auch die KV hat bereits festgestellt, dass zahlreiche Patienten ihre Unzufriedenheit über die Online-Präsenz vieler Praxen geäußert haben. Diese mangelnde digitale Infrastruktur könnte zu einer Erhöhung der Anzahl nicht wahrgenommener Termine beitragen.
Ein Blick über die Grenze nach Frankreich zeigt, dass dort möglicherweise ab Januar 2025 ähnliche Regelungen eingeführt werden. Darauf deutet ein Vorschlag hin, der eine Strafzahlung von fünf Euro für nicht abgesagte Arzttermine vorsieht. Besonders betroffen hiervon wären Patienten, die Termine über Online-Plattformen wie doctolib buchen und dann nicht erscheinen. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Gesetz tatsächlich in Kraft tritt, unsicher, da nach den Parlamentswahlen im Juli eine neue Regierung das Sagen haben wird. Ob diese das Vorhaben weiter verfolgen wird, bleibt abzuwarten.
Diese Entwicklungen werfen ein Licht auf eine Problematik, die in vielen Regionen Deutschlands und darüber hinaus immer wieder diskutiert wird. Eine mögliche Einführung von Strafgebühren könnte das Verhalten der Patienten beeinflussen und die Situation in den Praxen entschärfen. Dennoch bleibt die Diskussion über die Erreichbarkeit und die Digitalisierung der Praxen ebenso wichtig, um den Patienten weitere Hürden in der Gesundheitsversorgung zu ersparen.