Im hessischen Mörfelden-Walldorf wurde kürzlich ein neuer Ansatz zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) vorgestellt. Am Waldrand steht eine innovative Saufanganlage, die für das gezielte Fangen von Wildschweinen konzipiert wurde. Diese Maßnahme ist besonders wichtig in einem Gebiet, in dem ein absolutes Jagdverbot herrscht, um die Ausbreitung der Krankheit durch infizierte Tiere zu verhindern.
Die Saufanganlage besteht aus einem kreisrunden Holzverschlag, ausgestattet mit einem elektromagnetischen Auslösemechanismus, der die Falle nachts zuschnappen lässt. Der Wildbiologe Johann Lanz erklärte, dass Mitarbeiter des Landesbetriebs Hessenforst Lockfutter, in der Regel Mais, einsetzen, um die Wildschweine anzulocken. Die Falle wird scharf gestellt, sobald über mehrere Tage genügend Wildschweine gefressen haben.
Effizienz der Fangmethoden
Mit der aktuellen Methode können schnell ganze Rotten gefangen werden, was eine effiziente Bekämpfung der ASP ermöglicht. Laut Professor Michael Lierz wird darauf geachtet, dass die gesamte Rotte in der Falle ist, bevor das Falltor ausgelöst wird. Dies verhindert, dass überlebende Tiere in gesunde Populationen abwandern, was die Ausbreitung der Krankheit begünstigen könnte.
In der ersten Phase der Maßnahme wurden bereits drei Saufänge eingerichtet, und es wird angestrebt, bis Jahresende etwa zwei Dutzend dieser Fallen in den äußeren Bereichen der infizierten Zone zu platzieren. Diese Fangmethoden sind in anderen europäischen Ländern, insbesondere in Gebieten, die bereits von der ASP betroffen sind, bewährt und haben sich als erfolgreich in der Unterbrechung von Infektionsketten erwiesen.
Kritik und rechtliche Rahmenbedingungen
In der Diskussion um die ethische Vertretbarkeit dieser Methoden äußerte Markus Stifter vom Landesjagdverband Hessen seine Bedenken über die drastischen Maßnahmen. Trotz der Notwendigkeit, den Wildschweinbestand im Kreis Groß-Gerau deutlich zu reduzieren, spricht er von einem „sehr unguten Gefühl“ in Bezug auf die Anwendung dieser Fangmethoden.
Ähnlich kritisch sieht es die Landestierschutzbeauftragte Madeleine Martin, die dennoch das gewählte Modell des „Krefelder Saufang Vario“ als akzpetabel einstuft. Ihre Zustimmung kommt nicht ohne Vorbehalte, denn die EU-Vorschriften zur Bekämpfung von Seuchen geben der Landesregierung nur begrenzte Optionen. Die Kombination aus Tierschutz und Seuchenschutz bleibt ein komplexes Thema.
Die Maßnahmen in Mörfelden-Walldorf sind Teil einer breiteren Strategie, die nicht nur die lokale Wildschweinpopulation betreffen, sondern auch die Sicherheit der Tierhaltung in der Region gewährleisten sollen. Die Augen der Experten und der Öffentlichkeit sind auf die Entwicklung dieser Initiativen gerichtet, da sie sowohl für die Tierwelt als auch für die landwirtschaftlichen Betriebe von bedeutender Relevanz sind. Für detaillierte Informationen zu den laufenden Maßnahmen und den rechtlichen Rahmenbedingungen können weitere Berichte auf www.fr.de eingesehen werden.