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Insolvenzgefahr in Fulda: Werk9 schließt wegen Erkrankung des Geschäftsführers

Das Tischlerei-Unternehmen werk9 in Fulda stellt zum 30. September 2024 wegen der schweren Erkrankung seines Geschäftsführers Marco Gretsch und drohender Zahlungsunfähigkeit den Betrieb ein und beantragt Insolvenz, was das Ende eines 25-jährigen Lebenswerks für die 20 Mitarbeiter bedeutet.

Das Fuldaer Tischlerei-Unternehmen werk9, das seit 2012 in der Fulda-Galerie ansässig ist, wird am 30. September 2024 seine Türen schließen und hat Insolvenz beantragt. Der Grund für diesen schweren Schritt ist die ernsthafte Erkrankung des Geschäftsführers Marco Wigbert Gretsch, der seit über 25 Jahren das Unternehmen leitet und dessen Gesundheit seit einigen Wochen stark beeinträchtigt ist.

Am Dienstag wurde der Insolvenzantrag beim Amtsgericht Fulda eingereicht, was für die 20 Mitarbeiter des Unternehmens eine ernste Situation darstellt. Holger Oskar Junge, der Prokurist von werk9, beschreibt die Lage als „massiven Zusammensturz“ und erklärt, dass trotz vollständiger Auftragsbücher bis ins Frühjahr 2025 die Zahlungsunfähigkeit drohe, weil Gretsch als zentraler Koordinator von Kunden und Aufträgen ausfällt.

Der Notstand: Krankheit des Geschäftsführers als Hauptursache

Marco Gretsch, der im Jahr 2000 als gelernter Schreiner und Maschinenbauer den Betrieb unter dem Namen „Inspirationen aus Holz“ gründete, hat sich seitdem immer wieder für die Weiterentwicklung seines Unternehmens eingesetzt. Vor zwei Jahren erfolgte der Namenswechsel zu werk9. Die aktuelle gesundheitliche Krise hat dazu geführt, dass Gretsch seit sieben Wochen in stationärer Behandlung ist, ohne dass eine Besserung in Aussicht steht.

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Junge betont, dass der finanzielle Aufwand des Unternehmens in den letzten Jahren nicht der Auslöser der Insolvenz war. Vielmehr hat werk9 in den letzten drei Jahren eine Steigerung des Jahresumsatzes um das Dreifache gesehen. „Der gesundheitliche Zustand von Marco hat uns keine andere Wahl gelassen“, merkt Junge an. Leider fehlten interne sowie externe Lösungsmöglichkeiten, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Gespräche mit anderen regionalen Schreinereien über mögliche Kooperationen verliefen ergebnislos.

Bedauerlicherweise hat das Unternehmen seine 20 Mitarbeiter, zu denen auch Innenarchitekten und Elektriker gehören, bereits über die Insolvenz informiert. Einige der Mitarbeiter hatten Glück und konnten bereits neue Jobangebote in anderen Unternehmen finden, während vier Auszubildende in benachbarte Betriebe vermittelt werden.

Das Echo der Branche und die Zukunft von werk9

Die Kreishandwerkerschaft Fulda hat sich ebenfalls zu diesem bedauerlichen Vorfall geäußert. Gabriele Leipold, die Geschäftsführerin, würdigt Gretsch als einen „tollen Obermeister der Tischlerei-Innung“, der das Handwerk mit großem Engagement prägte. Ihre Hoffnungen gelten dem Gesundheit des Geschäftsführers und der Frage, wie es mit werk9 weitergeht.

Obwohl die Möglichkeit einer externen Übernahme ins Gespräch kommt, bleibt die Zukunft von werk9 ungewiss. Mit Gesprächen mit zwei potenziellen Investoren könnte es vielleicht eine Rettung geben, die das Unternehmen vor dem endgültigen Ende bewahrt. Junge beschreibt ein Engagement für die Mitarbeiter und die Gemeinschaft, das in der Zeit des Umbruchs stark spürbar ist.

Die Schließung von werk9 könnte als Alarmzeichen für andere Unternehmen in der Region gewertet werden. Laut einer Umfrage der IHK Fulda berichtete etwa ein Viertel der Unternehmen von einer „schlechten Lage“ und sahen hohe Kosten sowie den Fachkräftemangel als große Herausforderungen. Während werk9 also nicht aus wirtschaftlichen Gründen in Schwierigkeiten geraten ist, zeigt die Situation, wie wichtig stabile Geschäftsführungen und gesundes Management für den Erfolg von Betrieben sind.

Ein Blick auf die weitere Entwicklung

Der vorläufige Insolvenzprozess wird nun geprüft, und es bleibt abzuwarten, ob es zu einer offiziellen Eröffnung des Verfahrens kommt sowie wer als Insolvenzverwalter eingesetzt wird. Gretsch selbst leidet unter den Umständen, die nicht nur sein Lebenswerk gefährden, sondern auch das Wohlergehen seiner Mitarbeiter. Es bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Wochen positive Entwicklungen eintreten und eine Lösung gefunden werden kann, um werk9 zu einem Neuanfang zu verhelfen.

Das Insolvenzverfahren von werk9 wirft ein Licht auf die Herausforderungen, denen viele Unternehmen in der heutigen Wirtschaft gegenüberstehen. Die außergewöhnliche Situation, die durch die Krankheit des Geschäftsführers verursacht wurde, verdeutlicht, wie verletzlich ein Geschäft sein kann, insbesondere wenn es stark von einer Schlüsselperson abhängig ist. Die Schreinerei hat jedoch nicht nur mit internen Schwierigkeiten zu kämpfen, sondern auch mit externen Faktoren, die die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen in Deutschland beeinflussen können.

Einblicke in die aktuelle wirtschaftliche Lage

Die wirtschaftliche Situation in Deutschland zeigt Anzeichen von Unsicherheit, die durch verschiedene Faktoren verstärkt wird. Besonders relevant ist der Anstieg der Materialkosten und die Schwierigkeiten in den Lieferketten, die viele Unternehmen belasten. Laut einer Umfrage der IHK Fulda gaben im Oktober 2023 rund 25 % der Unternehmen an, sich in einer „schlechten Lage“ zu befinden. Dies bestätigt, dass die Herausforderungen weit über die individuelle Situation von werk9 hinausgehen und ein breiteres Bild der wirtschaftlichen Unsicherheit in der Region zeichnen.

Darüber hinaus gibt es einen erheblichen Fachkräftemangel, der viele Branchen betrifft, einschließlich der Tischlerei- und Handwerksbranche. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften übersteigt das Angebot erheblich, was das Wachstum und die Stabilität von Unternehmen weiter gefährdet.

Fachkräftemangel im Handwerk

Der Fachkräftemangel ist ein bekanntes Problem in vielen Regionen Deutschlands, und die Tischlerei ist keine Ausnahme. Laut einer Studie des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) wird der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften die Handwerksbranche in den kommenden Jahren erheblich belasten. Viele Betriebe berichten von Schwierigkeiten, geeignete Auszubildende und Fachkräfte zu finden, was zu einem Teufelskreis führt: Wenn weniger handwerkliche Fachkräfte zur Verfügung stehen, können die Kapazitäten der Unternehmen nicht ausgeschöpft werden, was wiederum finanzielle Engpässe zur Folge haben kann.

In diesem Kontext könnte die Situation von werk9 als Beispiel dienen, wie externe Faktoren und interne Schwierigkeiten zu einer Insolvenz führen können. Das Unternehmen konnte sein Potenzial trotz einer vollen Auftragslage nicht ausschöpfen, weil es auf seine zentrale Figur angewiesen war. Solche Schwierigkeiten erscheinen umso kritischer vor dem Hintergrund, dass viele Handwerksbetriebe mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen.

– NAG

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