Gesundheit

Digitale Medizin im Fokus: Männergesundheit neu gedacht

Die Herausforderungen in der modernen Medizin sind vielfältig und betreffen nicht nur die technischen Aspekte, sondern auch die Gleichstellung der Geschlechter in der Gesundheitsversorgung. Der Fall von Martin Richter, einem Berufssoldaten, verdeutlicht eindrucksvoll, wie tief verwurzelte Vorstellungen von Männlichkeit die Wahrnehmung von Gesundheit und Krankheit beeinflussen können. Nach seiner Diagnose einer Depression wird ihm bewusst, wie schädlich das Bild von unverwundbarer Stärke für ihn war – das ständige Verdrängen von Schwäche und das Ablehnen von Hilfe haben ihn in eine tiefere Krise gestürzt.

Richter engagiert sich nun aktiv in einem innovativen Web-Projekt, das speziell für Männer ins Leben gerufen wurde. Das Ziel ist klar: Männer über ihr Gesundheitsverhalten aufzuklären und ihnen zu zeigen, dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten. Dieses Engagement spiegelt einen notwendigen Wandel wider, der auch im medizinischen Bereich angestrebt wird.

Forschung zu suizidalem Verhalten bei Männern

Eine weitere zentralen Stimme in der aktuellen Diskussion ist Professorin Dr. Heide Glaesmer von der Uniklinik Leipzig. Sie leitet eine weltweit einzigartige Studie, die sich mit suizidalem Verhalten bei Männern befasst. Ihre Forschung zielt darauf ab, Online-Tools zu entwickeln, die Betroffenen und deren Umfeld helfen, frühzeitig Unterstützung zu finden. Dies ist besonders wichtig, da viele Männer oft zögern, über ihre Probleme zu sprechen, was zu einem Anstieg psychischer Erkrankungen führt.

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Die Doku-Reihe, die diese Themen beleuchtet, behandelt innovative Ansätze, bei denen eine digitalisierte und personalisierte Medizin angestrebt wird. Durch diese neuen Methoden könnte die medizinische Behandlung geschlechtergerechter gestaltet werden und das Wohlbefinden aller Patienten verbessert werden.

Digitale Erneuerung in der Gendermedizin

Ein wichtiger Aspekt in der Ausbildung zukünftiger Ärzt*innen wird von Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione an der Universität Bielefeld aufgegriffen. Im neu strukturierten Curriculum spielen digitalisierte Methoden eine zentrale Rolle. Studierende lernen, wie Gesundheits-Apps so gestaltet werden müssen, dass sie speziell Frauen unterstützen, die unter politischer, gesellschaftlicher oder persönlicher Unterdrückung leiden. Aber dabei steht die Frage im Raum: Ist es überhaupt möglich, trotz des sogenannten Gender Data Gap, das heißt einer unzureichenden Datenlage, eine gendersensible App zu entwickeln?

Ein positiver Aspekt der digitalen Revolution im Gesundheitswesen ist die Möglichkeit, spezifische Daten für verschiedene Geschlechter gesicherter zu analysieren. Dr. Sylvia Thun, Direktorin der Core Unit eHealth an der Charité Berlin, weist jedoch darauf hin, dass moderne Technologien wie Smartwatches, Künstliche Intelligenz und Fitness-Apps nur dann gerecht funktionieren, wenn die Algorithmen mit einem Bewusstsein für bestehende Ungerechtigkeiten programmiert werden. Andernfalls könnten selbstlernende Algorithmen bestehende Vorurteile und Ungleichheiten verstärken, was die Unterschiede in der Gesundheitsversorgung zwischen Männern und Frauen potenziell tödlich macht.

Die Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen in der Medizin bleibt eine zentrale Herausforderung. Die Notwendigkeit, Daten zu sammeln und auszuwerten, um fundierte, gerechte medizinische Entscheidungen treffen zu können, ist unbestritten. Der Weg zu einer gerechteren Diagnostik und Behandlung für alle Geschlechter ist noch lang, aber die ersten Schritte sind bereits in vollem Gange.

– NAG

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