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Die Zukunft der Patientenversorgung: Chancen durch medizinische Informationsobjekte

Ab 2025 tritt die elektronische Patientenakte (ePA) in Deutschland flächendeckend in Kraft, wobei der Facharzt Jakob Adler die Bedeutung der neuen Medizinischen Informationsobjekte (MIO) hervorhebt, die eine digitale Revolution im Gesundheitswesen auslösen und Ärztinnen und Ärzten helfen könnten, ihre Zeit effizienter für die Patientenversorgung zu nutzen.

Im Schatten der digitalen Transformation im Gesundheitswesen kündigt sich mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePa) im Jahr 2025 eine wichtige Neuerung an: die Medizinischen Informationsobjekte (MIO). Diese Entwicklung könnte eine echte Revolution für die Patientenversorgung darstellen und Deutschland im Bereich Digital Health wieder an die Spitze bringen. DGKL News hat mit Jakob Adler, einem Facharzt für Labormedizin, über die potenziellen Vorteile und Herausforderungen der MIOs gesprochen.

Jakob Adler, der an renommierten Instituten in Berlin arbeitet und eine führende Rolle in der Digitalisierungsdebatte im Gesundheitswesen spielt, sieht in der MIO-Technologie einen vielversprechenden Ansatz. Die MIOs sind dabei als digitale Abbildungen von bereits bestehenden Dokumenten zu verstehen, wie etwa dem Impfpass oder Vorsorgeheften. Diese digitalen Formate sollen den Informationsfluss optimieren und dabei helfen, alle relevanten Daten der Patienten strukturiert und maschinenlesbar zur Verfügung zu stellen.

Die Herausforderung der Datenverfügbarkeit

Ein zentraler Kritikpunkt bei der ePa ist, dass die Kommunikation zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleistern oft lückenhaft ist. Adler erklärt, dass es entscheidend ist, dass Patienten selbst entscheiden können, welche Informationen sie mit den behandelnden Ärzten teilen. Der Nutzen der MIOs besteht darin, dass sie diese Informationen nicht nur strukturieren, sondern auch den Ärzten eine einfachere und schnellere Informationsbeschaffung ermöglichen.

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Ein Beispiel ist der Einfluss von Nahrungsergänzungsmitteln wie Biotin auf Laborergebnisse, welches Patienten möglicherweise nicht als relevant erachten. Die MIOs könnten hier durch eine klarere Strukturierung der Informationen helfen, Missverständnisse zu vermeiden und medizinische Risiken zu minimieren. Da die ePA nicht nur eine Ablage von PDF-Dokumenten sein sollte, kommen MIOs ins Spiel, um Daten in einer verständlichen und nutzbaren Form bereitzustellen.

Die Herausforderung liegt in der Schnittstellenintegration zwischen den vielen unterschiedlichen Softwaresystemen, die in Praxen und Krankenhäusern verwendet werden. Laut Adler muss ein einheitlicher Standard entwickelt werden, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten Zugang zu den notwendigen Informationen haben.

Weniger Zeitverlust für Ärzte

Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Zeit, die Ärzten für administrative Aufgaben verloren geht. Adler sieht in der Einführung von ePa und MIOs die Möglichkeit, den administrativen Aufwand zu reduzieren. Die Idee ist, dass durch die automatisierte Generierung von MIOs aus den Praxissoftware-Systemen Ärzte mehr Zeit für die Patientenversorgung gewinnen können, statt sich mit der Dokumentation zu beschäftigen.

Ein gut umgesetztes System könnte es ermöglichen, dass Daten direkt aus der ePa abgerufen werden, sodass die Ärzte sich auf die akute Situation der Patienten konzentrieren können. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Ärzte mit Routineaufgaben belastet sind, welche von Computern effizienter erledigt werden könnten, ist die Etablierung dieser Systeme von hoher Dringlichkeit.

Adler äußert zudem die Ansicht, dass die ePa und MIOs auch dazu beitragen könnten, unnötige Untersuchungen zu vermeiden, indem sie den Zugriff auf bereits vorhandene Informationen vereinfachen. Dies könnte nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Belastungen für die Patienten verringern.

Doch trotz der vielversprechenden Ansätze gibt es auch Bedenken, besonders hinsichtlich der Akzeptanz der ePa bei älteren Generationen, die möglicherweise nicht mit digitalen Technologien vertraut sind. Adler betont, dass es wichtig ist, Lösungen zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse aller Altersgruppen zugeschnitten sind und die Autonomie der Patienten respektieren.

Die MIOs bieten also nicht nur einen innovativen Schritt in der digitalen Gesundheitsversorgung, sondern sind auch ein Schlüssel zur effizienten und patientenorientierten Medizin der Zukunft.

Das Interview auf DGKL News wurde von Marita Vollborn und Vlad Georgescu geführt.

– NAG

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