In Deutschland sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Hauptursache für Todesfälle. Jüngste Statistiken zeigen, dass die Zahl der durch solche Erkrankungen verursachten Todesfälle alarmierend steigt. Laut dem Deutschen Herzbericht 2022 starben aus diesem Grund 358.219 Menschen, was im Vergleich zu den 231.500 Krebsopfern in demselben Jahr besorgniserregend ist. Der Trend zeigt sich in den letzten Jahren eindeutig: Immer mehr Bürger verlieren ihr Leben aufgrund dieser Erkrankungen.
„Die Verbesserungen in Bezug auf die Sterbesituation sind unzureichend“, erklärte Thomas Voigtländer, der Vorsitzende der Deutschen Herzstiftung, anlässlich der Präsentation des Berichts in Berlin. Um den besorgniserregenden Trend umzukehren, haben Herzexperten vier entscheidende Maßnahmen vorgeschlagen.
Vorbeugung in den Fokus rücken
Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen überwiegend in älteren Altersgruppen auftreten, ist es entscheidend, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um das Aufkommen solcher Krankheiten zu verhindern. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Stephan Baldus, betonte, dass das neue Gesundes-Herz-Gesetz des Gesundheitsministers Karl Lauterbach einen wichtigen Fortschritt in diese Richtung darstellt. Dieses Gesetz ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, erweiterte Leistungen zur Früherkennung von Fettstoffwechselerkrankungen zu beanspruchen, was insbesondere für Kinder mit familiärer Hypercholesterinämie entscheidend sein kann.
Die Bedeutung der Prävention kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn je früher mögliche Risiken erkannt werden, desto besser ist es für die langfristige Gesundheit. Die Statistiken sind deutlich: Während 2019 331.211 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen starben, stieg diese Zahl in den folgenden Jahren auf 358.219 Tote im Jahr 2022.
Ambulante Versorgungsstrukturen stärken
Ein zentraler Punkt der Kritik bezieht sich auf die geplante Krankenhausreform, die die Zahl der Krankenhäuser verringern und große Kliniken fördern soll. Dies könnte für Patienten mit Herzproblemen gravierende Folgen haben, da diese Personengruppe den Großteil der Krankenhausaufnahmen ausmacht. Herzschwäche war 2022 die häufigste Krankenhausaufnahme, die rund vier Millionen Menschen betrifft. Thomas Voigtländer warnte, dass künftig die Frage bleibt, wo diese Patienten behandelt werden und ob alternative Versorgungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Kardiologe Stephan Baldus fordert eine bessere Vernetzung zwischen Krankenhäusern, Kardiologen und Hausärzten, um den Patienten eine nahtlosere und effektivere Versorgung zu garantieren. Darüber hinaus wird betont, wie wichtig es ist, dass mehr Patienten eine Rehabilitationsmaßnahme nach einem Krankenhausaufenthalt in Anspruch nehmen. Aktuell gehen nur zwei bis zehn Prozent der Patienten zur Reha, was für die langfristige Genesung entscheidend ist.
Verbesserung der Versorgung von EMAH-Patienten
Besonders herausfordernd ist die Versorgung Erwachsener mit angeborenen Herzfehlern, die als EMAH-Patienten bekannt sind. Jährlich kommen etwa 8.500 Babys mit einem solchen Herzfehler auf die Welt, und dank moderner Operationsmethoden überleben immer mehr von ihnen. Doch etwa 40 Prozent dieser Patienten entwickeln 20 Jahre nach ihrer Operation Herzschwäche, und ihre Versorgung ist bislang nicht optimal. Weitere Studien und eine gezielte Forschung sind notwendig, um diese vulnerable Gruppe besser zu unterstützen.
Die Experten sind sich einig, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, ähnlich wie in der Krebsmedizin, wo bereits Fortschritte erzielt werden konnten. Die Verbesserung der medizinischen Versorgung und das Verständnis für diese Krankheitsbilder sind unerlässlich.
Gesunden Lebensstil fördern
Neben den medizinischen Aspekten müssen auch gesellschaftliche Maßnahmen ergriffen werden, um die Gesundheit zu fördern. Eike Langheim von der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen schlägt vor, eine gestaffelte Mehrwertsteuer auf Lebensmittel einzuführen, um gesunde Kaufentscheidungen zu unterstützen. So könnten ungesunde Produkte wie Energy Drinks höher besteuert werden als gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse.
Die Deutsche Herzstiftung hat zudem einige einfache Ratschläge zusammengefasst, um das persönliche Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken:
- Stress reduzieren!
- Regelmäßige Bewegung, wie Wandern, Radfahren, Joggen oder Schwimmen!
- Ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und wenig Fleisch!
- Auf das Rauchen verzichten!
- Alkoholkonsum vermeiden!
- Blutdruck regelmäßig überprüfen!
- Übergewicht und Bauchfett reduzieren!
- Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wahrnehmen!
Der vollständige Deutsche Herzbericht 2024 bietet weitere Einblicke in die aktuelle Situation und die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung der Herzgesundheit in Deutschland.
Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.focus.de.