Stillen – ein Begriff, der sowohl in privaten als auch in öffentlichen Kreisen häufig diskutiert wird. Für viele ist es ein persönlicher, intimer Moment zwischen einer Mutter und ihrem Kind, der jedoch oft unter dem kritischen Blick der Gesellschaft betrachtet wird. Während eine Mutter ihr Baby stillt, fühlt sie sich manchmal wie in einem Glashaus, in dem jede Entscheidung, die sie trifft, genauestens bewertet wird. Eine tragische Komödie, könnte man sagen, denn beim Stillen gibt es oft keinen richtigen Weg in den Augen der Gesellschaft.
Die Erwartungen sind hoch: Jede Mutter soll ihr Kind stillen, und Muttermilch gilt weithin als die beste Nahrungsquelle für Säuglinge. Doch was passiert, wenn es nicht funktioniert oder eine Frau sich einfach entscheidet, nicht zu stillen? Schnell wird sie als Rabenmutter abgestempelt. Wer in der Öffentlichkeit stillt, sieht sich häufig unangenehmen Blicken oder gar Diskriminierung ausgesetzt, während das Abstillen nach wenigen Monaten oft als egoistisch angesehen wird. Dabei ist das Stillen eine zutiefst persönliche Entscheidung, nicht zuletzt auch eine, die von verschiedenen Umständen abhängt. Man fragt sich: Wieso ist das gesellschaftliche Urteil über diesen so intimen Moment oft so hart?
Langzeitstillen im Rampenlicht
Ein weiteres heiß diskutiertes Thema ist das sogenannte Langzeitstillen, das Stillen über den 12. Lebensmonat hinaus. Auch im Jahr 2024 scheint dieses Thema für viele noch ein Tabu zu sein. Wenn eine Mutter länger stillt, als es einige als gesellschaftlich akzeptabel erachten, kann dies unweigerlich zu hitzigen Auseinandersetzungen führen, gerade in sozialen Netzwerken, wo Shitstorms schnell ausbrechen können. Die Brust, die während des Stillens eine Quelle der Nahrung und des Trostes für ein Kind ist, wird dann ruckartig wieder zu einem sexualisierten Körperteil. Aber warum ist dies so? Warum regt es die Gesellschaft so auf, wenn eine Mutter ihr Kind so lange stillt, wie es für sie beide angenehm ist?
Schlussendlich geht es um die Beziehung zwischen Mutter und Kind. In dieser Beziehung sollten nur die beiden Akteure bestimmen, wie lange das Stillen dauert. Niemand sonst hat das Recht, ungefragt über ihre Entscheidungen zu urteilen oder sich in diese private Angelegenheit einzumischen. Stillen sollte keine gesellschaftliche Debatte auslösen, sondern ein geschützter Raum für das Band zwischen Mutter und Kind bleiben, frei von Vorurteilen und Druck von außen.
Die gegenwärtige Diskussion um das Stillen zeigt, wie tief verwurzelt gesellschaftliche Erwartungen und Druck wirken können. Mütter stehen unter dem ständigen Druck, „es richtig zu machen“, und das führt dazu, dass viele sich mehr um die Meinung anderer Menschen als um ihr eigenes Wohl und das ihres Kindes kümmern. Das muss sich ändern. Die Entscheidung, wie lange und ob man stillt, sollte allein in den Händen von Mutter und Kind liegen – und gerade dieses Verständnis muss in der gesellschaftlichen Wahrnehmung um einen weiteren Schritt vorangebracht werden.
Die aktuellen Debatten rund ums Stillen sind nicht nur politische, sie sind auch ein Zeichen dafür, dass Frauen bei ihrer Rolle als Mütter oft unter Druck stehen. Zu viele Menschen scheinen immer noch zu glauben, dass sie das Recht haben, über die Privatsphäre anderer zu urteilen. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre es, das Stillen als das zu betrachten, was es ist: eine intakte, private Entscheidung zwischen einer Mutter und ihrem Kind, die keine Fremdeinmischung benötigt. Der Wert dieser Beziehung sollte immer im Vordergrund stehen, nicht die oberflächlichen Urteile der Gesellschaft.
Besonders eindrücklich wird in solchen Diskussionen deutlich, wie wichtig es ist, Toleranz und Verständnis für die individuellen Entscheidungen von Müttern zu fördern. Unabhängig davon, ob eine Mutter beschließt zu stillen oder nicht, ob sie lange oder kurz stillt, ist die wesentliche Botschaft: Es geht nur sie und ihr Kind etwas an – niemand sonst hat in diese intime Angelegenheit einzugreifen. Diese aktuellen Entwicklungen verdeutlichen einmal mehr, wie notwendig es ist, in der Öffentlichkeit mehr Sensibilität für dieses Thema zu entwickeln.