Im malerischen Schleswig-Holstein beschäftigen sich Waldbesitzer mit einer heiklen Frage: Lässt sich mit Waldbesitz Geld verdienen? Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Vorsitzender des Waldbesitzerverbands, äußert sich skeptisch. Trotz des hohen Wertes, den Wälder für die Landschaft und Natur des Bundeslandes haben, ist die finanziellen Situation für Waldbesitzer alles andere als rosig.
Graf Rantzau bewirtschaftet knapp 400 Hektar Wald auf seinem Gut Pronstorf. Diese Fläche, ungefähr so groß wie 1,3 Fußballplätze pro Hektar, bringt im Durchschnitt lediglich 100 Euro pro Jahr ein. Er ist überzeugt, dass eine Optimierung der Arbeitsabläufe notwendig ist, um überhaupt Gewinn zu erzielen. In seinem Betrieb hat er das Meiste outgesourced – es fehlen beispielsweise Maschinen wie Rückemaschinen und Vollernter. Stattdessen wird die Holzernte jedes Jahr im August und September von externen Unternehmern übernommen, die sogar die dicken Stämme per Hand einschlagen.
Herausforderungen der Holzernte
Die Besonderheit der Holzernte in Schleswig-Holstein ist, dass ein großer Teil des geschnittenen Holzes nach China exportiert wird. Dies bringt jedoch seine eigenen Probleme mit sich. Graf Rantzau führt an, dass die Erlöse durch schwankende Transportkosten und Marktbedingungen stark variieren. Der verbleibende Teil, der nicht für die Sägewerke geeignet ist, wird als Brennholz in Kaminen genutzt. Dies ergibt einen Erlös von etwa 50 Euro pro Raummeter, wobei 20 Euro allein für das Einsägen anfallen.
Ein weiteres bemerkenswertes Thema ist die Frage der Finanzierung der Gemeinwohlfunktionen des Waldes. Graf Rantzau hält eine staatliche Unterstützung in Form von Steuermitteln für nicht sinnvoll und plädiert stattdessen für Hilfe beim Umbau der Wälder zu klimastabilen Beständen. „Das wäre in unser aller Interesse“, betont er.
Kritik an der Bundesregierung
Die Unterstützung vonseiten der Bundesregierung lässt jedoch auf sich warten. Graf Rantzau kritisiert die späte Freigabe von Geldern für den Waldumbau, wobei anfänglich nur 250 Millionen Euro von den angekündigten einer Milliarde Euro zur Verfügung standen. „Da kommt alles zum Stehen“, macht er deutlich. Ein Umdenken ist erforderlich, da die Waldbesitzer ohne finanzielle Hilfe den dringend notwendigen Umbau nicht allein bewältigen können. Die Kosten belaufen sich hier auf etwa 10.000 Euro pro Hektar.
Außerdem sieht sich die Waldbesitzergemeinschaft einer neuen Herausforderung gegenüber: den EU-Vorgaben, die Teile der Natur in ihren Ursprungszustand zurückzuführen. Graf Rantzau sieht dies kritisch und warnt vor den Folgen. Die Renaturierung von Bächen könnte bedeuten, dass Keller voll laufen und Wiesen überschwemmt werden. Von den geplanten 20 Prozent, die bis 2030 betroffen sein sollen, könnten anschließen noch weit mehr Flächen in Mitleidenschaft gezogen werden. „Um Forstwirtschaft und Landwirtschaft kümmern wir uns dann nicht mehr“, ist Graf Rantzau überzeugt.
Aktuell sind viele Flächen entwässert, und laut Graf Rantzau würde auf zwei bis drei Fünfteln dieser Gebiete ohne Entwässerung kein Ackerbau mehr möglich sein. Die Kombination aus wirtschaftlichen Herausforderungen, politischen Rahmenbedingungen und dem Druck, natürliche Lebensräume zu erhalten, stellt die Waldbesitzer vor immense Herausforderungen und eröffnet eine komplexe Diskussion über die Zukunft der Forstwirtschaft in Schleswig-Holstein.
– NAG