Die Zukunft der Medizin wird durch innovative Technologien immer mehr geprägt, und ein spannendes Beispiel dafür ist das Forschungsprojekt TWIN-WIN. Bei diesem Vorhaben, das am Kurt-Semm-Zentrum des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) angesiedelt ist, steht die Entwicklung eines digitalen Superzwillings im Fokus. Dieses ehrgeizige Projekt zielt darauf ab, die roboterassistierte Chirurgie mithilfe von künstlicher Intelligenz und neuesten digitalisierten Ansätzen zu revolutionieren.
Die Unterstützung für TWIN-WIN wurde kürzlich in Form von Förderbescheiden durch Digitalisierungsminister Dirk Schrödter sichtbar, der am 30. August die Initiative vorstellte. Mit einer Förderung von fast 950.000 Euro, die bis Ende 2025 bereitgestellt wird, zeigt das Land Schleswig-Holstein ein starkes Engagement für medizinische Innovationen. „So sieht die Medizin der Zukunft aus“, betonte Schrödter und hob hervor, wie bedeutend diese Art von Projekten für die Entwicklung des Gesundheitswesens ist.
Roboterassistierte Chirurgie im Aufstieg
Die roboterassistierte Chirurgie hat sich als wahres Rückgrat der modernen Medizin etabliert. Sie ermöglicht es Chirurgen, mit minimalinvasiven Techniken hochpräzise Eingriffe durchzuführen, indem die Instrumente über kleine Zugänge gesteuert werden. Dies verbessert nicht nur die Genauigkeit beim Eingriff, sondern auch die Genesungszeit der Patienten. Doch trotz ihrer fortschrittlichen Methode stehen Chirurgen häufig vor der Herausforderung, nur ein kleines, stark vergrößertes Bild des Operationsfeldes zu sehen. Oft verbergen sich Tumore hinter anderen Organen oder unter Fettschichten, was die präzise Navigation erschwert.
Daher ist das Hauptziel des TWIN-WIN-Projekts, die Navigation während der Eingriffe durch digitale Innovationen zu optimieren. Der „digitale Zwilling“ des Patienten, im Fachjargon als „digital twin“ bezeichnet, wird dabei genutzt, um ein umfassendes 3D-Datenmodell zu schaffen, das in Echtzeit während der Operation angezeigt wird. Mithilfe von Augmented Reality wird die Operationsumgebung in eine präzisere digitale Darstellung umgewandelt, um den Chirurgen einen besseren Überblick zu verschaffen.
Künstliche Intelligenz als Game Changer
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz. Diese Technologie wird eingesetzt, um wichtige Echtzeitdaten zu erfassen, die für den chirurgischen Eingriff entscheidend sind, wie zum Beispiel die Lage der Instrumente im Bauchraum sowie relevante Organstrukturen. Indem diese Informationen ausgewertet werden, könnte es möglich sein, ein Navigationssystem zu entwickeln, das mit einem Navigationsgerät im Auto vergleichbar ist.
Das Projekt kann nicht nur als technologisches Experiment betrachtet werden, sondern könnte auch einen ernsthaften Einfluss auf die Qualität der chirurgischen Eingriffe und die Sicherheit der Patienten haben. „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein und sind optimistisch, dass die entscheidenden Schritte zur Entwicklung eines funktionalen Navigationstools für die roboterassistierte Chirurgie gelingen können“, sagt Prof. Dr. Thomas Becker, der Projektverantwortliche. Die Verbesserung der Navigation würde eine Reduzierung nicht nur von Komplikationen und postoperativen Schmerzen, sondern auch von unnötigen Gewebeverletzungen bedeuten.
Das TWIN-WIN-Projekt vereint die Expertise verschiedener Institutionen: Die medizinischen Fachleute des UKSH führen das Projekt an, während Spezialisten für Materialwissenschaften und Bildgebung von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Universität zu Lübeck eng eingebunden sind. Zudem unterstützen Unternehmen wie die Vater Solution GmbH und renommierte Forschungsinstitute das Vorhaben. Dies verdeutlicht den interdisziplinären Ansatz, der notwendig ist, um solch innovative Technologien in der Chirurgie zu implementieren.
Mit solch fortschrittlichen Forschungsprojekten stellt Schleswig-Holstein sich als ein zukunftsorientierter Standort sowohl in der Medizin als auch in der Digitalisierung auf. TWIN-WIN ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie technologische Fortschritte in der Chirurgie nicht nur die Durchführung von Operationen verbessern, sondern auch die Lebensqualität der Patienten nachhaltig steigern können.
– NAG