Die politische Landschaft auf der beliebten Ferieninsel Sylt hat sich erneut gewandelt: Bürgermeister Nikolas Häckel wurde am Sonntagabend abgewählt. Laut den Ergebnissen stimmten etwa 80 Prozent der Wähler für seine Abwahl, während nur rund 7 Prozent sich für ihn aussprachen. Die Abstimmung sah eine Wahlbeteiligung von 42,1 Prozent von insgesamt 12.432 Berechtigten, wobei 5.202 Stimmen als gültig gezählt wurden.
Dass es zu diesem Punkt gekommen ist, ist das Ergebnis eines langen Konfliktes innerhalb der Gemeindevertretung, die sich bereits vor einiger Zeit gegen Häckels Führung gewandt hatte. Der parteilose Bürgermeister war aufgrund gesundheitlicher Probleme, namentlich eines Burn-Outs, längere Zeit krankgeschrieben und fand keine Unterstützung für eine Wiedereingliederung in sein Amt.
Neuer Bürgermeister in Aussicht
Carsten Kerkamm von der CDU wird zunächst als kommissarischer Vertreter das Amt übernehmen. Die Gemeindevertretung hat nun sechs Monate Zeit, um einen neuen Bürgermeister zu wählen. Dies entspricht einer erheblichen Veränderung, da Häckel seit über neun Jahren im Amt war und seine reguläre Amtszeit bis zum 30. April 2027 andauern würde.
Nach der Bekanntgabe des Abwahlergebnisses äußerte Häckel seinen Dank an die Bürger und betonte, dass er mit seiner Amtszeit zufrieden sei, auch wenn er nun in den Ruhestand trete. „Ich freue mich auf die Zeit im Kloster“, sagte er und kündigte an, sich danach seinen Hobbys zu widmen. Ironischerweise nahm er an der Abstimmung nicht teil, um seinen Unmut über das Verfahren auszudrücken.
Kritik an der Amtsführung
Die Abwahl wurde von nahezu allen politischen Fraktionen in der Gemeinde gefordert, ausgenommen der SSW. Die CDU, die Grünen, die SPD und die Wählergemeinschaften führten an, dass ein „Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses“ die Hauptursache sei. Insbesondere beklagten viele Gemeindevertreter, dass Häckel aufgefordert war, Verwaltung und Haushalt nicht in der nötigen Form zu führen.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Gerd Nielsen sah in der breiten Ablehnung einen Beweis für die Unzufriedenheit mit Häckels Amtsführung. Er betonte, dass die Ablehnung auch die Mitarbeitenden der Gemeinde mit einbeziehe, während Häckel die Vorwürfe als fadenscheinig zurückwies. Diese, unter anderen, mündeten in einen Flyer, der fraktionsübergreifend für die Abwahl warb, zum Teil unter dem Motto, dass ein Neustart an der Spitze nötig sei.
Die Vorsitzende des Hauptausschusses, Gritje Stöver (CDU), stellte klar, dass Häckels Krankheit keinen Einfluss auf das Abwahlverfahren hatte. Sie erklärte, dass das Problem eher in der Unfähigkeit liege, die Anforderungen eines Bürgermeisters zu erfüllen. Häckel verteidigte sich damit, dass er während seiner Amtszeit viel erreicht habe, und dass seine Fehler nicht schwerwiegend gewesen seien.
Als bemerkenswert gilt, dass Häckel 2015 seinen ersten Wahlkampf gegen die damalige CSU-Rebellin Gabriele Pauli gewann und erst 2021 in einer Stichwahl gegen einen CDU-Kandidaten wiedergewählt wurde. Die politischen Stürme auf Sylt zeigen, wie dynamisch die politische Landschaft und wie sensibel das Verhältnis der Gemeinde zu ihren Führungspersönlichkeiten ist. Dieses Thema wird auch weiterhin die politische Diskussion in der Region bestimmen. Für weitere Informationen zu diesem Themenkomplex bietet www.ndr.de umfassende Berichte an.