In den Gewässern vor der italienischen Küste hat sich eine Tragödie abgespielt, die die yachting-Welt erschüttert. Das Unglück der Luxusyacht „Bayesian“ wirft viele Fragen auf und bringt zahlreiche Spekulationen über die Ursachen zum Vorschein. Während die genauen Umstände des Untergangs noch ermittelt werden, stehen die dramatischen Ereignisse, die zur Bergung des britischen Milliardärs Mike Lynch und seiner Tochter Hannah führten, im Mittelpunkt der Berichterstattung.
Die „Bayesian“ sank in der Nähe der sizilianischen Stadt Palermo während eines heftigen Unwetters. Berichten zufolge war die Yacht nur etwa 900 Meter von der Küste entfernt, als sie innerhalb kürzester Zeit unterging. Die Umstände, die zu diesem tragischen Vorfall führten, werden nun eingehend untersucht.
Mögliche Ursachen des Unglücks
Michael Schlecht, ein erfahrener deutscher Skipper, hat seine Theorie zu den Ursachen des Untergangs aufgezeigt. Nach der Analyse von Tracking-Daten und eigenen Beobachtungen vermutet er, dass die Yacht am Vormittag des 18. August vor der Küste von Cefalu auf Anker ging und eine gute Lage wählte, die vermeintlich eine sichere Entscheidung des Kapitäns war. Dennoch könnte das Wetter den Damen und Herren an Bord einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Laut Schlecht war die Wahl des Ankerplatzes „lehrbuchmäßig“, da der Wind von Land kam und nicht von der offenen See zulief.
Schlecht hebt hervor, dass der variable Kiel der Yacht, der bei Bedarf ausgefahren oder eingezogen werden kann, möglicherweise eine entscheidende Rolle spielte. Obwohl es nicht grundsätzlich falsch sei, den Kiel teilweise einzuziehen, könnte dies in Verbindung mit extremen Wetterbedingungen fatale Folgen gehabt haben. „Bei einem starken Sturm und einem hochgezogenen Kiel kann es zu übermäßigen Druck auf Mast und Aufbauten kommen, was die Stabilität des Schiffes erheblich gefährdet.“ Diese Kombination aus Wetter und Konstruktion könnte letztlich zur Kenterung der Yacht geführt haben.
Kritik an Sicherheitsvorkehrungen und Bauweise
Die Verantwortung für das Unglück wird nicht nur der Crew zugesprochen, sondern auch der Bauweise der Yacht selbst. Giovanni Costantino, der Chef der Italian Sea Group, zu der der Hersteller Perini Navi gehört, äußert Bedenken und spricht von einer „langen Reihe von Fehlern“. Er betont, dass bei Ankerliege immer eine Wache an Bord sein sollte, um gefährliche Situationen rechtzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. Fehlende sicherheitsrelevante Vorkehrungen und das Eindringen von Wasser in die Kabinen während des Sturms werfen schwerwiegende Vorwürfe gegen die Verantwortlichen auf.
Zusätzlich kritisiert Schlecht die generelle Tendenz in der Yacht-Bauindustrie, mit ständig höheren Geschwindigkeiten zu experimentieren, wodurch möglicherweise die Grenzen der Seetüchtigkeit überschritten werden. „Die Bauweise von Superyachten sollte überdenken werden, um die Sicherheitsstandards zu erhöhen“, erklärt er. In seiner eigenen Segelerfahrung hat er Anpassungen vorgenommen, um die Sicherheit zu maximieren. Aber auch hier arbeiten die Behörden an den offiziellen Ermittlungen, um herauszufinden, warum es zu einer solchen Tragödie kommen konnte.
Der Vorfall hat auch das Augenmerk der Medien auf den Zustand der Passagiere gelenkt, die zu dem Zeitpunkt des Unglücks an Bord waren. Berichten zufolge waren die Gäste in ihren Kabinen gefangen, als das Wasser eindrang. Überlebende berichten von einer chaotischen Szene, als der Sturm kam und es scheinbar keine Zeit gab, sich in Sicherheit zu bringen. Es bleibt abzuwarten, ob die Untersuchungen zu konkreten Änderungen der Sicherheitsprotokolle in der Branche führen werden.
– NAG