In den sonnigen Gärten des Nordens Deutschlands zeigen sich derzeit zahlreiche Schmetterlinge, die von Blüte zu Blüte fliegen. Unter den oft gesehenen Arten sind der Admiral, der Kleine Fuchs und das Tagpfauenauge. Diese Schmetterlinge gehören zur neuen Generation, die sich in dieser Jahreszeit aktiv zeigt, wie Detlef Kollings, der Projektleiter von Blütenbunt-Insektenreich der Naturschutzstiftung Schleswig-Holstein, erklärt. „Die neuen Tagfalter schwärmen derzeit aus und suchen nach Nektar“, betont er.
Laut Kollings sind im Norden Deutschlands rund 80 verschiedene Tagfalterarten anzutreffen. Davon sind jedoch nur etwa 20 regelmäßig zu sehen, zu denen auch der Zitronenfalter und der Kohlweißling gehören. Diese Zahlen werfen ein Licht auf die bedrohte Situation vieler Schmetterlingsarten in der Region.
Rückgang der Schmetterlingsarten
Die Observierung der aktuellen Schmetterlingspopulationen zeigt, dass besonders der Kohlweißling, der Kleine Fuchs und das Tagpfauenauge in diesem Jahr vermehrt vorkommen. Diese Beobachtungen werden durch Susanne Füting, die Leiterin des Lübecker Museums für Natur und Umwelt, bestätigt. „Jedoch müssen wir auch bedenken, dass die meisten Schmetterlinge durch die zunehmende Zerstörung ihrer Lebensräume ernsthaft gefährdet sind“, warnt Füting.
Auf nationaler Ebene bietet der NABU (Naturschutzbund Deutschland) eine alarmierende Statistik: Von den nahezu 200 verschiedenen Tagfalterarten in Deutschland sind rund 70 Prozent bedroht und stehen auf der Roten Liste. Diese Liste ist ein offizielles Dokument, das gefährdete Arten aufnimmt und somit zum Schutz dieser Tiere beiträgt. Im Gegensatz zu vielen anderen Faltern überwintern einige Arten, wie der Kleine Fuchs und das Tagpfauenauge, in geschützten Verstecken, was ihnen eine bessere Chance zur Erhaltung gibt. Viele andere Schmetterlingsarten hingegen sterben in der kalten Jahreszeit, was ihre Populationen weiter gefährdet.
Martin Wiemers, Sektionsleiter Ökologie am Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut (SDEI) in Müncheberg, äußert sich ebenfalls besorgt über die dramatische Abnahme der Schmetterlingsarten in Deutschland. Er führt diese Veränderungen auf die Agrarwirtschaft und den Klimawandel zurück. „Die Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert, was den Lebensraum der Schmetterlinge negativ beeinflusst“, erklärt Wiemers und unterstreicht damit die weitreichenden Konsequenzen menschlichen Handelns auf die Natur.
Vor diesem Hintergrund wird die Freude über die aktuelle Schmetterlingssichtung von einem Schatten begleitet: Die Bedrohungen, die viele Arten erleben, sind nicht zu ignorieren. Während einige Schmetterlinge in diesem Jahr auffällig bunt durch die Lüfte tanzen, erfordert der Rückgang ihrer Gesamtzahlen dringendes Handeln und Schutzmaßnahmen, um die Vielfalt der Natur zu bewahren.
Schmetterlinge sind weit mehr als nur hübsche Insekten; sie sind ein wichtiger Teil des ökologischen Gleichgewichts. Ihre Präsenz zeigt die Gesundheit eines Ökosystems an. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen ergriffen werden, um diesen liebenswerten und vitalen Teil unserer Umwelt zu schützen, während sie gleichzeitig zum Bild einer intakten Natur beitragen.