Erhard Kaasche wird 100 Jahre alt und betrachtet sein Leben als tief mit der Geschichte des Bergbaus verwoben. Geboren in Oschatz, zog es ihn nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der Liebe in die Lausitz, wo er über vier Jahrzehnte in verschiedenen Braunkohlewerken tätig war. Am 22. September feierte er diesen beeindruckenden Geburtstag und erinnerte sich an die Anfänge seiner Karriere im Jahr 1947, als er in der Grube Franz in Klein-Kölzig seinen Dienst antrat.
Die Bedeutung der Braunkohle ist für Kaasche untrennbar mit seiner Lebensgeschichte verbunden. In der Nachkriegszeit war Kohle eine essentielle Energiequelle, und er reflektiert: „Kohle hatte den Wert von Bargeld.“ Dies spiegelt die damalige wirtschaftliche Realität wider, in der die Förderung und der Transport von Kohle für die Entwicklung der Region von größter Bedeutung waren.
Karriere und Engagement im Bergbau
Bei der Grube Franz arbeitete Kaasche unter schwierigen Bedingungen und half beim Wiederaufbau nach Flutschäden, indem er alte Landkarten nutzte, um Gleise und Bagger aus versumpften Kiesgruben zu bergen. Später wechselte er ins Braunkohlewerk Conrad nach Groß Kölzig, wo er verschiedene leitende Positionen einnahm. Dort war er unter anderem für die Betriebsabrechnung verantwortlich und wurde später zur Aufbauleitung des Gaskombinats Schwarze Pumpe delegiert.
Kaasche beschreibt die Herausforderungen, die mit seinem Job verbunden waren, darunter die logistische Schwierigkeit, genügend Waggons für den Briketttransport zu erhalten. In den 1960er-Jahren erforderte es von Führungskräften den Abschluss einer Fachschule, den er nebenberuflich in einem Fernstudium absolvierte. „Das war ziemlicher Stress“, erinnert er sich, als er nach Abschluss seiner Arbeit 24 Stunden durchschlief. Seine Tochter musste die Abschlussarbeit zur Ingenieurschule bringen, ein Ausdruck der familiären Unterstützung in schweren Zeiten.
Erhard Kaasche zog Ende der 1950er-Jahre mit seiner Familie nach Hoyerswerda. Zuerst lebte die Familie an den Elsterbogen, bevor sie in die Neustadt zog, wo Kaasche auch heute noch wohnt. Die neuen Lebensumstände brachten sowohl Herausforderungen als auch gesellschaftliche Verpflichtungen mit sich, denn jeder Wohnkomplex wurde von einem Betriebsteil des GSP betreut. In dieser Rolle leitete Kaasche den Wohngebietsausschuss im WK III, der für die Organisation von Putzaktionen und die Pflege guter Nachbarschaftsbeziehungen zuständig war.
Sein Engagement beschränkte sich nicht nur auf die Arbeit. Unter seiner Leitung wurde ein Brunnen nahe der Grundschule Lindenschule errichtet, wobei er betont, dass dies eine „schwere, aber auch schöne Zeit“ war. Kaasche fühlte sich stets verantwortlich, zur Gemeinschaft beizutragen, und seine Lebensgeschichte ist ein Zeugnis des unermüdlichen Geistes der Bewohner und Arbeiter dieser Region.
Jubiläumsfeiern wie die seine sind nicht nur persönliche Meilensteine, sie sind auch ein Abbild einer Generation, die in einer Zeit des Wiederaufbaus, des Wandels und der Herausforderungen lebte. Erhard Kaasche verkörpert mit seiner Lebensgeschichte die untrennbare Verbindung zwischen dem Bergbau und dem sozialen Gefüge in Hoyerswerda. Die Auszeichnung für Ehrenamtliche im Wohngebiet, die er mit seinen Mitstreitern organisierte, zeigt, wie sehr er den gemeinsamen Zusammenhalt schätzte und förderte.
Ein Leben voller Erinnerungen an den Bergbau, das in Hoyerswerda und darüber hinaus bekannt ist, wird sicherlich auch in den kommenden Jahren weiter erzählt werden. Die Erfahrungen und Lehren von Erhard Kaasche bleiben ein wichtiger Teil der historischen Erzählung dieser Region.