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Intel stoppt Spatenstich in Magdeburg: Was bedeutet das für die Stadt?

Intel hat überraschend die Pläne für den Bau seines milliardenschweren Chipwerks in Magdeburg auf Eis gelegt, was die Zukunft der größten ausländischen Direktinvestition in Deutschland gefährdet – Auswirkungen, die sowohl der Finanzsituation des Unternehmens als auch den Hoffnungen der Stadt schwer zusetzen könnten!

Stand: 16.09.2024 22:30 Uhr

Die Pläne für den Bau einer neuen Chipfabrik in Magdeburg, die von Intel initiiert werden sollten, sind vorerst gestoppt. Der Chef des Unternehmens, Pat Gelsinger, gab bekannt, dass sich das Projekt um zwei Jahre verschieben wird. Intel steht vor der Herausforderung, hohe Verluste auszugleichen und hat daher ein umfassendes Sparprogramm angekündigt.

In der aktuellen Situation von Intel wird deutlich, dass der Konzern sein Sparziel von über zehn Milliarden US-Dollar im kommenden Jahr erreichen möchte. Der Plan beinhaltet unter anderem die Reduktion von mehr als 15 Prozent der rund 125.000 Arbeitsplätze im Konzern weltweit. Das Ziel ist es, die Produktionskapazitäten sowohl in den USA als auch in der EU zu steigern, um die Lieferketten robuster zu gestalten.

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Sparzwänge beim Chiphersteller

Intel hatte früher bereits angekündigt, die Produktionskapazitäten auszubauen und als Auftragsfertiger für andere Chiphersteller zu agieren. Der Bau des Werks in Magdeburg, das mit etwa 30 Milliarden Euro veranschlagt war, ist ein zentrales Element dieser Strategie. Gelsinger äußerte, dass die derzeitige Kostenstruktur des Unternehmens als „nicht wettbewerbsfähig“ angesehen wird.

Die deutsche Regierung wollte diese monumentale Investition mit etwa zehn Milliarden Euro unterstützen. In einem Vertrag, der im Juni 2023 unterzeichnet wurde, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz, dass der Bau der Halbleiterfabrik in Magdeburg die größte ausländische Direktinvestition in der Geschichte Deutschlands darstellt.

Gewerbegebiet Eulenberg bei Magdeburg

Im August äußerte Ministerpräsident Reiner Haseloff, dass er kaum an einem Rückzug von Intel glaube. Sollte es dennoch dazu kommen, zeigte er sich optimistisch bezüglich der zukünftigen Nutzung der Gewerbeflächen am Eulenberg. Diese Flächen würden, so Haseloff, auch andere Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen anziehen.

Ursprünglich war vorgesehen, dass Intel 400 Hektar Grundstück nebst 700 Hektar für Zulieferer in Anspruch nehmen sollte. Frank Ribbe, Geschäftsführer der High Tech Park GmbH, merkte an, dass bereits für 90 Prozent der Flächen Vorverträge bestehen.

Allerdings bleibt die Absage von Intel nicht unwidersprochen. Bereits im Vorfeld der Ankündigung sind kritische Stimmen aufgekommen, besonders hinsichtlich der staatlichen Förderungen. Clemens Fuest, Professor für Volkswirtschaft an der LMU München, bemängelte im August, dass es fragwürdig sei, dass Intel hohe Subventionen für ein Unternehmen erhält, das mehrere technologische Entwicklungen verpasst hat.

Oppositionsparteien im Landtag von Sachsen-Anhalt haben ebenfalls Bedenken geäußert. AfD-Fraktionschef Oliver Kircher kritisierte, dass es bisher nur unverbindliche Willensbekundungen aber keine klaren Verträge gegeben habe. Linken-Fraktionsvorsitzende Eva von Angern warf der Landesregierung vor, das Thema nicht mit der notwendigen Transparenz zu behandeln.

Mit dem Stopp des Projekts steht die Zukunft des Magdeburger Chipstandorts nun auf der Kippe, während die Politik und die Öffentlichkeit auf klare Antworten zu den weiteren Schritten warten müssen. Diese Entwicklungen werfen Fragen über die strategischen Entscheidungen bei Intel auf und wie sich diese auf die deutschen Halbleitermärkte auswirken könnten.

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