Am kommenden Donnerstag um 11 Uhr werden die Sirenen in Deutschland aufheulen, um die Bevölkerung zu warnen. Doch in Görlitz wird es in dieser Hinsicht ruhig bleiben. Trotz der Stille ist der jährliche Warntag von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der Bürger.
Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert, dass der angekündigte Dauerregen hauptsächlich Österreich, Tschechien und Polen treffen wird, während die Oberlausitz voraussichtlich unverhältnismäßig glimpflich davonkommt. Dennoch äußert Katastrophenschützer Markus Kremser auf Facebook, dass Personen, die in der Vergangenheit bereits von Hochwasser betroffen waren, sich gut vorbereiten sollten. Zu seinen Ratschlägen gehören unter anderem, Powerbanks bereitzuhalten und sicherzustellen, dass batteriebetriebene Radios funktionieren, um im Falle eines Stromausfalls aktuelle Informationen erhalten zu können.
Die Bedeutung des Warntages
Kremser betont auch, dass die Übung sowohl zur Vorbereitung als auch zur Verbesserung der Warnsysteme dient. „Wenn es nicht so schlimm kommt, habt ihr zumindest geübt. Falls jedoch doch etwas passiert, habt ihr möglicherweise Schlimmeres verhindert“, erklärt er. Er empfiehlt den Bürgern, den Seiten von Stadtverwaltung, Landkreis und DRK Kreisverband Görlitz auf Facebook zu folgen sowie die Warnapp Nina herunterzuladen. In Görlitz, wo nur noch eine funktionierende klassische Sirene in Hagenwerder existiert, ist die App eine wichtige Informationsquelle für den Warntag.
Im ganzen Landkreis Görlitz existieren insgesamt 288 Sirenen, deren Funktionsfähigkeit jedoch von den jeweiligen Kommunen überwacht wird. Am Donnerstag wird in der Integrierten Regionalleitstelle Ostsachsen das Warnsignal zum Schutz der Bevölkerung ausgelöst. Um 11.45 Uhr folgt das Entwarnungssignal. Der Zweck dieses Warntags ist es, die Einsatzbereitschaft der Sirenen und anderer Kommunikationsmedien zu überprüfen.
Die diesjährige Übung ist bereits die vierte ihrer Art. Die vorherigen fanden 2020, 2022 und 2023 statt. Bei diesen Proben war es das erklärte Ziel, mögliche Schwachstellen im Warnsystem zu identifizieren und diese im Nachgang auszumerzen. Nach dem Warntag 2022 wurden in Görlitz Schwächen aufgedeckt: Bei zehn von 26 Städten löste die Sirene nicht aus, weil diese nicht korrekt programmiert war. 2023 fiel das Fazit jedoch positiv aus, da die Sirenen funktionierten und nur ein technisches Problem auftrat.
Förderung neuer Sirenen
Auf Basis der Erfahrungen aus den vergangenen Jahren konnten Bund und Länder seit 2021 spezielle Finanzmittel für ein Sirenen-Förderprogramm bereitstellen. Sachsen erhielt etwa 4,3 Millionen Euro zur Modernisierung bestehender Systeme. Für den Doppelhaushalt 2023/24 wurde zudem ein weiteres Förderprogramm in Höhe von 3,2 Millionen Euro aufgelegt, um bis zu 300 neue Sirenen zu installieren.
Kreisbrandmeister Björn Mierisch hebt die Wichtigkeit von Sirenen hervor: „Eine Sirene ist das einzige Mittel, um die Bevölkerung im Falle eines Stromausfalls breitflächig zu warnen.“ Während mobile Warnsysteme eine gute Ergänzung darstellen, betont er, dass ohne Mobilfunknetz die Warnung nicht möglich ist. Besonders in ländlichen Gegenden, in denen viele ältere Menschen leben, könne eine Sirene entscheidend sein, weil nicht jeder ein Handy besitzt.
Die Mehrheit der Sirenen in Görlitz wurde bereits in den frühen 1990er-Jahren außer Betrieb genommen, und eine Rückkehr zu einem flächendeckenden System ist nicht zu erwarten. Bei Hochwasserereignissen werden die Bürger nach wie vor telefonisch gewarnt. Für die Zukunft sind jedoch zehn zusätzliche Sirenen geplant, die den Hochwasserschutz stärken sollen. Diese werden entlang der Neiße installiert und sollen auch zur Warnung der Bevölkerung genutzt werden. Ein entsprechender Fördermittelantrag wurde bereits 2024 zur Prüfung beim Sächsischen Staatsministerium des Innern eingereicht.
Die kontinuierliche Verbesserung und die Integration neuer Technologien in die Warnsysteme sind nicht nur wichtig für die aktuelle Lebenssituation, sondern auch für künftige Notlagen. Der bevorstehende Warntag dient nicht nur der Überprüfung des Status quo, sondern auch der Vorbereitung auf mögliche Katastrophen. Die Relevanz dieser Initiative wird durch die Erinnerungen an vergangene Ereignisse untermauert, die in der Region immer noch präsent sind.