Magdeburg

Die Wiedergeburt der Hyparschale: Magdeburgs architektonisches Erbe erstrahlt

Die Hyparschale in Magdeburg, ein Meisterwerk des DDR-Bauingenieurs Ulrich Müther, kennt eine beeindruckende Wiederbelebung. Seit ihrer Ersterschaffung steht die besondere Schalenkonstruktion für architektonische Finesse. Im Frühsommer 2024 wird sie ein Schauplatz für Veranstaltungen aller Art sein, nachdem sie über zwei Jahrzehnte in einem Zustand der Vernachlässigung zugebracht hat. Martin Haase, der beste „Betonspritzer“ Müthers, erzählt, dass er eine persönliche Verbindung zu diesem Bauwerk hat und sich sehr für die Wiederbelebung engagiert. „Da stecken überall meine Knochen drin“, gibt er mit einem Lächeln zu Protokoll.

Ursprünglich war die Hyparschale eine architektonische Sensation. Die Konstruktion hat ein Dach, das eine Fläche von 40 mal 40 Metern ohne Stützpfeiler überspannt. Dies vermittelt den Eindruck der Schwerelosigkeit und gibt der Halle eine elegante Erscheinung. Die Verwendung von hyperbolischen Paraboloidschalen war eine technisch anspruchsvolle Methode, die Müther beherrschte. Laut Matthias Ludwig, Professor für Architektur an der Hochschule Wismar und Hüter des Müther-Archivs, war dies zu seiner Zeit eine bemerkenswerte Errungenschaft.

Der lange Weg der Sanierung

Doch der Weg zur Wiederherstellung der Hyparschale war alles andere als einfach. Nach 20 Jahren des Verfalls, in denen Bäume und Sträucher die Halle eroberten und sie zu einem Schandfleck im Magdeburger Stadtpark Rotehorn verklärten, entschloss sich die Stadt 2019, diese architektonische Perle zurück ins Leben zu holen. Christian Hellmund und Sophie von Mansberg waren die verantwortlichen Architekten, die vor der Herausforderung standen, den Raum nach modernen Maßstäben zu sanieren.

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„Fast unmöglich“, beschreibt Hellmund die anfänglichen Herausforderungen. Die Stadt strebte an, die große Halle in kleine Räume für Veranstaltungen mit 60 bis 100 Personen aufzuteilen. Dies stellte das architektonische Konzept auf eine harte Probe, da die Offenheit des Designs von Müther auf der Kippe stand. Von Mansberg schildert, wie eng die Hyparschale mit den Erinnerungen der Magdeburger verbunden ist: „Jeder Taxifahrer kennt die Hyparschale, jeder verbindet mit ihr eine sehr persönliche Geschichte.“

Die neue Ära der Hyparschale

Heute erstrahlt das Gebäude wieder in reinem Weiß. Lichtstrahlen durchfluten die Halle, und das Oberlicht, ein wesentlicher Bestandteil der Schalenkonstruktion, sorgt für eine helle und einladende Atmosphäre. In der renovierten Halle wurde eine Galerie installiert, die das architektonische Meisterwerk noch eindrucksvoller zur Geltung bringt. Die Hyparschale ist nicht nur ein historisches Bauwerk, sondern auch ein Ort, an dem neue Erinnerungen geschaffen werden sollen.

In der Zukunft plant man, die Halle für verschiedene Veranstaltungen zu nutzen, von Kongressen über Seminare bis hin zu Ausstellungen. Dieses Konzept könnte die Hyparschale nicht nur als Eventlocation, sondern auch als Begegnungsstätte wieder ins kulturelle Bewusstsein der Stadt rücken.

Begleitend zu dieser Wiederbelebung wird der Film „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ präsentiert, der den Zuschauer auf eine Reise zu den außergewöhnlichen Bauten Müthers mitnimmt. Der Film zeigt, dass die Hyparschale trotz ihrer umfangreichen Restaurierungsarbeiten ihren charakteristischen Schwung beibehalten hat und so ein lebendiges Zeugnis der Baukunst vermittelt. Dabei wird deutlich, wie wichtig die Wertschätzung solcher architektonischen Juwelen für die lokale Identität und Kultur ist.

Die Bedeutung der Hyparschalen

Die Hyparschalen des Ulrich Müther sind nicht nur architektonische Meisterwerke, sondern stehen auch für eine innovative Bauweise des 20. Jahrhunderts. Sie verkörpern einen der Höhepunkte der modernen Architektur in der ehemaligen DDR. Müther nutzte die Leichtbauweise, um große Spannweiten und offene Innenräume zu schaffen, was vielen Nutzungsanforderungen entgegenkam. Die Verwendung von hyperbolischen Paraboloidschalen ermöglichte nicht nur ästhetische Freiräume, sondern auch eine wirtschaftliche Bauweise. Diese Struktur ist zwar aus Beton, wirkt jedoch durch ihre Form und Gestaltung leicht und filigran.

Die Wiederherstellung der Hyparschale in Magdeburg ist ein bedeutender Schritt zur Erhaltung dieses architektonischen Erbes. Solche Bauwerke sind oft vom Verfall bedroht, gerade wenn sie in den 1990er Jahren und der frühen 2000er Jahren nicht mehr gepflegt wurden. Das Bewusstsein für die Baukunst der DDR hat in den letzten Jahren zunehmend zugenommen, was auch das Interesse an der Erhaltung solcher Strukturen beeinflusst.

Sanierung und kulturelle Wiederbelebung

Die Sanierung der Hyparschale ist nicht nur ein architektonisches Projekt, sondern auch Teil einer größeren städtischen Entwicklung, die auf eine Wiederbelebung des Stadtbildes abzielt. Die Wiederherstellung hat die Möglichkeit eröffnet, einen Raum für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen zu schaffen, die sowohl lokale als auch überregionale Besucher anziehen können.

Die Hyparschale wird künftig ein Zentrum für verschiedene Veranstaltungen wie Kongresse, Seminare und Ausstellungen sein. Dies könnte langfristig die wirtschaftliche Entwicklung der Region fördern. Beispiele für ähnliche Projekte in Deutschland, wie die Restaurierung von anderen Müther-Bauten, zeigen, dass solche Vorhaben nicht nur das städtische Flair verbessern, sondern auch die Gemeinschaft stärken können. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Mauersteinbau e.V. (DGfM) können kulturhistorische Bauwerke einen erheblichen Beitrag zur Lebensqualität in Städten leisten und lokale Identität fördern.

Die Verwendung von modernen Technologien und nachhaltigen Materialien während der Sanierung könnte zudem das Bewusstsein für umweltfreundliche Baupraktiken stärken und als Vorbild für zukünftige Projekte dienen.

Aktuelle Herausforderungen und Ausblick

Die Herausforderungen bei der Umsetzung solcher Projekte sind vielfältig. Neben baulichen Aspekten sind auch gesellschaftliche, finanzielle und technische Fragen entscheidend. Es ist wichtig, dass die Sanierung nicht nur ästhetischen, sondern auch funktionalen Anforderungen gerecht wird. Die Diskussion über die optimale Nutzung dieser Räume wird oft von unterschiedlichen Interessen geprägt, was die Entscheidungsfindung kompliziert gestaltet.

Dennoch zeigt das Beispiel der Hyparschale, dass es möglich ist, historische Substanz bewahren und gleichzeitig modernste Nutzungsanforderungen erfüllen kann. Die Stadt Magdeburg ist mit dieser Sanierung nicht nur als Bewahrerin kulturellen Erbes aktiv, sondern auch als Impulsgeber für zukünftige städtebauliche Entwicklungen. In Zeiten, in denen das Interesse an kulturellen und historischen Stätten in Städten steigt, könnte diese Revitalisierung ein Modell für andere Städte sein, die ähnliche Herausforderungen meistern müssen.

– NAG

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