In Halle (Saale) hat sich etwas ganz Besonderes entfaltet, das die Herzen der Literaturfreunde höher schlagen lässt. Der Buchhändler Raimund Müller hat in seinem charmanten Laden „Jacobi & Müller“ nicht nur Bücher, sondern auch eine wundervolle Hommage an einen der größten Dichter der deutschen Literatur ins Schaufenster gestellt: Johann Wolfgang von Goethe. Mit einer Büste Goethes, einem Federkiel und einer besonderen Tasse hat Müller die Atmosphäre geschaffen, die man sich bei einem Blick auf den Meister persönlich erwarten würde.
Der Anlass für diese kreative Aktion ist kein Geringerer als der 275. Geburtstag von Goethe, der am 28. August 1749 in Frankfurt am Main das Licht der Welt erblickte. Müller wollte diesem Anlass mit einer besonderen Ausstellungsform gerecht werden, die sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart vereint. „Wir haben eine Replik von Goethes Reiseschreibtisch ins Schaufenster gestellt, um auf den Dichter und sein Werk aufmerksam zu machen“, sagt Müller. Das Besondere daran ist, dass dieser Schreibtisch eine besonders emotionale Geschichte birgt.
Ein herzliches Andenken
Vor 25 Jahren, als Goethe seinen 250. Geburtstag feierte, wurde dieser kleine Schreibtisch von einem Freund und Verleger geschenkt. Müller erinnert sich besonders gerne an den Platz, an dem die Mitbegründerin und langjährige Geschäftsführerin Antje Jacobi, vor zwei Jahren verstorben, täglich gearbeitet hat. „Hier hat sie jeden Tag gesessen“, sagt Müller, während er auf den schlichten Holzstuhl weist, der direkt unter einem Hermann-Hesse-Plakat steht. Diese Erinnerungen verleihen der Bühne, die Goethe gewidmet ist, eine noch tiefere Bedeutung.
In dem Schaufenster ist der „Goethe-Schreibtisch“ ein einladender Anblick. Fasziniert können Passanten, und leidenschaftliche Buchliebhaber Platz nehmen und ein Erinnerungsfoto schießen. Die Idee dahinter ist nicht nur, die Liebe zur Literatur zu feiern, sondern auch die Kreativität der Anwohner zu fördern. Wer ein Foto vom Schreibtisch macht und es einreicht, hat die Chance, ein kleines Goethebüchlein zu gewinnen. „Hier darf man sich mal wie ein Dichter fühlen“, sagt Müller mit einem Lächeln.
Literarische Empfehlungen
Natürlich hat Müller auch einige aktuelle Buchempfehlungen parat, um die Freude an der Literatur weiter zu fördern. Besonders erwähnt er das Buch „Mehr Licht“ von Olaf L. Müller, welches Goethes Farbenlehre erforscht und ihn nicht nur als Dichter, sondern auch als Wissenschaftler beleuchtet. Eine andere interessante Lektüre, die er ans Herz legt, sind Goethes „Erotica“, illustriert von Gerd Mackensen. Diese Empfehlungen bieten sowohl einen tiefen Einblick in Goethes vielfältiges Schaffen als auch eine Einladung, sich selbst mit den Werken des Dichters auseinanderzusetzen.
Die besondere Ausstellung in Halle zeigt, wie lebendig die deutsche Literatur auch im zeitgenössischen Alltag ist. Durch solche Aktionen wird nicht nur das Andenken an Goethe gefeiert, sondern auch das allgemeine Interesse an Literatur gestärkt. Raimund Müller und sein Team laden die Menschen ein, den Geist Goethes zu erleben und zu würdigen – und das nicht nur durch seine Worte, sondern auch durch einen direkten, kreativen Zugang zu seinem Lebenswerk.
– NAG