Der Fall Pascal Zimmer aus Saarbrücken-Burbach gehört zu den am längsten unaufgeklärten Kriminalfällen in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Vor genau 23 Jahren – am 30. September 2001 – verschwand der damals fünfjährige Junge spurlos, als er auf dem Weg zum Oktoberfest war. Über die Jahre hat dieser Fall nicht nur die Polizei, sondern auch die ganze Öffentlichkeit beschäftigt. Trotz intensiver Ermittlungen und eines aufwändigen Prozesses blieben die wesentlichen Fragen ohne abschließende Antworten.
Die traurige Geschichte von Pascal begann an einem herbstlichen Tag in Saarbrücken. Sein Verschwinden löste sofort eine große Suche aus, und die Polizei gründete prompt eine Sonderkommission namens „Hütte“. Die ersten Hinweise gaben Anlass zu Spekulationen, dass Pascals 18-jährige Stiefschwester in das Geschehen verwickelt sein könnte, doch die Ermittlungen führten schließlich ins Nichts und hinderte die zuständigen Stellen daran, klare Beweise für dieHypothese einer fremden Beteiligung zu finden.
Die Ermittlungen und der Prozess
Nach umfangreichen Untersuchungen waren einige Verdächtige im Visier der Staatsanwaltschaft. Um den Fall aufzuarbeiten, gab es zahlreiche Zeugenaussagen, darunter die Aussage von Andrea M., die behauptete, Pascal in die Kneipe „Tosa-Klause“ gelockt und missbraucht zu haben. Trotz dieser schweren Vorwürfe und der intensiven Befragungen war die Beweisführung schwierig. Es gab keine Leiche, und Pascals Fahrrad blieb ebenfalls unauffindbar.
Am 20. September 2004 begann vor dem Landgericht Saarbrücken der Prozess, in dem zwölf beschuldigte Personen vor Gericht gestellt wurden. Sechs standen wegen Mordes unter Anklage, während die anderen wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht gebracht wurden. Das Ganze zog sich über Jahre und intensive 147 Verhandlungstage hin. Am 7. September 2007 wurden schließlich alle Angeklagten freigesprochen.
Die Reaktionen auf das Urteil waren laut und empört. „Ich finde die Freisprüche zum Kotzen“, äußerte sich Heiko Maas, der damalige Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion. Der Fall führte zu intensiver Diskussion über die Möglichkeiten des Rechtsstaates, gerade im Hinblick auf die Aufklärung von Verbrechen gegen Kinder.
Nach dem Prozess und der aktuelle Stand
Trotz großer Anstrengungen der Justiz und zahlreicher Rückfragen gibt es bisher keine Ermittlungsergebnisse, die zur Klärung des Falls geführt hätten. Nur ein einziger Hinweis, der 2011 die Aufmerksamkeit der Behörde erregte, besagte, dass Pascals Leiche möglicherweise in einer Sandgrube in Frankreich versteckt wurde. Nach einer sorgfältigen Prüfung des Hinweises schlossen Staatsanwaltschaft und Polizei damals aus, dass weitere Tatverdächtige in Betracht gezogen werden konnten, und so blieb die Suche nach konkreten Fakten ergebnislos.
Die Eltern Pascals sind mittlerweile verstorben, was die Situation zusätzlich kompliziert. Laut den Ermittlern ist der Fall jedoch nicht abgeschlossen. Sollte es neue Hinweise geben, sind sie bereit, wieder aktiv zu werden. Pascal Zimmer wird bis heute als vermisst geführt, und die Hoffnung auf Aufklärung bleibt sowohl bei der Polizei als auch bei der Öffentlichkeit bestehen.
Wer sich weiter mit dem Fall befassen möchte, kann verschiedene Quellen nutzen. Eine ARD-Dokumentation sowie mehrere Bücher, darunter eines von der „Spiegel“-Reporterin Gisela Friedrichsen, beleuchten die Tragödie um Pascal Zimmer und die damit verbundenen Ermittlungen. Zudem gibt es eine Facebook-Seite, die an den vermissten Jungen erinnert.
Obwohl sich die Umstände von Pascals Verschwinden im Laufe der Jahre nicht verändert haben, bleibt die gesellschaftliche Bereitschaft, sich des Schicksals des kleinen Pascal anzunehmen, ungebrochen. Im Hintergrund bleibt die Hoffnung, dass eines Tages die Wahrheit ans Licht kommt und Gerechtigkeit für Pascal und seine Familie erfolgen kann. Weitere Informationen und Materialien finden sich auch online, unter anderem auf www.sol.de, wo die Details zu diesem tragischen Fall zusammengetragen sind.