Germersheim

„Driwwe und Hiwwe“: Ein Theaterstück als Weckruf für die Demokratie!

Das Kauderwelsch-Theater bringt mit seinem neuen Stück „Driwwe und Hiwwe“ ein bewegendes Daumenkino der 500-jährigen deutsch-französischen Geschichte auf die Bühne, das am 29. September in Schweigen-Rechtenbach Premiere feiert und mit lebendigen Geschichten aus Kriegen und Liebe zum Nachdenken über Demokratie und Freiheit anregen will!

Das Kauderwelsch-Theater bringt mit seinem neuen Stück „Driwwe un Hiwwe“ die komplexe und bewegende deutsch-französische Geschichte auf die Bühne. In einer ergreifenden Form werden 500 Jahre Geschichtsverläufe präsentiert, die sich nicht in trockenen Daten verlieren, sondern in lebendigen Lebens- und Liebesgeschichten wieder aufleben. Das Stück zielt darauf ab, ein starkes Bewusstsein für Demokratie und Freiheit zu schaffen, und stellt somit einen wichtigen kulturellen Beitrag dar.

Die Theatergruppe hat sich tief in die Materie eingearbeitet und präsentiert das Stück in einem schnellen Szenenwechsel, der es ermöglicht, bewegte Episoden aus der Vergangenheit der Pfalz und des Elsass zu erzählen. Diese Region hat eine bedeutende Geschichte, die von 23 blutigen Kriegen zwischen Deutschland und Frankreich geprägt ist, ehe die deutsch-französische Freundschaft 1963 mit dem Elysée-Vertrag gestärkt wurde. Auf die Zuschauer warten keine schwermütigen Darstellungen; vielmehr wird ihnen ein „Daumenkino der Geschichte“ präsentiert.

Einblicke in dunkle Zeiten

Ein zentrales Element der Erzählung sind die bewegenden Geschichten während der beiden Weltkriege und der NS-Herrschaft. Es geht um ein junges Paar, dessen Zukunft durch die Schrecken des Konzentrationslagers Auschwitz bedroht wird, und um jüdische Weinhändler, die in dieser dunklen Zeit ihre Existenz und schließlich ihr Leben verlieren. Auch die Rolle von NS-Gauleiter Josef Bürckel, der eine touristische Attraktion an der Deutschen Weinstraße etablierte, wird thematisiert. Die Premiere in Schweigen-Rechtenbach, am monumentalen Weintor, das von den Nazis erbaut wurde, schlägt eine besondere Brücke zu dieser Geschichte.

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Besonders hervorzuheben ist das Augenmerk auf die Erinnerungskultur: „Ein Zeichen muss sein“, rufen die Darsteller und verdeutlichen die Wichtigkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die Theaterpädagogin und Regisseurin Marianne Stein hat umfangreiche Recherchen durchgeführt, um die Authentizität der Darstellung sicherzustellen. Ihre Gespräche mit Historikern und der Winzergenossenschaft, die das Weintor verwaltet, lassen die Thematik in einem klaren Licht erscheinen und zeigen, dass Erinnerungsarbeit weiterhin von Bedeutung ist.

Die Inszenierung ist nicht nur ernst, sondern auch unterhaltsam. Humor, Slapstick und Ironie finden ihren Platz, zum Beispiel bei einem skurrilen Protestzug der Weinprinzessinnen auf hohen Schuhen. Die Zuschauer erleben einen emotionalen Mix, da das Stück durch Musik, Gesang und Tanz bereichert wird. Die Darsteller sind kontinuierlich auf der Bühne und benötigen nur minimale Requisiten, die sie in einer kleinen Tasche transportieren. Damit setzt das Ensemble auf die Kraft ihrer schauspielerischen Darstellung.

Emotionale Gewebe und Poesie

Die poetischen Elemente des Stücks werden durch Gedichte von Mascha Kaléko und Selma Meerbaum-Eisinger unterstrichen. Kaléko, die 1938 in die USA emigrierte, schrieb über ihre Entwurzelung, während Meerbaum-Eisinger mit ihren 57 Gedichten eine tragische, aber bewegende Stimme hinterließ. Das Stück führt die Zuschauer auf eine kritische Reise, die sie zur Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Geschichte anregt.

„Driwwe un Hiwwe“ ist mehr als nur eine theatrale Aufführung; es ist eine Einladung, die Herausforderungen der Vergangenheit zu reflektieren und die Werte der Demokratie zu schätzen. Die Reise, die das Kauderwelsch-Ensemble unternimmt, beleuchtet zentrale Themen wie Ausgrenzung, Heimatlosigkeit und die Notwendigkeit, hinzusehen und nicht zu schweigen. Zuschauer sind aufgefordert, an dieser kritischen Auseinandersetzung teilzuhaben, und das Stück endet mit dem klaren Aufruf: „Nie wieder, steht auf!“

Das Kauderwelsch-Ensemble aus Neupotz, das seit über 20 Jahren selbstinszenierte Stücke präsentiert, geht mit diesem besonderen Projekt auf Tour. Diese Aufführungen finden nicht nur in ihrer Heimatgemeinde, sondern auch in anderen Städten statt. Am kommenden Sonntag wird das Stück in der protestantischen Kirche in Schweigen-Rechtenbach uraufgeführt, mit Plänen, die Tour bis November fortzusetzen und verschiedene Orte zu besuchen, bevor sie ihr Finale in Neupotz feiern.

Die Premiere von „Driwwe un Hiwwe“ findet am 29. September um 11 Uhr statt. Karten sind im Vorverkauf beim örtlichen Tourismusverein erhältlich. Für eine umfassende Übersicht über die bevorstehenden Aufführungen und weitere Informationen siehe www.rheinpfalz.de.

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