08. September 2024, 20:00 Uhr
In der Bad Kreuznacher Kreuzkirche kamen Neugierige und engagierte Bürger zusammen, um einem faszinierenden Vortrag von Norbert Lammert, dem ehemaligen Bundestagspräsidenten und Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, zu lauschen. Der Raum, gefüllt mit Zuhörern, war elektrisiert von der zentralen Frage: Wie viel Religion ist notwendig für eine moderne, liberale Gesellschaft? Lammert, ein leidenschaftlicher Christ, bezog ausdrücklich Stellung zur notwendigen Wechselwirkung zwischen Glauben und Vernunft und plädierte für eine „intelligente Verbindung“ von Staat und Kirche.
Der Referent betonte die essenzielle Rolle der Demokratie. „Ohne die Ideen von Denkern wie Immanuel Kant wäre die Gesellschaft nicht, wie wir sie heute kennen“, erklärte er. Allerdings stellte er auch klar, dass wir oft im Dunkeln tappen, wenn es um die absolute Wahrheit geht. „Wir können die Wahrheit nicht zweifelsfrei ermitteln. Was wir für wahr halten, müssen wir glauben“, so Lammert. Diese Aussage wirft tiefere Fragen über die Beziehung von Glauben, Wissen und dem Platz der Religion in einer sich ständig wandelnden, demokratischen Gesellschaft auf.
für unsere heutigeDiskussion über die Grenzen des Glaubens
Im Anschluss an Lammerts Vortrag fand eine lebhafte Diskussion statt, an der mehrere Teilnehmer, darunter Michael Kneib, Andreas Scherbel und Elfi Decker-Huppert, aktiv mitwirkten. Jeder brachte seine Perspektive ein, was zu einem facettenreichen Dialog führte. Die Diskutanten gingen der Frage nach, wie eine Balance zwischen traditionellem Glauben und modernen, rationalen Ansprüchen erreicht werden kann. Insbesondere stellte sich die Frage, inwieweit religiöse Überzeugungen Platz in politischen Diskursen finden dürfen, ohne dabei die Trennung von Kirche und Staat zu gefährden.
Ein weiteres zentrales Thema der Diskussion war die Rolle der Religion als moralische Instanz in der heutigen Gesellschaft. Einige Vortragsteilnehmer betonten, dass Religion eine wichtige Orientierung bietet, während andere skeptisch waren, ob dies in einer zunehmend säkularen Welt weiterhin relevant ist. „Der Verein der verschiedenen Ansichten ist die Stärke unserer Demokratie“, sagte Kneib und unterstrich damit die Notwendigkeit, unterschiedliche Überzeugungen zu respektieren und zu integrieren.
Der Abend endete mit einem klaren Aufruf zur Reflexion über die eigene Position zur Religion in einer zunehmend pluralistischen Gesellschaft. Lammert ermutigte die Anwesenden, sich aktiv mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und die eigene Meinung zu entwickeln. „Die Herausforderungen, die sich uns stellen, können nur gemeinsam im Dialog bewältigt werden“, erklärte er. Dies hinterließ bei den Zuhörern einen bleibenden Eindruck und regte zur tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Thema an.
Die Veranstaltung zeigte eindrücklich, dass der Austausch über Religion und ihre Rolle in der Gesellschaft nach wie vor von Bedeutung ist. In einer Zeit, in der Fragen des Glaubens und der Spiritualität uns alle betreffen, ist der Dialog zwischen verschiedenen Überzeugungen wichtiger denn je. Der Abend in der Kreuzkirche machte deutlich, dass eine offene Diskussion über solche Themen das Verständnis füreinander fördern kann und dabei hilft, die Brücken zwischen Glaube und Vernunft zu schlagen.
– NAG