Die Digitalisierung von Versorgungsnetzen ist in den letzten Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Ein besonders bemerkenswerter Schritt in diese Richtung wird von OB-Netz in Oberhausen unternommen, das jetzt sein Niederspannungsnetz modernisiert. Diese Initiative zielt darauf ab, mehr Transparenz zu schaffen und die Effizienz bei Anschlussanfragen zu steigern, was in Anbetracht der wachsenden Herausforderungen durch erneuerbare Energien von enormer Bedeutung ist.
Ausschlaggebend für diese Entwicklung war eine Marktanalyse, die bereits 2022 durchgeführt wurde. Das Unternehmen suchte gezielt nach einer geeigneten Messlösung, um ihr Niederspannungsnetz besser zu überwachen. Diese Dringlichkeit spitzte sich im Winter 2022 zu, als die drohende Gasmangellage die Notwendigkeit für schnelle Maßnahmen unterstrich. Schließlich entschieden sich die Verantwortlichen für ein Pilotprojekt mit dem Anbieter Smight Grid2, der während der Analyse als Favorit hervorging.
Die implementierte Technologie
Das Pilotprojekt umfasst die Messung und Beobachtung von vierphasigem Strom sowie Spannung in fünf innerstädtischen Stationen in Oberhausen, die voll von Einwohnern sind. Fabian Richter, ein Mitarbeiter der Netzplanung, hebt die Effizienz des Prozesses hervor: „Zwei Wochen nach der Bestellung waren die Sensoren und Gateways im Haus, und auch der Einbau ging schnell und problemlos. 15 Minuten nach Inbetriebnahme waren die Stationen digital.“ Dies ermöglicht eine übersichtliche Darstellung aller relevanten Informationen im Cockpit, was für die Akzeptanz unter den Mitarbeitenden von entscheidender Bedeutung ist.
Insgesamt wurden 26 Ortsnetzstationen in Oberhausen mit Smight Grid2 ausgestattet. Das Team beobachtet dabei nicht nur die Ballungsgebiete, sondern auch Industrieareale, die durch hohe Photovoltaik-Einspeisungen von Lagerhausdächern geprägt sind. Gleichzeitig beobachtet man auch den Anstieg der Elektromobilität in Wohngegenden mit Einfamilienhäusern, die ebenfalls zunehmend auf Solarenergie setzen.
Effizienzsteigerung und Datenanalyse
Die Anpassungen und die Nutzung der neuen Technologie in der Netzplanung sind notwendig, da die bisherigen Verfahren mit Schleppzeigern und mobilen Messeinrichtungen nicht mehr ausreichen. Richter kommentiert, dass „diese nur unzureichend die Entwicklungen im Netz abdecken konnten“. Die Einführung von Langzeitmessungen hat sich als Schlüssel zur Verbesserung erwiesen. Daten über Witterungsbedingungen, Lastverhalten der Nutzer und Veränderungen im Leistungsbedarf können jetzt direkt in die Netzberechnung einfließen.
Ein wichtiger Teil des Digitalisierungsprojekts sind auch die monatlichen Reports, die Einblicke in die Analyse der gesammelten Daten bieten. Das Netzplanungsteam von OB-Netz nutzt diese Reports, um Erkenntnisse zu gewinnen, die direkt in die Optimierung der Netzplanung und -berechnung einfließen. Durch den Austausch von Informationen und Erfahrungen im Team werden Verbesserungen kontinuierlich vorangetrieben.
Die Zunahme von Anschlussanfragen für erneuerbare Energieanlagen stellt für die Mitarbeiter ein zusätzliches Arbeitspensum dar. 2023 wurden bereits 1415 Anfragen registriert – ein Anstieg von mehr als 100 % im Vergleich zum Vorjahr. Vor der Digitalisierung mussten oft aufwändige Bewertungen der Netztopologie vorgenommen werden, um die Anfragen zu bearbeiten. Richter stellt fest: „Wir benötigten einfach zu lange vom Antrag bis zur Genehmigung.“ Jetzt schauen die Kollegen zuerst ins Cockpit, wo sie schnell Informationen über den jeweiligen Netzabschnitt erhalten, einschließlich witterungsbedingter und saisonaler Einflüsse. Dies spart Zeit und ermöglicht präzisere Aussagen an die Kunden.
Die Entwicklungen hören hier jedoch nicht auf: Aktuell sind 24 weitere Stationen in der Umrüstung mit der Smight-Technologie. Das Ziel von OB-Netz ist es, jährlich mehr Stationen mit Sensorik auszustatten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in den Netzbetrieb und die vollautomatisierte Netzanschlussplanung einfließen zu lassen. Darüber hinaus plant Smight die Einführung eines datenbasierten Lastmanagers bis Ende 2024, um die netzorientierte Steuerung gemäß §14a EnWG weiter zu optimieren.
– NAG