Am Samstag erlebte das Theater Oberhausen eine bemerkenswerte Premiere mit Maike Bouschens Inszenierung von Ralf Rothmanns Roman „Milch und Kohle“. Die Aufführung, die am Freitag bereits Premiere feierte, bringt das Ruhrgebiet der späten 1960er-Jahre auf eine eindrucksvolle Art und Weise auf die Bühne.
Im Fokus der Geschichte steht Simon, der als Protagonist und Erzähler zurückkehrt, um sich von seiner verstorbenen Mutter Liesel zu verabschieden. Seine Erinnerungen werden durch das Bild eines riesigen schwarzen Gitterkäfigs geprägt, der die rauen und bedrückenden Umstände seiner Kindheit versinnbildlicht. Der Bühnenraum ist geprägt von kaltem Neonlicht und Nebel, was die bedrückende Atmosphäre zusätzlich verstärkt. Diese Inszenierung ist nicht nur ein nostalgischer Rückblick, sondern auch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Die ergreifende Darbietung des Simon
In der Rolle des Simon glänzt Tim Weckenbrock. Trotz gesundheitlicher Rückschläge vor der Premiere, die das Training erschwerten, überzeugte Weckenbrock mit einer hervorragenden Bühnenpräsenz. Er bewegt sich zwischen der Rolle des sachlichen Beobachters und der emotional betroffenen Figur und macht den Zuschauer mit seinen empathischen, aber oft schmerzhaften Rückblicken vertraut. Sein Spiel lässt die Zuschauer in die düstere Kindheitswelt eindringen, in die Simon zurückkehrt.
Zu den weiteren zentralen Figuren gehört die Mutter Liesel, dargestellt von Susanne Burkhard. Ihre Rolle ist komplex; sie erscheint als autoritäres und gebrochenes Wesen, das versucht, im Tanz und in einer Affäre mit dem Gastarbeiter Gino ein Stück Glück zu finden. Burkhards Darbietung bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück, da sie gelegentlich in der Artikulation ihrer Sätze schwächelt.
Ein innovativer Zugriff auf die Erzählung
Besonders bemerkenswert ist der innovative Einsatz eines Sprech- und Bewegungschors junger Frauen, die durch ihre Einwürfe das Geschehen kommentieren und elegisch auf die Rückkehr des Simon reagieren. Diese aufgreifende Dynamik stellt einen wichtigen Teil der Inszenierung dar, der den dramatischen und traurigen Kontext der Handlung verstärkt. So wird die Aufführung zu einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit Themen wie Vergangenheitsbewältigung und Erinnerung.
Die Inszenierung von „Milch und Kohle“ ist damit mehr als nur eine schlichte Adaption des Romans; sie transformiert Rothmanns literarisches Werk in ein eindpaketes Theatererlebnis, das sowohl emotional als auch visuell betroffen macht. Dies hat das Publikum in Oberhausen sichtlich bewegt und lädt zur Reflexion über die eigene Vergangenheit ein. Wie die Kritiker berichten, hat die Aufführung eine intensive Diskussion über die dargestellten Themen und deren Aktualität ausgelöst, was die Relevanz des Stücks unterstreicht. Für mehr Details zur Inszenierung sind weitere Informationen auf www.ruhrnachrichten.de zu finden.