Auf den Friedhöfen in Altena gibt es eine neue Initiative, die frischen Wind in die Artenschutzbewegung bringt. Die Evangelischen Kirchengemeinden Evingsen und Dahle haben sich dem bundesweiten Projekt „Unsere Kirche summt“ angeschlossen, das die Artenvielfalt von Insekten und anderen Lebewesen auf Friedhöfen erhöhen möchte. Dieses Engagement ist ein Schritt, um den Rückgang der Biodiversität in städtischen Gebieten entgegenzuwirken.
Neulich fand im Evingser Gemeindehaus ein informativer Abend statt, der zahlreiche Interessierte anzog. Projektleiterin Carina Völker und ihr Kollege Dr. Gunnar Waesch vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen präsentierten die Ergebnisse einer ersten Begehung, die im Mai 2024 stattfand. Im Fokus standen die beiden Friedhöfe der Gemeinden, die als mögliche Rückzugsorte für bedrohte Insektenarten dienen könnten.
Ergebnisse der Biodiversitäts-Begehung
Die Untersuchung zeigte, dass bestimmte Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt getroffen werden sollten. So wurde festgestellt, dass auf dem Dahler Friedhof der Baumbestand zwar gering, jedoch einige der vorhandenen Bäume besonders groß und damit wichtig für Vögel und Insekten sind. Die Hecke an der Südseite dieses Friedhofs stellt einen wertvollen Nistplatz dar, weshalb ihr Erhalt als äußerst wichtig erachtet wird.
Ein zentrales Thema der Begehung war der Umgang mit Rasenflächen. Hier wurde empfohlen, dass ungenutzte Flächen nicht regelmäßig gemäht werden sollten. Dies würde Magerwiesen ermöglichen, die besonders bei Insekten sehr beliebt sind. Auch Totholz, das oft als mühsame Unordnung angesehen wird, spielt eine wichtige Rolle für Pilze und Insekten und sollte daher nicht einfach entfernt werden.
Für die Förderung der Biodiversität ist auch die Bereitstellung von Nisthilfen, wie Insektenhotels, von Bedeutung. Der Bau von Fledermauskästen wurde ebenfalls angeregt. Diese Maßnahmen erfordern jedoch die Unterstützung und das Engagement der Kirchenmitglieder sowie der Dorfgemeinschaft.
Völker und Waesch unterstrichen die Notwendigkeit guter Aufklärungsarbeit, um die Veränderungen auf den Friedhöfen nicht als Verwahrlosung erscheinen zu lassen. Ehrenamtliche sollen als ausgebildete Schöpfungsbotschafter fungieren, die das Projekt in den Gemeinden mittragen und anderen erklären, warum diese Maßnahmen ergriffen werden. Informationsschilder an den Friedhöfen könnten Besuchern zudem den Gedanke nahebringen, dass weniger gepflegte Flächen durchaus gewollt sind.
Der Wandel der Bestattungskultur
Ein weiterer Aspekt, der während des Treffens zur Sprache kam, ist der Wandel in der Bestattungskultur. Immer mehr Menschen entscheiden sich für Urnengräber anstelle von traditionellen Familiengrabstätten. Dieser Trend führt dazu, dass Brachflächen entstehen, die als neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere fungieren können.
Die Evangelischen Gemeinden Evingsen und Dahle zeigen mit ihrem Engagement, dass auch Friedhöfe Orte der Biodiversität sein können. „Unsere Kirche summt“ könnte somit der Startschuss für mehr solcher Initiativen im ganzen Land sein und zu einem Umdenken in der freien Natur führen.
– NAG