Mönchengladbach. Die hitzige Debatte rund um die letzte Entscheidung des Schiedsrichters entzündet sich nach der umstrittenen Niederlage von Borussia Mönchengladbach gegen Bayer Leverkusen. War der Videobeweis nicht nur zum Vorteil für die Leverkusener, sondern brachte auch Unmut und Frustration in die Reihen der Gladbacher Fans? Diese Frage schwebte am vergangenen Freitagabend im Raum, als der Schiedsrichter Robert Schröder die umstrittene Elfmeterentscheidung traf, die schlussendlich den entscheidenden Treffer für Leverkusen brachte.
Zu Beginn der Pressekonferenz analysierte Bayer-Trainer Xabi Alonso, sichtlich erleichtert über den letzten Sieg, die Erfolgsgeschichte seines Teams. Im Kontrast dazu saß Gerardo Seoane, der Trainer von Gladbach, sichtlich bedrückt am Podium. Seine Worte spiegelten die tiefe Enttäuschung wider: „Es ist bitter für uns, dieses Spiel sozusagen in der Schlussminute noch zu verlieren und ohne Punkt dazustehen.“ Diese Worte machten deutlich, dass die Emotionen nach dem Spiel hochkochten, besonders nach einer Aufholjagd, bei der Gladbach zwei Tore erzielte und auf 2:2 ausglich.
Der Verlauf des Spiels und die umstrittene Entscheidung
Gladbach hatte einen schwierigen Start, lag zunächst 0:2 zurück durch Tore von Granit Xhaka und Florian Wirtz. Doch die Mannschaft zeigte Charakter und kämpfte sich zurück in die Partie. Tore von Nico Elvedi und Tim Kleindienst schienen den Gastgeber auf den richtigen Weg zu bringen, bis dann in der Nachspielzeit das alles entscheidende Elfmeterfoul passierte. Der nationale Star Florian Wirtz verwandelte den Elfmeter nach einem Missgeschick im Gladbacher Strafraum.
Eine entscheidende Grätsche von Ko Itakura gegen Amine Adli wurde zunächst als unproblematisch gewertet, bis der VAR ins Spiel kam. Schiedsrichter Schröder erklärte den Prozess: „Auf dem Feld hatte ich die Wahrnehmung, dass der Gladbacher den Ball zuerst spielt. Deswegen fiel die Entscheidung erst einmal auf weiterspielen. Nach dem Check des VAR, der auf den Bildern erkannt hatte, dass Adli zuerst am Ball war, wurde die Onfield-Review empfohlen.“ Diese Entscheidung führte im Gladbacher Lager zu wütenden Reaktionen.
Reaktionen der Gladbacher
Die Enttäuschung über die Entscheidungen war auch bei den Spielern deutlich zu spüren. Stürmer Tim Kleindienst beschrieb seine Gefühlslage nach dem Spiel mit den Worten: „Es fühlt sich ziemlich beschissen an. Es geht einem auf den Sack, dass jede 50:50-Situation überprüft wird und jedes Tor bis ins kleinste überprüft wurde.“ Diese Aussagen spiegeln wider, wie belastend die momentane VAR-Situation für die Spieler ist und wie sehr sie sich nach klaren Entscheidungen sehnen.
Sogar Gladbachs Sportchef Roland Virkus äußerte seinen Unmut und stellte fest, dass der VAR eher gegen sein Team agiere. „Am Ende ist es ärgerlich. Man kann viel über den VAR diskutieren. Sie haben alles gecheckt, alles nur gegen uns“, sagte der 57-Jährige verärgert. Diese einhellige Meinung macht deutlich, dass die Mannschaft trotz ihrer starken Leistung, besonders in der zweiten Halbzeit, ohne Punkte dasteht, was aus Sicht der Spieler und des Trainers nicht gerechtfertigt erscheint.
Kevin Stöger, der in dieser Saison neu zur Borussia gestoßen ist, betonte, dass trotz der Enttäuschung über die Niederlage Stolz auf die gezeigte Leistung bestehen sollte. „Einerseits können wir stolz auf diese Leistung sein, aber andererseits stehen wir hier mit null Punkten“, sagte er. Dieser Zwiespalt zwischen Stolz auf das Spiel und der bitteren Realität ohne Punkte ist ein zentrales Thema für die Gladbacher.
Die Temperatur im Raum
Die hitzige Diskussion über den VAR und die Entscheidungen der Schiedsrichter wird sicherlich auch in den kommenden Tagen in den Medien und unter den Fans für Gesprächsstoff sorgen. Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesliga mit solchen Situationen umgehen wird und ob in Zukunft Änderungen nötig sind, um solche Kontroversen zu vermeiden. In jedem Fall zeigt dieses Spiel, dass der Druck auf Schiedsrichter und VAR-Entscheidungen enorm ist und die Emotionen im Sport immer präsent bleiben.
Mönchengladbach steht nach der knappen Niederlage gegen Bayer Leverkusen nicht nur emotional unter Druck, sondern auch in einer Liga, die zunehmend von technologischen Eingriffen geprägt ist. Der Einsatz des Videoassistenten (VAR) sorgt in deutschen Stadien regelmäßig für Kontroversen. Der VAR wurde in der Bundesliga nach einem Pilotprojekt in der Saison 2017/18 eingeführt, um klare Fehlentscheidungen zu korrigieren. Bislang hat er jedoch die Bundesliga-Spiele nicht wirklich befriedigender gemacht. Die Debatte über die Effektivität und den Einfluss des VAR auf den Spielverlauf wird auch in der Saison 2023/24 weitergeführt.
Die Entscheidung, im gestrigen Spiel auf einen Elfmeter zu erkennen, ist ein Beispiel für die emotionalen Folgen, die der VAR bei Spielern, Trainern und Fans auslösen kann. Unabhängig von der Richtigkeit der Entscheidung sorgt die Zugehörigkeit von VAR-Interventionen für eine Atmosphäre der Ungewissheit. Die Gegner, und besonders die betroffenen Mannschaften, empfinden oft, dass eine Technologie, die zur Fairness gedacht war, in der Realität zu Frustration führt.
Technologischer Einfluss im Fußball
Der VAR hat die Art und Weise, wie Fußball heutzutage gespielt und erlebt wird, zweifellos verändert. Die ursprüngliche Vorstellung war, dass durch präzise technische Bewertungen schwerwiegende Fehlentscheidungen aus dem Weg geräumt werden. Doch in der Realität erleben die Zuschauer deutlich längere Unterbrechungen, während die Schiedsrichter die Aufnahmen überprüfen. Spielverzögerungen und Unklarheiten werden immer wieder kritisiert. Ein abschließender Bericht des DFB hat gezeigt, dass die Akzeptanz für den VAR unter den Fans gradweise sinkt. Nur etwa 43% der befragten Fans halten die Technologie für eine Verbesserung des Spiels, ein Rückgang von 10% im Vergleich zum Vorjahr (Quelle: DFB).
Zusätzlich hat sich gezeigt, dass Spieler und Trainer es zunehmend als belastend empfinden, dass jede umstrittene Entscheidung von der Technologie überprüft wird. Die Angst vor einer VAR-Überprüfung kann sich negativ auf die Spielweise auswirken und unter Umständen Spieler dazu verleiten, nicht mit dem notwendigen Risiko in den Zweikampf zu gehen, aus Angst, die Entscheidung könnte gegen sie ausgelegt werden. In Anbetracht dieser Entwicklungen könnten die Diskussionen über den VAR in naher Zukunft weiter zunehmen.
– NAG