Im malerischen Stadtteil Grieth am Rhein fand Mitte August ein Ereignis statt, das sowohl Tradition als auch Gemeinschaftsgeist feierte: das Schützenfest der St. Viktorschützen 1726 Grieth e.V. An diesem besonderen Wochenende wurde nicht nur das jährliche Fest gefeiert, sondern auch ein neues Königspaar ernannt, das seit 1726 die Schützen vertreten wird. Besonders aufschlussreich ist, dass Anne Herbe in diesem Jahr die erste Königin des Vereins wurde, was eine ganz neue Dimension für die Schützen darstellt.
Die festlichen Aktivitäten begannen bereits am Freitagabend mit der dritten Schweizer Haus Revival Party, die im Festzelt stattfand. Die Veranstaltung zog zahlreiche Besucher an, die sich in ausgelassener Stimmung gut unterhielten. Es ist bemerkenswert, wie das Fest nicht nur für die Schützen, sondern auch für die gesamte Gemeinde ein Höhepunkt des Jahres darstellt. Die Vorfreude auf das Schützenfest ist für viele ein Anlass, um sich das Jahr über auf die Feierlichkeiten vorzubereiten.
Königschießen und Ehrungen
Der Samstag war der Höhepunkt des Festes, als die Schützen um 14 Uhr zum Festzelt versammelt wurden. Nach einem festlichen Umzug wurde das traditionelle Wettkampfschießen abgehalten. Hierbei wurden mehrere Preise ausgeschossen – vom Kopf über die Flügel bis hin zu Preisen für Damen und Jungschützen. Tim Thünnissen, Rainer Lümmen und Axel Kraft konnten einige der begehrten Preise mit nach Hause nehmen. Besonderes Augenmerk lag jedoch auf dem Königschießen, bei dem neun Bewerber, darunter Anne Herbe, um die begehrte Krone konkurrierten.
Mit einem beeindruckenden Schuss von 298 erhielt Anne Herbe den Vogel von der Stange und wurde somit nicht nur Königin, sondern machte auch Geschichte als erste weibliche Königin des Vereins. Ihr Mann, Stephan Herbe, wurde ihr Prinzgemahl. Frederik Seifert, der 1. Vorsitzende, sprach von einem bemerkenswerten Moment, in dem die Gemeinschaft zusammenkommt, um einen neuen Herrscher zu wählen. „Dies ist nicht selbstverständlich, wenn man die Presseberichte über Schützenfeste am Niederrhein betrachtet“, betonte Seifert.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch die Schülerpreise ausgeschossen, während der Nachwuchs sein Können unter Beweis stellte. Der gemeinsame Kirchgang am Sonntagmorgen, bei dem das neue Königspaar mit Insignien geehrt wurde, zeigt die Verbundenheit der Gemeinschaft. Das Gedenken an die gefallenen Soldaten der Weltkriege stellte einen weiteren bedeutenden Moment dar, an dem alle örtlichen Vereine zusammenkamen, um Respekt zu zollen und die Tradition der Erinnerung aufrechtzuerhalten.
Vielfältige Festlichkeiten und Stimmung
Ein weiterer Höhepunkt der Feierlichkeiten war der Niederrheinische Frühschoppen, bei dem der Musikverein Calcar für musikalische Unterhaltung sorgte. Die bunten Nachmittagsveranstaltungen, einschließlich des leckeren Kaffeeklatsches, waren ebenfalls sehr gut besucht und trugen zur festlichen Atmosphäre bei. Ein besonderer Programmpunkt war das Kartoffelkönigschießen, bei dem Jannis van Elsbergen die Königswürde errang.
Am abschließenden Montag fand der große Festumzug statt, der das neue Königspaar ehrte und mit einem Platzkonzert und traditionellem Fahnenschwenken endete. Der Krönungsball im Festzelt war der krönende Abschluss des Wochenendes, bei dem die Top-Tanzband „Rendezvous“ die Menge mit ihrer Musik verzauberte und für eine großartige Stimmung sorgte. Die gepackte Tanzfläche zeugt von der gelungenen Stimmung und der Freude der Anwesenden.
Ein neues Kapitel für die St. Viktorschützen
Mit Anne Herbe als erster Königin des Vereins ist ein bedeutender Schritt in der Geschichte der St. Viktorschützen vollzogen worden. Ihre Wahl symbolisiert nicht nur Fortschritt, sondern auch eine neue Ära der Inklusion und Gleichberechtigung innerhalb der Schützengemeinschaft. Die Feierlichkeiten haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig Gemeinschaft und Tradition in Grieth sind und wie solche Anlässe alle Generationen zusammenbringen. Die Vorfreude auf die kommenden zwei Jahre unter der Regentschaft des neuen Königspaares ist bereits spürbar und zeigt, dass das Schützenfest mehr ist als nur ein Event – es ist ein Herzstück der Gemeinschaft.
Historische Perspektiven
Das Schützenfest in Grieth hat eine lange Tradition, die über Jahrhunderte reicht. Ähnliche Feste finden sich in vielen Teilen Deutschlands, insbesondere am Niederrhein, wo die Schützenvereine eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben spielen. Die Ursprünge solcher Feste lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen, als Schützenbrüder als Bürgerwehr dienten und so das lokale Gemeinschaftsleben prägten.
Ein besonders prägnantes Beispiel ist das Schützenfest in Düsseldorf, das seit dem 13. Jahrhundert gefeiert wird. Während Grieth ein eher ländliches Flair hat, zieht die Veranstaltung in Großstädten wie Düsseldorf viele Besucher an und bietet verschiedene Attraktionen, darunter große Umzüge und Feuerwerke. Der Unterschied zwischen urbanen und ländlichen Festen liegt oft in der Größe und Reisefreudigkeit der Teilnehmer.
Sozio-kultureller Kontext
Schützenfeste dienen nicht nur der Tradition, sondern auch dem sozialen Miteinander. In kleineren Gemeinden wie Grieth sind sie oft die Höhepunkte des Jahres und fördern den Gemeinschaftssinn. Sie ziehen Besucher aus der ganzen Region an, was nicht nur die lokale Wirtschaft ankurbelt, sondern auch neue Netzwerke schafft.
Im Rahmen der Feierlichkeiten wird auch in Grieth Wert auf die Jugend gelegt. Der Wettbewerb der Jungschützen, wie beim diesjährigen Schützenfest, zeigt das Engagement, die Tradition an die jüngere Generation weiterzugeben. Veranstalter und Teilnehmer betonen häufig die Bedeutung dieser Fortführung, um die kulturelle Identität der Region zu bewahren.
Statistische Daten zu Schützenfesten
Laut einer Umfrage des Deutschen Schützenbundes aus dem Jahr 2022 nehmen jährlich etwa 2 Millionen Menschen an Schützenfesten in Deutschland teil. Dies zeigt das anhaltende Interesse und die hohe Beteiligung an solchen Veranstaltungen. Auch die wirtschaftliche Bedeutung ist nicht zu unterschätzen: Schützenfeste generieren Millionen von Euro in Einnahmen durch Tickets, Essensstände und lokale Geschäfte.
Darüber hinaus fördern die Feste lokale Vereine und gesellschaftliches Engagement. Die Gewinnung neuer Mitglieder ist eine der großen Herausforderungen für viele Schützenvereine, dennoch gibt es Anzeichen für eine positive Entwicklung, insbesondere durch die Einbeziehung jüngerer Zielgruppen und innovativer Veranstaltungsformate.
– NAG