Kleve. Im Rahmen einer kontroversen Debatte über die Schaffung eines zweiten Nationalparks in Nordrhein-Westfalen könnte bald die Bevölkerung von Kleve das letzte Wort haben. Der Kreistag hat die Aufgabe, zu entscheiden, ob der Widerstand gegen die von der Landesregierung geplante Naturschutzzone aufgegeben wird. Diese Entwicklung folgt einem Bürgerbegehren, das von etwa 15.500 Personen unterstützt wurde.
Die Aussicht auf einen Nationalpark provoziert gemischte Reaktionen, insbesondere aus den Reihen der CDU und FDP, die traditionell skeptisch gegenüber solchen Projekten eingestellt sind. Bereits vorige Abstimmungen zeigten, dass in den Kommunen Paderborn und Höxter ähnliche Vorschläge abgelehnt wurden. Ein weiteres Votum der Bürger könnte sich als entscheidend für die Zukunft des Reichswalds erweisen.
Emotionale Argumente und wirtschaftliche Bedenken
Umweltminister Oliver Krischer von den Grünen unterstreicht die Notwendigkeit der Maßnahmen, um die Artenvielfalt in Nordrhein-Westfalen zu sichern. Der einzige bestehende Nationalpark in der Eifel sei unzureichend, da fast die Hälfte der heimischen Arten in einer bedenklichen Situation sei. „Ohne eine intakte Natur sind unsere Lebensgrundlagen gefährdet“, warnt er.
Auf der anderen Seite befürchten Kritiker, dass die Errichtung eines Nationalparks der Wirtschaft vor Ort schadet. Die strengen Vorschriften, die einen Großteil der menschlichen Aktivitäten, wie Forstwirtschaft und den Bau von Windkraftanlagen betreffen, könnten negative Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft haben. Das Thema Windkraft wurde bereits im Juni in einer Sitzung des Kreisausschusses besprochen, wo Peter Aengenheister, der zuständige Fachbereichsleiter, darauf hinwies, dass ein Nationalpark nicht zwangsläufig der Errichtung von Windkraftanlagen im Weg stehen müsse.
Die Sorge um die Wasserversorgung ist ebenso präsent, vor allem unter den Konservativen. Die CDU hat darauf hingewiesen, dass die Trinkwasserversorgung aus dem Reichswald beeinträchtigt werden könnte, was in der Bevölkerung Besorgnis auslöst.
Kleves letzte Chance für Naturschutz
Für Umweltminister Krischer ist Kleve die letzte verbliebene Chance, da sechs potenzielle Standorte für einen Nationalpark in NRW abgelehnt wurden. Bei den bisherigen Bürgerentscheiden in anderen Kommunen sprachen sich die Wähler meist gegen die Ausweisung von Naturschutzgebieten aus. Das zeigt, wie schwierig sich die vorherrschende politische und öffentliche Stimmung gestalten kann.
Die Kreisverwaltung plant, den Bürgerentscheid als Briefwahl durchzuführen. Die Bürger sollen bis Mitte Dezember ihre Stimme abgeben können, was eine praktische und dennoch intensive Möglichkeit bietet, sich zu diesem wichtigen Thema zu äußern. Die Entscheidung, die das Wohl der Natur, die wirtschaftliche Entwicklung der Region und nicht zuletzt auch die zukünftige Lebensweise der Anwohner betrifft, wird viele Fragen aufwerfen.
Die endgültige Klärung dieser Angelegenheit wird wohl entscheidend darüber sein, wie sich der Schutz der Artenvielfalt in Nordrhein-Westfalen weiterentwickeln kann und ob die Bedenken der lokalen Bevölkerung Berücksichtigung finden. Mehr Details zu diesem Thema sind in einem aktuellen Bericht auf www.nrz.de zu finden.