Tel Aviv (dpa) – In einer dramatischen Wendung der Ereignisse hat die israelische Armee bei einem laufenden Einsatz im Gazastreifen mehrere Leichen entdeckt. Das Militär gab bekannt, dass die Truppen nach wie vor aktiv im Gebiet sind und an einem zeitaufwendigen Prozess der Bergung und Identifizierung der Leichen arbeiten. Zu den Umständen und der Identität dieser Toten gab es zunächst nur wenig Klarheit.
Die Unsicherheit über die Herkunft der Leichen wirft viele Fragen auf, insbesondere, ob es sich um die Überreste von in Gefangenschaft befindlichen Israelis handelt. Inmitten dieser angespannten Situation forderte die Armee die Öffentlichkeit auf, sich zurückhaltend gegenüber Gerüchten zu verhalten, da in sozialen Medien bereits Spekulationen über die möglicherweise entdeckten Geiseln kursieren. Solche Behauptungen könnten die emotionalen Spannungen erheblich verstärken.
Proteste der Angehörigen
Vertreter der Geiseln drückten wütend aus, dass Premierminister Benjamin Netanjahu sie im Stich gelassen habe. Sie kündigten an, dass „das Land beben wird“ und riefen die Öffentlichkeit auf, sich auf zukünftige Aktionen vorzubereiten. Vor dem Hauptquartier der israelischen Armee in Tel Aviv äußerten Angehörige ihren Unmut über die Regierung und warfen Netanjahu und seiner Koalition vor, ein Abkommen über eine Waffenruhe im strategisch wichtigen Philadelphi-Korridor absichtlich zu sabotieren. Sie berichteten von der verbreiteten Angst, dass diese Entscheidungen der Geiseln möglicherweise die Freiheit, aber auch das Leben kosten könnten.
Stagnation in den Gesprächen
Die Vermittlungsversuche, die von den USA, Ägypten und Katar in Kairo geführt werden, stehen seit geraumer Zeit auf der Kippe. Der Hauptstreitpunkt betrifft die Zukunft israelischer Truppen im Gazastreifen, insbesondere in den Grenzgebieten zu Ägypten. Trotz der kritischen Lage hat Israels Sicherheitskabinett beschlossen, die Kontrolle über den Philadelphi-Korridor aufrechtzuerhalten. Viele befürchten, dass dies die Bemühungen zur Befreiung der Geiseln gefährden könnte, da die Hamas eine Kooperation im Hinblick auf eine israelische Militärpräsenz ablehnen dürfte.
Verteidigungsminister Joav Galant gehört zu den Kritikern dieser politischen Haltung und warnte Netanjahu während einer Sitzung vor den Risiken, die diese Entscheidung birgt. Eine Mutter einer über die Hamas festgehaltenen Geisel bezeichnete Netanjahus Weigerung, von der Kontrolle abzurücken, als „Verbrechen gegen das Volk, gegen den Staat Israel und gegen den Zionismus“. Sie kritisierte auch seine Selbstbezeichnung als „Mister Sicherheit“ und stellte in Frage, ob er wirklich die Sicherheit des Landes garantieren könne.
– NAG