Kiew (dpa) – In der ukrainischen Hauptstadt Kiew bereiten sich die Außenminister der USA und Großbritanniens, Antony Blinken und David Lammy, auf einen wichtigen Besuch vor. Dieser könnte entscheidend dafür sein, ob die Ukraine bald westliche Waffen für Angriffe auf militärische Ziele in Russland nutzen darf. Blinken äußerte sich vor der Abreise in London darüber, dass er und Lammy vor allem abklären möchten, wie die Ukraine in ihrer aktuellen Situation besser unterstützt werden kann.
Die Besprechungen in Kiew sind für die ukrainischen politischen Führungsspitze von hoher Bedeutung, zumal die Ukraine bereits seit mehr als zweieinhalb Jahren unter einer großangelegten russischen Invasion leidet. In altbewährter Manier hielt Blinken fest, dass Russland seine Angriffe auf Zivilisten und kritische Infrastruktur in den letzten Wochen ausgeweitet hat, was die humanitäre Lage in der Ukraine erheblich belastet.
Der Druck wächst für mehr militärische Unterstützung
Bisher haben die USA den Einsatz ihrer Waffen auf die Verteidigung gegen russische Angriffe beschränkt, insbesondere zum Schutz der Stadt Charkiw. Doch die Ukraine fordert zunehmend, dass sie auch in der Lage sein sollte, Ziele hinter der russischen Grenze anzugreifen. Der Einsatz von ATACMS-Raketen, die über eine Reichweite von gut 300 Kilometern verfügen, wird dabei als Schlüssel zur Bekämpfung der entlang der Grenze stationierten russischen Luftstreitkräfte angesehen.
Nun wird speculiert, dass sich Washington auf eine Lockerung dieser Beschränkungen vorbereiten könnte. Zuvor hatten mehrere US-Politiker Präsident Joe Biden aufgefordert, die Limits aufzuheben. Damit könnte die Ukraine, die momentan auf ihre eigenen weniger effektiven Drohnen angewiesen ist, auch militärische Ziele wie russische Flugplätze ins Visier nehmen, die eine erhebliche Bedrohung für die Sicherheitslage in der Ukraine darstellen.
Ein harter Winter steht bevor
Ministerpräsident Denys Schmyhal teilte mit, dass die Ukraine sich auf einen besonders herausfordernden Winter vorbereiten muss, da die russischen Angriffe, insbesondere auf die Energieinfrastruktur, in der kommenden Heizsaison drastisch zugenommen haben. Das nationale Energiesystem ist durch systematische Bombardements stark geschädigt und bringt die Ukraine vor die Herausforderung, die Energieversorgung für die Bevölkerung sicherzustellen. Schmyhal berichtete, dass das Land versucht, die beschädigten Kraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen und die Energieversorgung dezentraler zu organisieren.
Ein zentrales Anliegen der Kiewer Regierung ist, den Winter zu überstehen, der als einer der härtesten in der jüngeren Geschichte gilt. Während der letzten zwei Winter hat das Land jegliche Herausforderung dank internationaler Unterstützung gemeistert. Doch die gegenwärtigen Umstände, die durch die Zerstörung der Energiestrukturen, bedingt durch fortdauernde Angriffe, noch verschärft werden, stellen eine massive Hürde dar.
Zusätzlich appellierte Präsident Wolodymyr Selenskyj an seine Diplomaten, aktiver und energischer für die Interessen der Ukraine einzutreten. Dies ist umso wichtiger, da das Land international Unterstützung dringend benötigt, um auf die aggressiven Handlungen Russlands angemessen reagieren zu können.