Im Heinz-Flohe-Stadion in Euskirchen steht eine sportliche Herausforderung bevor. Während die Leichtathletik-Community sich auf spannende Wettkämpfe vorbereitet, gibt es im Hintergrund besorgniserregende Stimmen. Hans-Werner Pütz, Vorsitzender der LGO Euskirchen/Erftstadt, äußert sich als Wettkampfwart der Region Südwest zu den Missständen im Stadion: „Die Wartung und Pflege der Leichtathletikanlagen wird total vernachlässigt.“ Diese Klage stößt auf Widerspruch seitens der Stadt Euskirchen, die angibt, im letzten Jahr rund 200.000 Euro in die Instandhaltung investiert zu haben.
Der Druck steigt, denn an den kommenden Wochenenden werden hunderte Sportler das Stadion in Beschlag nehmen. Am Sonntag, dem 8. September, finden gleich mehrere Veranstaltungen statt, darunter die Nordrhein-U14-Mehrkampfmeisterschaften und die Einzelmeisterschaften der Männer und Frauen, gefolgt von einem Schüler- und Jugendsportfest. Pütz hat die Hoffnung, dass sich die Zahlen der Teilnehmer wieder auf frühere Rekordwerte hin bewegen, wo bis zu 500 Athleten beim Fest auftraten.
Markierungsprobleme im Stadion
Ein weiteres großes Problem ist die mangelhafte Markierung der Wettkampfbereiche. Laut Pütz fehlen die Markierungen für die Hürden vor der Haupttribüne praktisch gänzlich. Er weist darauf hin, dass die Wechselmarken für die 4×100-Meter-Staffel nicht den aktuellen Standards entsprechen. Der Wechselraum ist mittlerweile 30 Meter groß, anstatt wie früher 20 Meter, was Fehler in den Wettkämpfen begünstigen könnte. Die Stadtverwaltung entgegnet, dass Angebote für die erforderlichen Markierungsarbeiten eingeholt wurden und die Umsetzung bis 2025 geplant sei.
Die Ungenauigkeiten in der Sportanlage haben tiefere Wurzeln. Über 26 Jahre hinweg wurde im Erftstadion bei Speerwurf Wettkämpfen auf falsche Weiten gemessen, weil das Maßband nicht korrekt im entsprechenden Dreieck angelegt wurde. Obwohl das Problem inzwischen behoben ist, bleibt die alte Markierung bestehen und sorgt für Verwirrung unter den Wettkampfrichtern.
Digitalisierung und fehlende Infrastruktur
Neben diesen organisatorischen Mängeln vermisst die LGO Euskirchen/Erftstadt auch eine digitale Infrastruktur. Hans-Werner Pütz betont den Wunsch nach einem Hotspot im Stadion, um die Wettkämpfe interaktiver und ansprechender für die Zuschauer zu gestalten. Die Teilnahme an modernen Zeiterfassungsanlagen ist beispielsweise nur mit stabilem Internet möglich. Hier stellen sich neue Herausforderungen, da die Stadt Euskirchen die Notwendigkeit eines solchen Hotspots als nicht prioritär ansieht. Sie argumentiert, dass der Sport auch ohne digitale Zusatzangebote durchgeführt werden kann.
Ein weiteres Problem im Stadion ist die Ausstattung der Hochsprunganlage. Die LGO plant, der Stadt den Kauf einer zweiten Hochsprunganlage vorzuschlagen, da die bestehende durch Schädlinge unbrauchbar geworden ist. Der Vorsitzende Pütz mahnt, dass die Anzahl der Teilnehmer im Hochsprung bei der kommenden Veranstaltung hoch ist und daher Zeitprobleme auftreten könnten, wenn nicht schnell eine Lösung gefunden wird.
Die Stadt Euskirchen gibt jedoch an, dass Angebote für die Neuanschaffung der Hochsprunganlage bereits vorliegen und diese demnächst bestellt wird. Sie verweist auf gesetzliche Vergabebestimmungen, die eine zeitnahe Umsetzung solcher Projekte oft schwierig machen. Trotzdem wird eine zweite Hochsprunganlage notwendig sein, um den erhöhten Anforderungen gerecht zu werden.
Am kommenden Wochenende liegt der Fokus auf den Wettkämpfen. Der Wettkampf beginnt am Samstag um 13 Uhr mit den 100 Metern. Beim Blick auf die Uhr müssen Teilnehmer und Zuschauer bis 18.45 Uhr auf die 200-Meter-Läufe warten. Am Sonntag stehen bereits ab 10 Uhr zahlreiche Veranstaltungshighlights an und der Tag endet voraussichtlich gegen 17.30 Uhr. Die Vorfreude auf die sportlichen Wettkämpfe ist spürbar, auch wenn die Schattenseiten der Infrastruktur nicht ignoriert werden können.
– NAG