Euskirchen

Euskirchen kämpft für Frauenrechte: Abschaffung des Paragrafen 218 gefordert!

In Euskirchen fordert der Verein Frauen helfen Frauen anlässlich des internationalen Safe Abortion Day am 28. September die Abschaffung des umstrittenen Paragrafen 218, um ungewollt Schwangeren eine sichere und legale Entscheidungsfreiheit zu gewähren, während die Versorgung im Kreis stark eingeschränkt bleibt und keine Schwangerschaftsabbrüche in örtlichen Praxen durchgeführt werden.

Im Herzen von Euskirchen engagieren sich die Mitarbeiter der Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte und Familienplanung unter dem Dach des Vereins „Frauen helfen Frauen“ für das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche. Heike Gerhardt, die seit über zwei Jahrzehnten in der Beratungsstelle tätig ist, weiß aus erster Hand, wie schwierig die Entscheidung für einen Abbruch häufig ist: „Eine Schwangerschaft zu beenden, ist für Frauen eine verantwortungsvolle Entscheidung, und den allermeisten fällt diese schwer.“ Trotz der Dringlichkeit dieses Themas hat sich in der Region in den letzten Jahren wenig getan.

Die Beratungsstelle verzeichnet seit ihrer Gründung im Jahr 1999 konstant hohe Zahlen an Beratungsgesprächen, wobei bisher 3880 Schwangerschaftskonfliktberatungen und 9062 allgemeine Schwangerschaftsberatungen angeboten wurden. Dennoch ist der Zugang zu konkreten Abbrüchen in der Region stark eingeschränkt. Keiner der 22 gynäkologischen Praxen im Kreis Euskirchen führt Abbrüche durch, was das Angebot für Frauen, die einen Abbruch wünschen, dramatisch einschränkt.

Forderungen nach Veränderungen

In einem aktuellen Vorstoß hat das Team der Beratungsstelle begonnen, Gespräche mit lokalen Praxen zu suchen, um das Thema Schwangerschaftsabbruch weiter ins Bewusstsein zu rücken. Der Druck auf die Politik wächst, was die Mitarbeiterinnen an den internationalen Aktionstag für sichere Schwangerschaftsabbrüche, den „Safe Abortion Day“ am 28. September, anknüpfen wollen. Sie fordern einen Zugang zu Informationen, kostenfreien Verhütungsmitteln und eine Abschaffung des Paragrafen 218 im Strafgesetzbuch.

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Bei einer internen Diskussionsrunde wurde Transparenz und die Neuregelung der Schwangerschaftsabbrüche außerhalb des Strafrechts angesprochen. „Wir stehen auch für eine Möglichkeit ein, Abbrüche nach der 14. Woche legal durchzuführen“, erklärte eine Vertreterin der Beratungsstelle. Diese Stellungnahme macht deutlich, dass die Momentaufnahme des Gesetzes nicht nur überholt ist, sondern auch den Bedürfnissen viele Frauen nicht mehr gerecht wird.

Kritik am bestehenden System

Nach heutigen Vorschriften in Deutschland ist ein Schwangerschaftsabbruch nach Paragraf 218 für alle Beteiligten rechtlich problematisch. Frauen benötigen eine Beratungsbescheinigung von anerkannten Stellen, und diese Verfahren müssen innerhalb von zwölf Wochen nach Empfängnis abgeschlossen sein. Bei medizinischen oder kriminologischen Indikation ist der Abbruch straffrei, jedoch sind die meisten Frauen nicht in dieser Lage und sehen sich daher mit großen Hürden konfrontiert.

Die Beratungsstelle hebt hervor, dass die Angst vor Stigmatisierung und ein Mangel an Kapazitäten in der medizinischen Gemeinschaft einige Ärztinnen und Ärzte davon abhalten, Schwangerschaftsabbrüche anzubieten. Beate Jantzer, eine der Fachkräfte, merkt an, dass „viele sehen die Notwendigkeit des Angebots von Schwangerschaftsabbrüchen, wollen es aber selber nicht machen.“ Trotz dieser Hürden wird der Beratungsstelle große Achtung entgegengebracht; sie wird als wichtige Anlaufstelle für Schwangere angesehen.

Ein zentrales Anliegen der Beratungsstelle ist die Forderung nach einer Kostenübernahme für Schwangerschaftsabbrüche durch die gesetzlichen Krankenkassen und die Einführung eines Rechts auf Beratung statt einer Pflichtberatung. Dabei soll es Ärzten und Ärztinnen möglich sein, Schwangeren umfassende Informationen zu bestehenden Unterstützungsangeboten zukommen zu lassen.

Mit ihren Forderungen erhofft sich das Team nicht nur rechtliche Änderungen, sondern auch einen gesellschaftlichen Wandel, der es ermöglicht, das Thema Schwangerschaftsabbruch offen und ohne Vorurteile zu diskutieren. Für mehr Informationen zu den verschiedenen Facetten dieser Thematik, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.ksta.de.

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