Der lange Marsch durch Hamm für die Freiheit von Abdullah Öcalan fand heute statt und zieht beträchtliche Aufmerksamkeit auf sich. Die kurdisch-internationalistische Jugendbewegung hat die Bürger dazu aufgerufen, die politischen Anliegen dieser Protestaktion zu unterstützen. Die Veranstaltung, die Teil einer fünftägigen Demonstration durch Nordrhein-Westfalen ist, begann am Hauptbahnhof von Hamm. Dort gab es nicht nur eine kleine Eröffnungszeremonie, sondern auch einen traditionellen Govend-Tanz, der die kulturellen Wurzeln der protestierenden Gemeinschaft feiert.
Aktivist:innen verteilten während des Marsches Flugblätter, die die brutale Isolation von Öcalan in Türkei sowie die Auswirkungen seiner politischen Gefangenschaft thematisieren. Abdullah Öcalan, der 1978 die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gründete, wird als bedeutendster politischer Gefangener der Gegenwart angesehen. Seine Inhaftierung ist jedoch von großem rechtlichem und ethischem Streit umgeben, was diesen Marsch noch bedeutsamer macht.
Die Strecken des Marsches
Morgen wird die Demonstration in Dortmund fortgesetzt, bevor sie am Donnerstag durch Essen zieht. Der abschließende Halt dieser Veranstaltungsreihe erfolgt dann am Freitag in Duisburg. Die Organisatoren der Bewegung betonen die Dringlichkeit ihrer Anliegen und schließen keine Unterstützung oder Solidarität von anderen ein. Vor allem soll auf die Rechtslage und die rechtlichen Missstände aufmerksam gemacht werden, die Öcalan und anderen Inhaftierten widerfahren sind.
Öcalans Fall ist besonders brisant, da er seit mehr als einem Vierteljahrhundert in strenger Isolation festgehalten wird. Im Rahmen eines internationalen Komplotts wurde er 1999 entführt und völkerrechtswidrig an die Türkei ausgeliefert. Die verheerende Kritik an den Bedingungen seiner Inhaftierung ist international präsent. Seit 2019 hatte er keinen persönlichen Kontakt mehr zu seinen Anwälten oder Familienangehörigen, was die Proteste weiter anheizt.
Die Vertuschung seiner Situation wird durch die regelmäßigen Verweigerungen von Besuchsanträgen durch die türkische Justiz nur noch verstärkt. Zuletzt sorgte ein kurzes Telefongespräch zwischen Öcalan und seinem Bruder im März 2021 für Aufsehen, da es schnell abgebrochen wurde und seitdem keinerlei Informationen über seinen Zustand verfügbar sind.
Hintergründe der Protestaktionen
Die Hintergründe dieser Protestaktionen sind nicht nur lokal, sondern auch von internationaler Bedeutung. Die Anforderungen der Protestierenden beziehen sich auf die Aufhebung der Isolation von Öcalan und die Suche nach einer politischen Lösung für die kurdische Frage. Internationale Menschenrechtsorganisationen wie das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter (CPT) haben bereits festgestellt, dass die Bedingungen in Imrali gegen internationale Menschenrechtsstandards verstoßen. Diese Missstände müssen dringend thematisiert werden, um eine Lösung zu finden.
Die anhaltende Isolation des 75-Jährigen und seiner Mitgefangenen wird als eine Form der repressiven Politik angesehen, die die Kurdenfrage und die Suche nach Autonomie in der Region stark beeinträchtigt. Die demonstrierenden Aktivist:innen möchten nicht nur auf die Situation von Öcalan aufmerksam machen, sondern auch die Forderungen der kurdischen Gemeinschaft nach einem fairen politischen Prozess unterstreichen.
Die nächsten Tage des langen Marsches versprechen, noch mehr Menschen auf die Straßen zu bringen und die kritische Lage von Öcalan und den anderen Gefangenen zu thematisieren. Es bleibt abzuwarten, inwiefern diese Protestaktionen Gehör finden werden, um eine Wende in der Behandlung und dem rechtlichen Status von Abdullah Öcalan herbeizuführen. Weitere Einzelheiten zu diesem Thema finden sich in einem aktuellen Bericht auf anfdeutsch.com.