Die anstehenden Tarifverhandlungen bei Volkswagen (VW) sorgen für besorgte Gesichter unter den Mitarbeitern. Der Konzern sieht sich massiven wirtschaftlichen Herausforderungen gegenüber, und der Vorstand hat Vorschläge vorgelegt, die den Beschäftigten nicht gerade Freude bereiten dürften. Hinter verschlossenen Türen wird derzeit erörtert, wie es um die Gehälter der VW-Mitarbeiter bestellt sein könnte, und die Situation erfordert eine eingehendere Betrachtung.
Ein brisantes Thema, das auf dem Tisch liegt, sind mögliche pauschale Lohnkürzungen. Laut Berichten der „Wolfsburger Allgemeine Zeitung“ erwägt der Vorstand eine Reduzierung der Gehälter um zehn Prozent. Diese Maßnahme betrifft insbesondere die Mitarbeiter in der Entgeltstufe 8, die derzeit etwa 4.107 Euro verdienen. Eine Lohnkürzung in dieser Höhe würde ihr Einkommen auf 3.696 Euro drücken, was unter dem Verdienst eines Arbeitnehmers in der niedrigeren Entgeltstufe 6 liegen würde. Diese drastischen Einschnitte könnten die finanzielle Stabilität und Motivation der Belegschaft ernsten Gefährdungen aussetzen.
Gewerkschaftsreaktionen und Sorgen der Belegschaft
Die Vertrauenskörperleitung der IG Metall, die den VW-Mitarbeitern gegenübersteht, hat nicht ohne Grund eine detaillierte Berechnung dieser möglichen Lohnkürzungen erstellt. Die Gewerkschaft bereitet sich intensiv auf die anstehenden Verhandlungen vor, um die Sorgen und Bedürfnisse der Mitarbeiter zu vertreten. Schon während der Vorbereitungen zu einem Leistungspaket hatte der Vorstand eine Lohnkürzung ins Gespräch gebracht, was von IG Metall als direkte Bedrohung der Arbeitnehmerrechte gewertet wird.
Die Ausmaße dieser Lohnkürzungen sind alarmierend. Ein Meister, der in der Entgeltgruppe 15 eingruppiert ist, würde statt 5.951 Euro nur noch 5.356 Euro erhalten, was erhebliche finanzielle Einbußen bedeutet. Diese Zahlen werfen ein grelles Licht auf die aktuellen Entwicklungen innerhalb des Unternehmens und zeigen, wie wenig Rücksicht auf die Belegschaft genommen wird.
Ein weiterer Streitpunkt ist die sogenannte Vertikalitätsquote, die das Verhältnis der Vorstandsgehälter zu den durchschnittlichen Mitarbeitergehältern beschreibt. Der aktuelle Wert bei Volkswagen ist mit 85 überaus hoch. So verdient ein Vorstand im Jahr 2023 im Durchschnitt 6,499 Millionen Euro – das entspricht dem 85-fachen des Durchschnittsgehalts eines VW-Mitarbeiters. Zum Vergleich: bei der Porsche AG liegt dieser Faktor bei 28, was in der Belegschaft für zusätzlichen Unmut sorgt.
Für die bevorstehenden Tarifverhandlungen haben die Gewerkschaften klare Forderungen formuliert. Die VW-Tarifkommission von IG Metall strebt eine Lohnerhöhung von sieben Prozent über eine Laufzeit von zwölf Monaten an. Zudem wird eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro pro Ausbildungsjahr gefordert. Solche Forderungen stellen einen Versuch dar, die bestehenden Missstände zumindest teilweise wieder auszugleichen. Die Verhandlungen, die etwa 120.000 Beschäftigte an den sechs Standorten der Volkswagen AG sowie drei Tochterunternehmen betreffen, werden voraussichtlich im Oktober beginnen.
Die Situation bei VW steht symbolisch für die Spannungen, die in großen Unternehmen oft zwischen Belegschaft und Management entstehen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, wie VW und die Gewerkschaften diese Herausforderungen angehen werden und ob es gelingt, eine Einigung zu finden, die die Interessen der Beschäftigten angemessen berücksichtigt.