In Wolfsburg haben sich kürzlich VW-Arbeiter mit Reportern der World Socialist Web Site (WSWS) getroffen, um über die anhaltenden Angriffe des Unternehmens auf Löhne und Arbeitsplätze zu diskutieren. Die anwesenden Arbeiter waren überwiegend der Meinung, dass die Gründung unabhängiger Aktionskomitees zur Verteidigung ihrer Interessen unerlässlich ist. Diese sollten Standort-übergreifende Zusammenarbeit fördern und die geheimen Vereinbarungen zwischen Betriebsrat und Konzernleitung öffentlich machen.
„Das Vertrauen in den Betriebsrat ist weg“, erklärte Sarah, eine langjährige Mitarbeiterin des Unternehmens. Ihre Bedenken sind nachvollziehbar: In den letzten Jahren wurde kein neues Personal eingestellt, und gerade erst wurde eine Beschäftigungssicherung, die bis 2029 gelten sollte, gekündigt. Die anwesenden Arbeiter waren sich einig, dass die aktuelle Situation, in der das Management und die Gewerkschaftsvertreter oft an einem Strang ziehen, nicht tragbar ist.
Ruf nach internationalem Zusammenhalt
Die Atmosphäre unter den Arbeitern war von einem starken Gefühl der Unzufriedenheit geprägt. Bernd*, ein weiterer Mitarbeiter, formulierte dies deutlich: „Als einzelne können wir nichts machen. Der Fisch stinkt vom Kopf her.“ Viele sprachen sich für ein gemeinsames, solidarisches Vorgehen über die Unternehmensgrenzen hinweg aus, was deutlich macht, dass die Schaffung einer globalen Strategie für die Arbeiterbewegung notwendig ist. Auch die oben genannte Anregung, anonym am Aktionskomitee teilzunehmen, stieß auf positive Resonanz.
Der Ernst der Lage wird außerdem durch die aktuellen Sparmaßnahmen unter dem sogenannten „Performance“-Programm deutlich. Berichten zufolge sollen Milliarden eingespart werden, während gleichzeitig zahlreiche Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Dies sorgt für weitere Spannungen im Werk und eine allgemeine Unsicherheit unter den Beschäftigten.
Die Tatsache, dass über 4,5 Milliarden Euro an Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden, während die Belegschaft unter Druck steht, während bei den Eigentümern der VW-Kapitalgesellschaft ein Wohlstand anhält, verstärkt das Gefühl der Ungerechtigkeit. Ein Arbeiter bemerkte dazu: „Die Manager wollen weiterhin ihre Taschen genauso voll haben.“
Ein besorgniserregendes Bild ergibt sich auch aus den Aussagen über die aktuelle Gesellschaftslage. Ein Kollege wies darauf hin, dass man „nicht mehr wisse, wo das Management aufhört und wo der Betriebsrat anfängt“. Diese kritische Einschätzung der Verflechtungen zwischen den verschiedenen Akteuren verstärkt den Wunsch nach mehr Transparenz und dem Ende geheimer Verhandlungen.
In dem von der WSWS verteilten Flugblatt wurden klare Forderungen zusammengefasst: Die Verteidigung aller Arbeitsplätze an allen Standorten steht an oberster Stelle. Ausdrücklich wird gefordert, die Verhandlungen über das „Performance-Programm“ zu beenden – eine Maßnahme, die als klammheimlich betrachtet wird. Zudem soll eine Solidarität über Standorte und Nationen hinweg gefördert werden, um den Interessen der Beschäftigten Gehör zu verschaffen.
Forderungen des Aktionskomitees |
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Verteidigung aller Arbeitsplätze an allen Standorten! |
Offenlegung aller Einzelheiten des „Performance-Programms“. |
Kampf gegen die Spaltung der Belegschaften. |
Ein weiterer Aspekt in der Diskussion war das Potenzial einer Massenbewegung, die in anderen Ländern innerhalb des Konzerns bereits stattfindet. In Belgien etwa formiert sich Widerstand gegen drohende Arbeitsplatzverluste, während in den USA die Arbeiter von Wettbewerbern wie Stellantis ähnliche Initiativen ergreifen. Diese Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit eines globalen Austauschs und einer solidarischen Vorgehensweise innerhalb der Arbeiterbewegung.
„Wir rufen alle VW-Beschäftigten auf, sich an der Gründung des Aktionskomitees zu beteiligen“, wird in den Aufrufen an die Belegschaft festgestellt. Dabei wird betont, dass die Anonymität der Teilnehmer gewahrt wird, um die Sicherheit der Engagierten zu gewährleisten. Die Initiative verspricht, ein entscheidender Schritt im internationalen Kampf der Arbeiter gegen die Kürzungen und Ungerechtigkeiten der großen Automobilkonzerne zu sein.
* Name von der Redaktion geändert.