Die Stadt Verden plant eine umfassende Neugestaltung des Syndikatshofes am Norderstädtischen Markt. Dieses ambitionierte Projekt erfordert erhebliche finanzielle Mittel, die sich nun auf rund 4,9 Millionen Euro belaufen. Mehr als 1,4 Millionen Euro werden zusätzlich benötigt, um die angestrebten Standards für das neue Archiv zu verwirklichen, das als wichtiger Lernort für Geschichte und Demokratie dienen soll. Diese Pläne sind das Resultat jahrelanger Überlegungen und Machbarkeitsstudien.
Die Diskussion um die Kosten und notwendigen Einsparungen nahm jedoch unerwartete Wendungen. Claudia Schlosser, eine SPD-Politikerin, stellte Fragen nach möglichen Einsparungen, doch es kam zu keiner Einigung. Der Kämmerer Andreas Schreiber merkte an, dass wirkliche Einsparungen nur durch die Streichung des gesamten Archivbaus realisiert werden könnten – eine Idee, die sofort auf vehementen Widerstand stieß. Anja König von der CDU sprach sich klar gegen eine solche Entscheidung aus. Letztendlich hat der Finanzausschuss dem Projekt mit den angepassten Kosten zugestimmt, in Anbetracht der zusätzlichen Fördermittel aus einem speziellen Topf.
Archiv als Pflichtaufgabe
Die Stadt hat die gesetzliche Verantwortung, ein Archiv zu unterhalten, in dem Dokumente der Verwaltung aufbewahrt werden. Wolfgang Tobias, der Leiter der Abteilung Hochbau, betonte, dass die Anforderungen an den Denkmalschutz und die Haustechnik die ursprünglich geschätzten Kosten erheblich beeinflusst haben. Dies ist besonders wichtig, da das Archiv nicht nur zur Ablage dient, sondern auch den Bedürfnissen von Nachfahren, Heimatforschern und Schulen gerecht werden muss.
Aktuell sind die bestehenden Archivstandorte unzureichend und die Dokumente oft in Kellern und anderen unzureichend gesicherten Räumen gelagert. Dies birgt Risiken, wie der Verfall von wichtigen historischen Dokumenten durch unzureichende Lagerbedingungen. Ein neuer Standort könnte diese Probleme beheben und somit den Zugang zu wertvollen Informationen verbessern.
Die Auflagen für den Neubau sind klar: Ein Leseraum, ein Magazin und Büroräume müssen eingerichtet werden, um den Anforderungen der Landesbehörde gerecht zu werden. Archivdokumente müssen in einen Quarantäneraum gebracht werden, wenn Schimmel oder andere Schäden festgestellt werden. Der Platz ist zwar begrenzt, aber es besteht ein dringender Bedarf, die Funktionalität und Sicherheit der Arbeit zu gewährleisten. Wie Tobias erklärte, wird das neue Archiv nicht über die Maßstäbe eines Staatsarchivs hinausgehen.
Die finanzielle Unterstützung für das Projekt wird durch Fördermittel abgesichert, unter anderem 1,28 Millionen Euro aus dem Fonds „Resiliente Innenstädte“. Mit dem aktuellen Budget wird die finanzielle Belastung für die Stadt Verden auf 117.200 Euro begrenzt. Dies wurde im Finanzausschuss wohlwollend zur Kenntnis genommen. Rasmus Grobe von den Grünen äußerte sich positiv über die anhaltende geringe Eigenbeteiligung der Stadt. Er betrachtet die Umgestaltung des Syndikatshofes als entscheidenden Schritt zur Belebung der Innenstadt.
Die finale Entscheidung über die Finanzierung muss noch vom Stadtrat genehmigt werden, doch der Baubeginn ist bereits für das Frühjahr 2025 geplant. Die Fertigstellung des neuen Archivs soll im Dezember 2026 erfolgen, was den Verdener Bürgern einen modernen und funktionalen Zugang zu wichtigen Dokumenten und Informationen bieten wird.
– NAG