In der kalten Jahreszeit stehen viele Familien vor der Herausforderung, dass ihre Kinder ständig erkältet sind. Glasige Augen, laufende Nasen und das Quengeln jüngerer Kinder sind für viele Eltern bereits Alltag geworden. Professor Marcus Krüger, Chefarzt der Kinderintensivstation der München Klinik Schwabing und Harlaching, erklärt, dass Kinder unter Schulalter durchschnittlich bis zu acht Infekte pro Saison erleiden können. Das lässt Eltern oft das Gefühl haben, ihre Kleinen kommen aus dem krankheitsbedingten Teufelskreis nicht heraus.
Gerade in der nass-grauen Zeit verbringen viele Menschen mehr Zeit in geschlossenen Räumen, was die Ansteckungsgefahr deutlich erhöht. Die für Kinder unsichtbare Bedrohung lauert in Tröpfchen, die Infizierte ausatmen. Diese Tröpfchen können an den Schleimhäuten der Kinder haften bleiben und erste Infekte verursachen. Kinderärzte betonen, dass die Oberflächenstruktur der Viren, sogenannte Antigene, dem Immunsystem unbekannt sind, sodass die ersten Auseinandersetzungen oft besonders heftig verlaufen.
Wie funktioniert das Immunsystem der Kinder?
Jedes Mal, wenn Kinder mit einem neuen Krankheitserreger in Kontakt kommen, wird ihr Immunsystem stärker. Kinderarzt Ulrich Fegeler erklärt, dass sich das Immunsystem durch den Kontakt mit Erregern „Baupläne“ für Antikörper erstellt. Das bedeutet, dass künftige Infektionen in der Regel milder verlaufen. Vor allem in Kindergartenumgebungen passieren diese Begegnungen häufig, sodass Kinder frühzeitig viele Erreger kennenlernen können.
Eltern können wenig tun, um die Ansteckung an sich zu verhindern. „Es gibt keinen richtigen Schutz“, sagt Krüger. Um das Immunsystem allerdings zu stärken, sind Kinder und Erwachsene auf Bewegung im Freien und eine ausgewogene Ernährung angewiesen. Interessanterweise könnte Vitamin C, das oft als Abwehrhilfe angepriesen wird, aus einer normalen Ernährung gewonnen werden. Viel Obst und Gemüse, insbesondere Zitrusfrüchte, können helfen, den Bedarf zu decken.
Impfungen und ihre Bedeutung
Zu den äußerlichen Maßnahmen gehört auch der Umgang mit Impfungen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) spricht keine klare Empfehlung für die Grippeschutzimpfung bei gesunden Kindern aus, rät jedoch nicht davon ab. Insbesondere in Haushalten mit immungeschwächten Personen kann der Schutz sinnvoll sein. Die Impfung reduziert das Risiko, dass das Kind die Grippe in die Familie bringt, was für kränkere Angehörige potenziell gefährlich sein kann.
Was tun, wenn das Kind tatsächlich erkrankt ist? Es gibt kein Wundermittel, um einen Atemwegsinfekt zu beschleunigen. Eltern können jedoch versuchen, das Kind während seiner Krankheitsphase zu unterstützen. Dazu gehört, dass das Kind ausreichend Flüssigkeit erhält, besonders bei Fieber. Wenn das Kind appetitlos wirkt, ist es wichtig, gelassen zu bleiben. Der Körper signalisiert, dass er weniger Nahrung benötigt, um nicht zusätzlich belastet zu werden. Sollte das Kind Hunger haben, sind leichte Kost wie Nudeln oder Suppen empfehlenswert.
In solchen Zeiten sollten Eltern auch auf die Körpertemperatur des Kindes achten. Fieber kann ein normales Zeichen einer Infektion sein, solange das Kind dennoch aktiv und fröhlich ist. Sollte das Kind jedoch Anzeichen von ernsthafter Beschwerden zeigen, wie z.B. anhaltende Schläfrigkeit oder Fieberkrämpfe, ist es an der Zeit, einen Arzt aufzusuchen. Eltern sollten auch bei ungewöhnlichen Hustenarten, beispielsweise bei heiserem oder bellendem Husten, einen Arzt konsultieren, um sicherzustellen, dass keine ernste Erkrankung vorliegt.