In Hannover hat am heutigen Vormittag die erste Runde der Tarifverhandlungen zwischen Volkswagen und der IG Metall begonnen. Diese Verhandlungen sind von besonderer Bedeutung, da Volkswagen in letzter Zeit mehrere Tarifverträge, darunter eine seit 30 Jahren geltende Beschäftigungsgarantie, gekündigt hat. Thomas Knabel, der Chef der IG Metall in der Region Zwickau, äußerte gegenüber dem MDR, dass die Belegschaft zwar über die Probleme bei VW informiert sei, jedoch kaum Verständnis dafür aufbringe, dass gleichzeitig Rekorddividenden an die Anteilseigner ausgeschüttet werden.
Um 5 Uhr morgens begab sich Uwe Kunstmann, der Betriebsratschef von Volkswagen in Zwickau, mit einem Konvoi von vier Bussen und 200 Arbeitern nach Hannover. Ziel war es, den Vorstand mit einem lautstarken Pfeifkonzert zu empfangen, um dessen Unterstützung für die Belegschaft zu demonstrieren. Kunstmann betonte die Notwendigkeit, dass die gesamte Volkswagen-Familie „gemeinsam in die Krise, durch die Krise und aus der Krise“ gehen müsse. Er äußerte jedoch Bedenken, dass die Lasten in erster Linie von den Arbeitnehmern getragen werden sollten, während das Management die Fehlentscheidungen vertusche.
Wichtige Forderungen und Herausforderungen
Im Kern verlangen die Gewerkschaften sichere Arbeitsplätze und höhere Löhne. Der Automobil-Experte Stefan Bratzel stellte fest, dass die Situation für Volkswagen angespannt ist. „Die Produktionskosten stehen an erster Stelle, aber auch die Verwaltungskosten müssen deutlich gesenkt werden“, erklärte er und wies darauf hin, dass die deutschen Werke in der Regel teurer produzieren als die im Ausland, beispielsweise in Spanien.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Absicht der IG Metall, keine Werksschließungen hinzunehmen. Der Zwickauer IG-Metall-Chef Knabel kritisierte die aktuellen Überlegungen, lediglich über die hohen deutschen Arbeitskosten zu reden, während gleichzeitig im Juni Rekorddividenden in Höhe von 4,5 Milliarden Euro an die Anteilseigner gezahlt wurden. „Die Kollegen wissen genau, wo das Geld herkommt“, fügte Knabel hinzu und verwies auf die Unzulänglichkeiten des Vertriebskonzepts und der Softwareentwicklung bei VW.
Perspektiven und Bedenken der Zulieferer
Die Auswirkungen möglicher Werksschließungen überschreiten die Volkswagen-Werke und betreffen auch die zahlreichen Zulieferer in den betroffenen Regionen. Dirk Vogel, Geschäftsführer beim Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen, äußerte große Sorgen. „Eine Schließung führt zu einem riesigen Problem für die Zulieferer und Dienstleister in der Umgebung“, warnte er. Der Zuliefererverband sieht die Notwendigkeit, neue Modelle zu entwickeln und die Werke optimal auszulasten. Eine Schließung wäre ein Rückzug und ein negatives Signal für die gesamte Branche. Momentan geht er davon aus, dass das Werk in Zwickau bestehen bleibt, was sowohl den Zulieferern als auch der IG Metall zugutekommt.
Die nächsten Verhandlungsrunden werden entscheidend sein, nicht nur für die Zukunft von Volkswagen, sondern auch für die gesamte Automobilbranche in Deutschland und ihre regionalen Zulieferer und Dienstleister. Um die Herausforderungen zu meistern, ist eine Zusammenarbeit über die einzelnen Marken hinweg unerlässlich. Die IG Metall fordert eine stärkere Nutzung von Synergien zwischen den Konzernmarken wie Audi und Porsche, um eine nachhaltige Lösung zu finden und die Zukunft von VW zu sichern. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.tagesschau.de.