Das Kunsthaus Göttingen empfängt seine Besucher mit einer spannenden und einzigartigen Ausstellung. Unter dem Titel „Togetherness“ wird bis zum 10. November eine beeindruckende Sammlung von Comics und Graphic Novels präsentiert, die sich mit Themen wie Freundschaft, Zugehörigkeit und Identität auseinandersetzt. Mit freiem Eintritt zieht die Schau zahlreiche Kunstinteressierte an und bietet einen frischen Blick auf eine oft vernachlässigte Kunstform.
Direkt im Eingangsbereich werden die Ankömmlinge bereits herausgefordert: Eine große, lila-bedruckte Spinne, die an eines der „Haustiere“ in Marijpols Comic „Hort“ erinnert, sorgt für ungläubige Blicke. Die Kombination aus bildlicher Kunst und lebendigem Objekt schafft eine außergewöhnliche Atmosphäre, die die Gäste sowohl fasziniert als auch überrascht.
Ein Blick hinter die Kulissen der Comics
Die Ausstellung ist eine Premiere für das Kunsthaus, das nun das Medium Comic und Graphic Novel in den Vordergrund stellt. Kunsthaus-Geschäftsführerin Dorle Meyer erklärt, dass sich die gezeigten Werke um Intimität und Körpervorstellungen drehen, aber auch um queere Beziehungen und Selbstoptimierung. Diese Geschichten sind rege persönliche Erfahrungen der Künstlerin und Autorin und zeigen, wie vielseitig und ausdrucksstark die Comic-Kunst sein kann.
Zahlreiche junge Talente sind an dieser Schau beteiligt, darunter Nino Bulling, Lina Ehrentraut und Tommi Parrish aus Australien. Die Herausforderung lag nicht nur in der Auswahl der Sequenzen, sondern auch in der ansprechenden Präsentation der Kunstwerke. Die Vielfalt der Formate – von großformatigen Bildern bis hin zu kleinen Comic-Sequenzen – bietet für jeden Geschmack etwas und entzündet die Fantasie.
Der Raum im Erdgeschoss zeigt die unterschiedlichen stilistischen Ansätze der Künstler. Hier hängen farbenfrohe Werke von Tommi Parrish, während die Arbeiten von Nino Bulling in vielen schwarzen und weißen Rahmen angeordnet sind. Diese Gegenüberstellung verstärkt das Gefühl der künstlerischen Entfaltung, das sich durch die gesamte Ausstellung zieht.
Von Skulpturen und unterhaltsamen Erlebnissen
Die Schau wird zudem durch eine Reihe von Skulpturen und handgemachten Objekten ergänzt, die eigens für „Togetherness“ im Kunsthaus geschaffen wurden. Diese Werke bereichern die Ausstellung und verleihen ihr eine zusätzliche Dimension. Der kreative Prozess, der hinter vielen dieser Arbeiten steckt, wird im dritten Raum sichtbar, wo Skizzenbücher und Vorabzeichnungen ausgestellt sind.
Besucher können auch selbst in die Welt der Comics eintauchen und sich in die Geschichten vertiefen, denn Comic-Bücher liegen zum Lesen bereit. Meyer betont das Ziel, eine einladende Umgebung zu schaffen, in der Interessierte mehr über die Ursprünge und die Entstehung der gezeigten Werke erfahren können.
Die Exhibition „Togetherness“ ist aktuell die 15. Ausstellung im Kunsthaus Göttingen und läuft noch bis zum 10. November. Die Öffnungszeiten sind donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie freitags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Die Möglichkeit, das Gezeigte kostenlos zu erleben, ist ein weiterer Anreiz, die kreative Energie, die in dieser Ausstellung steckt, in vollem Maße zu genießen.
Die Kraft der Comics in der Kunstszene
Die Ausstellung „Togetherness“ im Kunsthaus Göttingen zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial das Medium Comic hat, um tiefgreifende Themen ansprechend und unterhaltsam darzustellen. Der Besuch lohnt sich nicht nur für Comic-Fans, sondern für jeden, der sich für zeitgenössische Kunst interessiert. Dort wird deutlich, dass Comics weit mehr sind als lediglich Unterhaltung; sie sind ein wertvolles künstlerisches Ausdrucksmedium, das komplexe Emotionen und gesellschaftliche Fragestellungen in einer zugänglichen Form behandelt.
Die Ausstellung „Togetherness“ im Kunsthaus Göttingen ist Teil eines größeren Trends in der zeitgenössischen Kunst, der sich mit Beziehungen und Identität auseinandersetzt. Diese Themen stehen im Mittelpunkt vieler jüngerer Künstler und Künstlerinnen, die Bestrebungen haben, individuelle und kollektive Erfahrungen auszudrücken. Der Einsatz von Comics und Graphic Novels als Medium ist hier besonders bemerkenswert, da diese Formate oft als subkulturell betrachtet werden und es ermöglichen, komplexe Themen auf zugängliche und visuelle Weise zu vermitteln.
Einfluss der Popkultur auf die Kunstszene
Comics und Graphic Novels haben in den letzten Jahren zunehmend an Ansehen in der Kunstwelt gewonnen. Früher als bloße Unterhaltung für Kinder abgetan, werden sie nun ernsthaft als Kunstform anerkannt. Dies zeigt sich auch in Museen und Galerien weltweit, wo Comic-Kunst regelmäßig ausgestellt wird. Die Relevanz dieser Medien für soziale Themen wie Identität und Zugehörigkeit spiegelt sich in der Arbeit vieler zeitgenössischer Künstler wider, die sich mit Fragen der Geschlechtlichkeit, LGBTQ+-Identität sowie zwischenmenschlicher Beziehungen auseinandersetzen.
Ein Beispiel für eine ähnliche Entwicklung ist die Graphic-Novel-Bewegung, die in den letzten zwei Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen hat. Werke wie „Persepolis“ von Marjane Satrapi und „Maus“ von Art Spiegelman haben die Möglichkeiten des Mediums ausgelotet und damit den Weg für neue Erzählformen geebnet. Ausstellungen wie „Togetherness“ tragen dazu bei, diese Kunstform weiter zu legitimieren und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Besonderheiten der Ausstellung und Besucherinteraktion
Ein bemerkenswerter Aspekt der Ausstellung ist die Interaktivität, die Dorle Meyer fördern möchte. Neben dem reinen Betrachten der Werke können Besucher in die Comic-Bücher „reinlesen“, was eine aktive Teilnahme an der Ausstellung ermöglicht. Dieses Konzept weicht von klassischen Ausstellungen ab, wo oft nur der passive Konsum von Kunst gefragt ist. Durch die Bereitstellung von Skizzen und Entstehungsprozessen wird auch die kreative Reise der Künstler fokussiert, was den Besuchern einen tiefen Einblick in die Kunstproduktion gewährt.
Die Vielzahl an Kunstwerken – von handkolorierten Illustrationen bis hin zu großen Skulpturen – sorgt für eine dynamische und abwechslungsreiche Ausstellungserfahrung. Das Kunsthaus Göttingen fördert somit nicht nur die Auseinandersetzung mit den Themen der Ausstellung, sondern auch die Wertschätzung der unterschiedlichen Techniken und Stile, die in der zeitgenössischen Comicszene eingesetzt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ausstellung „Togetherness“ nicht nur künstlerisch wertvoll ist, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über Identität und Beziehung in unserer Gesellschaft leistet. Der Einsatz von Comic und Graphic Novel als Medien für diese Diskussion ist innovativ und spricht ein breites Publikum an, was die Relevanz und die Zukunft dieser Kunstform stärkt.
– NAG