Göttingen. Der Universität Göttingen steht in diesen Tagen ein Sturm ins Haus. Hofiert von vielen, steht Uni-Präsident Metin Tolan gleichzeitig im Kreuzfeuer der Kritik. Zunehmend ist von seiner möglichen Abwahl die Rede, was sowohl Befürworter als auch Kritiker in Bewegung setzt.
Ein vertrauliches Dokument, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, enthüllt, dass Tolan den Rückhalt des Universitäts-Senats verloren hat. Die besorgniserregenden Entwicklungen wurden zuletzt von Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) in einem Interview mit dem „Göttinger Tageblatt” thematisiert, in dem er die Gerüchte über Tolans mögliche Abwahl bestätigte. Gleichzeitig unterstützen einige prominente Persönlichkeiten Tolan und stellen sich gegen eine Abwahl.
Kritische Lage an der Universität
In dem besagten Papier, das von den stimmberechtigten Mitgliedern des Senats verfasst wurde, wird die gegenwärtige Situation an der Universität als „äußerst kritisch” beschrieben. Es wird eine tiefe Vertrauens- und Führungskrise diagnostiziert, die mit einer unklaren Zukunftsstrategie einhergeht. Besonders schwer wiegt der Umstand, dass eine Wiederwahl Tolans im Jahr 2026 als ausgeschlossen gilt, da die Mehrheit der Mitglieder ihn nicht als geeignet erachtet, die Universität in die Zukunft zu führen. Besondere Aufmerksamkeit erlangt dieses Thema durch das Scheitern der Georg-August-Universität in der Exzellenzinitiative, wo alle fünf Anträge im Februar abgelehnt wurden.
Die öffentlichen Äußerungen der Universität und des Senats sind zurückhaltend. „Es liegt uns fern, die Situation weiter zu eskalieren”, erklärte Senatssprecher Ramin Yahyapour und schloss eine Stellungnahme zu den Gerüchten aus. Bis jetzt haben auch die Hochschulvertreter ihr Schweigen bewahrt und darauf verwiesen, dass sie sich grundsätzlich nicht zu Gerüchten äußern.
Unterstützung für Präsidenten Tolan
Wie Minister Mohrs betont, hat Tolan nach wie vor sein Vertrauen. „Ich glaube, dass es für die Universität im Moment nicht dienlich wäre, die Handlungsfähigkeit des Präsidiums zu attackieren.” Er hebt hervor, dass es notwendig sei, die strategischen Entwicklungen gemeinsam anzugehen, anstelle in starren Strukturen zu verharren. In einem weiteren Punkt deutete Mohrs an, dass eine personelle Veränderung sogar bis zur Ernennung eines neuen Präsidenten, der vielleicht direkt vom Land ernannt wird, nicht ausgeschlossen bleibt. „Wenn permanent die Gefahr besteht, als Person in der Diskussion infrage gestellt zu werden, wird es schwierig, zielführend zu arbeiten”, erklärte der Minister weiter und stellte klar, dass die Autonomie der Hochschulen Verfassungsrang hat und respektiert werden muss.
Die Geschehnisse an der Universität Göttingen werfen erheblichen Licht auf die Herausforderungen im akademischen Bereich und die Balance zwischen Führung und Vertrauen, die für eine erfolgreiche Institution unerlässlich sind. Trotz dieser ernsten Lage bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird. Die aktuellen Diskussionen um Metin Tolan stehen symptomatisch für eine breitere Debatte über Verantwortung und Zukunftsplanung an deutschen Universitäten.
Die vollständige Berichterstattung finden Sie hier.