Hankensbüttel. Die Neugierde unter den Snack-Liebhabern wächst! Eine geplante Störung in der Produktion könnte die Regale in den nächsten Wochen leerer erscheinen lassen. Dies ist auf den bevorstehenden Warnstreik in der Süßwarenfabrik Lorenz zurückzuführen, der von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ins Leben gerufen wurde.
Der Anlass für diesen 24-stündigen Warnstreik ist die Unzufriedenheit mit den Ergebnissen der ersten Tarifverhandlung für die Süßwarenindustrie in Niedersachsen und Bremen. Die NGG plant, die Beschäftigten in Hankensbüttel am Montag, dem 19. August, bis Dienstagmorgen zu mobilisieren, um auf die Forderungen der Arbeiter aufmerksam zu machen. Die Gehaltsforderungen haben es in sich: Die NGG verlangt eine Erhöhung von 9,9 Prozent, wobei jeder Beschäftigte mindestens 360 Euro mehr im Monat erhalten soll. Auszubildende sollten mit einer Erhöhung von 190 Euro pro Monat rechnen können.
Hintergrund und Forderungen
„Die Süßwarenindustrie hat momentan strategische Vorteile. Während Preissteigerungen für die Händler problemlos umgesetzt werden, bleibt den Beschäftigten oft nur ein schmaler Lohn“, erklärt Katja Derer, die Geschäftsführerin der NGG in Süd-Ost-Niedersachsen-Harz. Die Gewerkschaft fordert daher eine gerechtere Verteilung der Gewinne, die die Branche erzielt. Derer zeigt sich zuversichtlich, dass in der nächsten Verhandlungsrunde ein besseres Angebot vorgelegt wird.
Auf die ersten Verhandlungen folgte ein enttäuschendes Angebot der Arbeitgeber: Eine schrittweise Lohnerhöhung von lediglich 2,8 Prozent für 2024 und 2,2 Prozent für 2025 wurde vorgeschlagen, verbunden mit einer Laufzeit des Tarifs von 27 Monaten. Für die Auszubildenden sahen die Arbeitgeber lediglich eine Erhöhung von 50 Euro pro Jahr vor. „Die langen Verträge sind nicht tragbar“, sagt Derer. „Sie übertragen die wirtschaftlichen Risiken auf die Beschäftigten und schränken unsere Flexibilität ein.“
Anfangs hatte die NGG angestrebt, den Tarifvertrag einheitlich für alle Betriebe der Süßwarenindustrie in Deutschland auszuhandeln. Doch die Arbeitgeber wiesen diesen Vorschlag zurück. Trotz dieser Rückschläge haben die Beschäftigten in einem bundesweiten Aufruf Klarheit gezeigt, dass sie sich nicht spalten lassen möchten. „Die einheitlichen Forderungen belegen die Solidarität unter den Arbeitern, auch wenn die Verhandlungen in neun verschiedenen Tarifgebieten stattfinden“, stellt Derer fest.
Auswirkungen des Warnstreiks
Was bedeutet dieser Warnstreik nun konkret für die Verbraucher? Knabberartikel könnten vorübergehend rar werden, was die Stimmung bei den Snack-Fans trüben könnte. Lokale Geschäfte in der Region Gifhorn müssen sich auf mögliche Engpässe einstellen und könnten in der kommenden Zeit weniger Produkte im Sortiment haben.
Die Situation bei Lorenz könnte eine breitere Diskussion über wirtschaftliche Gerechtigkeit in der Branche auslösen. Die NGG und die Beschäftigten setzen darauf, dass die Arbeitgeber die Verhandlungen ernst nehmen und mit einem besseren Angebot reagieren. „Zu viele Jahre wurden die Löhne gedrückt, während die Gewinne sprudeln. Es ist Zeit für einen fairen Anteil“, betont Derer.
Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten, aber die Unruhe bei Lorenz zeigt, dass die Beschäftigten für ihre Rechte eintreten und nicht bereit sind, ihre Stimme in den Verhandlungen zu verlieren. Es könnte der Anfang eines bedeutenden Umdenkens in der Branche sein.
Ein Aufruf zur Solidarität
Die bevorstehenden Entwicklungen bei Lorenz sind ein wichtiges Zeichen für alle, die im Bereich der Süßwarenindustrie tätig sind. Demonstrationen und Warnstreiks wie dieser könnten in Zukunft häufiger vorkommen, da immer mehr Arbeitnehmer für bessere Bedingungen kämpfen. Die Tatsache, dass Beschäftigte gemeinsam für ihre Forderungen eintreten, könnte bedeutsame Veränderungen in der Lohnstruktur der Branche einleiten und weitere Aktionen nach sich ziehen.
Hintergrund der Tarifverhandlungen in der Süßwarenindustrie
Die aktuellen Verhandlungen in der Süßwarenindustrie finden vor dem Hintergrund eines sich verändernden Marktumfelds statt. Die Branche hat in den letzten Jahren einen stabilen Gewinnzuwachs verzeichnet, was durch die steigende Nachfrage nach Snacks und Süßigkeiten begünstigt wurde. Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) zeigten die Umsatzahlen der Lebensmittelbranche, insbesondere im Snack-Segment, ein anhaltendes Wachstum, was die Unternehmen in eine komfortable Position versetzt hat, um faire Löhne zu zahlen.
Die Auswirkungen der Inflation haben jedoch auch die Beschäftigten erreicht. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und einer anhaltenden Inflation wird von der Gewerkschaft NGG ein signifikanter Lohnzuwachs gefordert. Dies spiegelt sich in der Forderung nach einem Plus von 9,9 Prozent für die Beschäftigten wider. Das Wirtschaftswachstum in der Süßwarenindustrie wirkt sich unterdessen auf die Verhandlungen aus, da die Unternehmen weiterhin von den erhöhten Verkaufszahlen profitieren, während viele Arbeitnehmer mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfen.
Kritik an den Arbeitgeberangeboten
Die Reaktionen auf das Angebot der Arbeitgeber zeigen die Unzufriedenheit innerhalb der Belegschaft. Die vorgeschlagenen Löhne sind nicht nur niedrig, sie sind auch auf eine ungewöhnlich lange Laufzeit von 27 Monaten ausgelegt. Diese Laufzeit fügt den Beschäftigten ein zusätzliches Risiko hinzu, da unvorhergesehene wirtschaftliche Engpässe nicht mehr im Rahmen von Tarifverhandlungen angesprochen werden könnten. Laut Katja Derer, der Geschäftsführerin der NGG in Süd-Ost-Niedersachsen-Harz, ist eine kurze Laufzeit für Tarife wichtig, um schneller auf Entwicklungen auf dem Markt reagieren zu können und Arbeitsplätze abzusichern.
Die historische Perspektive: Streiks in der Lebensmittelindustrie
Die Geschichte der Arbeitskämpfe in der Lebensmittelindustrie ist geprägt von Kämpfen um faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. In den 1980er Jahren kam es in Deutschland zu mehreren bedeutenden Streiks, um die Löhne an die Inflation anzupassen und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Streiks in der Süßwarenindustrie sind zwar spezifisch, jedoch stehen sie in einem größeren Zusammenhang von gewerkschaftlichem Widerstand gegen stagnierende Löhne und Preiserhöhungen seitens der Arbeitgeber.
Diese historischen Streiks führten zu wichtigen Fortschritten in den Tarifverhandlungen. Heutzutage sind Gewerkschaften wie die NGG besser organisiert und haben gesunde Netzwerke im Kampf um die Rechte der Arbeitnehmer geschaffen, was der Schlüssel zu einem erfolgreichen Tarifabschluss sein könnte.
Zusammengefasst wird deutlich, dass die aktuelle Tarifverhandlung nicht isoliert betrachtet werden kann. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die historischen Erfahrungen der Arbeitnehmer spielen eine zentrale Rolle in den Diskussionen und dem Streikverhalten, das wir jetzt beobachten. Die NGG hat eine hohe Verantwortung, die Interessen der Beschäftigten authentisch zu vertreten und auf faire Arbeitsbedingungen zu drängen.
– NAG